Eröffnung der neuen Vortragsreihe "Epstein-Vorlesungen"
Wien (pk) - Mit seinem Eröffnungsvortrag "Das Palais Epstein – ein lebendiges Denkmal"
leitete Professor Leon Zelman, Direktor des Jewish Welcome Service Vienna, am 03.10. die neue Veranstaltungsreihe
des Parlaments "Epstein-Vorlesungen" ein. Er war es, der in besonderem Maße dafür verantwortlich
zeichnet, dass die historische Bedeutung des Palais ins öffentliche Bewusstsein gerufen worden ist.
Darauf nahm auch Nationalratspräsident Andreas Khol in einer Videobotschaft Bezug. Leon Zelman, betonte er,
habe ihm einen Zugang zum Palais Epstein eröffnet, "der einmalig ist".
Leon Zelman selbst zeigte sich "bewegt und gerührt" und dankte Nationalratspräsident Andreas
Khol für die gute Zusammenarbeit. Als er, Zelman, nach dem Krieg das Palais Epstein zum ersten Mal gesehen
habe, habe sich die Idee eines Hauses der Erinnerung in ihm festgesetzt. Der Weg sei schwierig gewesen, sagte er,
seine Intention sei es nun, das Haus zu einem "lebendigen Denkmal" zu machen, zu einem "offenen
Platz der Begegnung", wo die Erinnerung wach gehalten wird. Rund 200.000 Juden hätten in Wien gelebt
und mitgeholfen, dass diese Stadt eine Stadt der Kultur geworden ist. Die Erinnerung sei heilig, und es sei wichtig,
dass jedes Volk an der Erinnerung festhält. Das gelte auch für die Jugend. Gerade ihr müsse man
erzählen, wo alles begonnen habe. Der Holocaust habe seinen Ausgang nicht in Auschwitz genommen, sondern im
tagtäglichen Leben, auf den Straßen Wiens, noch lange vor dem Anschluss an Nazideutschland. Kritische
Worte fand Zelman zu Aussagen, wonach die Entschädigungszahlungen ein politisches Kalkül gewesen seien.
Im Rahmen der Vortragsreihe "Epstein-Vorlesungen", die von Leon Zelman gemeinsam mit Brigitte Hamann
initiiert wurde, sollen die verschiedenen Aspekte, die mit dem Palais Epstein und seiner Geschichte in Verbindung
stehen, sowohl aus persönlicher als auch aus wissenschaftlicher Sicht beleuchtet und dokumentiert werden.
Zeitzeugen und Zeitzeuginnen werden eingeladen, ihre individuellen Erinnerungen und Erfahrungen einzubringen, WissenschafterInnen
sind gefragt, das breite Spektrum der Geschichte des Hauses und des österreichischen Judentums aus dem Blickwinkel
der Forschung zu ergänzen. Das Palais als unverfälschtes architektonisches Zeugnis für das jüdische
Wien soll, auch im Sinne seines ehemaligen Besitzers Gustav Ritter von Epstein, ein Ort der Begegnung und der gemeinsamen
Reflexion werden.
Der nächste Termin ist bereits für den 18. Oktober geplant, wo Professor Schultheisz, der Urenkel von
Gustav Ritter von Epstein und ehemalige Gesundheitsminister in Ungarn, einen Vortrag halten wird.
Als Gäste konnten die Zweite Präsidentin des Nationalrates, Barbara Prammer, die ehemalige Präsidentin
des Bundesrates, Sissy Roth-Halvax, Abgeordnete Ulrike Lunacek, der ehemalige Bundeskanzler Franz Vranitzky sowie
der israelische Botschafter in Wien Dan Ashbel begrüßt werden. |