Zelman: Palais Epstein soll lebendiges Denkmal werden  

erstellt am
04. 10. 06

Eröffnung der neuen Vortragsreihe "Epstein-Vorlesungen"
Wien (pk) - Mit seinem Eröffnungsvortrag "Das Palais Epstein – ein lebendiges Denkmal" leitete Professor Leon Zelman, Direktor des Jewish Welcome Service Vienna, am 03.10. die neue Veranstaltungsreihe des Parlaments "Epstein-Vorlesungen" ein. Er war es, der in besonderem Maße dafür verantwortlich zeichnet, dass die historische Bedeutung des Palais ins öffentliche Bewusstsein gerufen worden ist.

Darauf nahm auch Nationalratspräsident Andreas Khol in einer Videobotschaft Bezug. Leon Zelman, betonte er, habe ihm einen Zugang zum Palais Epstein eröffnet, "der einmalig ist".

Leon Zelman selbst zeigte sich "bewegt und gerührt" und dankte Nationalratspräsident Andreas Khol für die gute Zusammenarbeit. Als er, Zelman, nach dem Krieg das Palais Epstein zum ersten Mal gesehen habe, habe sich die Idee eines Hauses der Erinnerung in ihm festgesetzt. Der Weg sei schwierig gewesen, sagte er, seine Intention sei es nun, das Haus zu einem "lebendigen Denkmal" zu machen, zu einem "offenen Platz der Begegnung", wo die Erinnerung wach gehalten wird. Rund 200.000 Juden hätten in Wien gelebt und mitgeholfen, dass diese Stadt eine Stadt der Kultur geworden ist. Die Erinnerung sei heilig, und es sei wichtig, dass jedes Volk an der Erinnerung festhält. Das gelte auch für die Jugend. Gerade ihr müsse man erzählen, wo alles begonnen habe. Der Holocaust habe seinen Ausgang nicht in Auschwitz genommen, sondern im tagtäglichen Leben, auf den Straßen Wiens, noch lange vor dem Anschluss an Nazideutschland. Kritische Worte fand Zelman zu Aussagen, wonach die Entschädigungszahlungen ein politisches Kalkül gewesen seien.

Im Rahmen der Vortragsreihe "Epstein-Vorlesungen", die von Leon Zelman gemeinsam mit Brigitte Hamann initiiert wurde, sollen die verschiedenen Aspekte, die mit dem Palais Epstein und seiner Geschichte in Verbindung stehen, sowohl aus persönlicher als auch aus wissenschaftlicher Sicht beleuchtet und dokumentiert werden. Zeitzeugen und Zeitzeuginnen werden eingeladen, ihre individuellen Erinnerungen und Erfahrungen einzubringen, WissenschafterInnen sind gefragt, das breite Spektrum der Geschichte des Hauses und des österreichischen Judentums aus dem Blickwinkel der Forschung zu ergänzen. Das Palais als unverfälschtes architektonisches Zeugnis für das jüdische Wien soll, auch im Sinne seines ehemaligen Besitzers Gustav Ritter von Epstein, ein Ort der Begegnung und der gemeinsamen Reflexion werden.

Der nächste Termin ist bereits für den 18. Oktober geplant, wo Professor Schultheisz, der Urenkel von Gustav Ritter von Epstein und ehemalige Gesundheitsminister in Ungarn, einen Vortrag halten wird.

Als Gäste konnten die Zweite Präsidentin des Nationalrates, Barbara Prammer, die ehemalige Präsidentin des Bundesrates, Sissy Roth-Halvax, Abgeordnete Ulrike Lunacek, der ehemalige Bundeskanzler Franz Vranitzky sowie der israelische Botschafter in Wien Dan Ashbel begrüßt werden.
 
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