Burgstaller: Sozial-Oskar als äußeres Zeichen der Anerkennung für Firmen, die
benachteiligten Menschen eine Chance geben
Salzburg (lk) - In der Gesellschaft sei erfreulicherweise der Trend festzustellen, dass die Leistungen
von Menschen mit Behinderung stärker anerkannt werden und ihnen heute eine höhere Wertschätzung
entgegengebracht werde als in der Vergangenheit. Alle Aktivitäten, die das Potenzial von Menschen mit Behinderung
erkennen und deren Fähigkeiten fördern, seien nicht nur für diese Menschen selber, sondern für
die gesamte Gesellschaft wertvoll. Nicht zuletzt werde eine Gesellschaft auch daran gemessen, wie sie mit Menschen,
die sich von der Mehrheit unter-scheiden, umgehe. Diese betonte Landeshauptfrau Mag. Gabi Burgstaller am 03.10.
in einem Informationsgespräch, bei dem zehn Salzburger Firmen, die mit dem Sozial-Oskar 2006 ausgezeichnet
werden, und vier Unternehmen, die den Ehren-Sozial-Oskar 2006 erhalten, vorgestellt wurden. Diese Auszeichnungen
von Pro Mente werden am "Welttag der psychischen Gesundheit", Dienstag, 10. Oktober, in der Salzburger
Residenz überreicht. Das Arbeitstrainingszentrum Salzburg der Pro Mente in Wals-Siezenheim, Angerstraße
10, feiert heuer unter dem Motto "!entrückt-normal-egal!" das 15-jährige Bestehen und veranstaltet
aus diesem Anlass die Erlebnisausstellung "Entrückte Welten“, die vom 9. bis 14. Oktober täglich
von 9.00 bis 16.00 Uhr im Arbeitstrainingzentrum in Wals-Siezenheim zu sehen ist.
Namens des Landes sprach die Landeshautfrau den ausgezeichneten Unternehmen die Hochachtung dafür aus, dass
sie in der freien Marktwirtschaft Menschen mit Beeinträchtigungen beschäftigen, deren Talente fördern
und ihnen eine Chance geben. Das sei umso wichtiger, als die persönliche Bestätigung, die Anerkennung
und das Selbstwertgefühl in einem großen Ausmaß durch Arbeit erfolge.
Der Landesgeschäftsführer des Arbeitsmarktservice Salzburg, Siegfried Steinlechner, informierte vom aktuellen
Arbeitsmarkt, dass es in Salzburg rund 3.800 Personen gebe, die aufgrund bundes- und landesgesetzlicher Grundlagen
als "begünstigt" Behinderte eingestuft sind. Aktuell sind 114 "begünstigt" Behinderte
beim AMS arbeitslos vorgemerkt, darüber hinaus 695 Personen mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen.
Die Sozial-Oskars 2006 für besonders hohes soziales Engagement gehen an die Bäckerei Brandl in Zell am
See, an die Bio Nahrungsmittel GesmbH in Grödig, an die Binder Holzbau-systeme GesmbH in Unternberg bei Tamsweg,
an die Reichl GesmbH in Salzburg, die Stary Haustechnik GesmbH & Co KG ebenfalls in Salzburg, das Bundesgymnasium
Seekirchen, die Kardinal Schwarzenberg'sche Krankenhaus Betriebsgesellschaft mbH in Schwarzach im Pongau, an Herbert
Lohfeyer, Ausbildner der Farbverarbeitung in Oberrain, anderskompetent GmbH in Unken, die Wiberg GesmbH in Salzburg
und die Maximarkt Bruck Handels GmbH in Bruck an der Glocknerstraße.
Der Ehren-Sozial-Oskar 2006 geht an die Generali Versicherungs AG, Salzburg, die M. Kaindl Holzindustrie KG, die
Porsche Bank AG, Salzburg, und die Spar Österreichische Warenhandels AG, Salzburg.
Menschen mit Behinderung unterstützen
Ziel von Pro Mente Salzburg sei die Reintegration beeinträchtigter Menschen in die Bereiche Wohnen und Arbeit.
Die Schwerpunkte der Tätigkeiten liegen dabei auf den Gebieten Arbeitsrehabilitation, Wohnrehabilitation,
Krisenintervention, Soziale Integration, Tagesstrukturierende Angebote, Angehörigenarbeit und Öffentlichkeitsarbeit.
Solidarität, Chancengleichheit und Freiwilligkeit seien dafür die wichtigsten Grundsätze, wofür
das Motto "So wenig Unterstützung wie möglich, so viel wie nötig" lautet, erklärte
der Präsident von Pro Mente Salzburg, Primar Univ.-Prof. Dr. Christoph Stuppäck. Zahlreiche Unternehmen
des Landes – mit und ohne Sozial-Oskar – seien zu wichtigen Kooperationspartnern geworden und tragen somit den
Gedanken der Chancengleichheit in unserer Gesellschaft mit.
Viele prominente Salzburgerinnen und Salzburger unterstützen die Anliegen von Pro Mente Salzburg und werden
am 10. Oktober die Überreichung der Sozial-Oskars vornehmen. Zum Ehrenkomitee gehören Vizepräsidentin
Dir. Regina Bayer-Volkmann (Pappas Gruppe), Intendant Peter Dolder (Landestheater Salzburg), Martin Grubinger (Multipercussion
Artist), Dkfm. Trude Kaindl-Hönig (SN-Gesellschafterin), Landesdirektor Dr. Hubert Nowak (ORF Salzburg), Vizepräsident
Dr. Hans Rathgeb (Landesgericht Salzburg), der Gitarrist und Komponist Peter Ratzenbeck, der Segelweltmeister und
Segelmacher Hubert Raudaschl, Präsident Komm.-Rat Julius Schmalz (Wirtschaftskammer Salzburg), Dir. Dr. Harald
Seiss (Salzburger Gebietskrankenkasse), Bettina Steigenberger (Steigenberger Hotels AG), Oberarzt Dr. Leonhard
Thun-Hohenstein (Leiter der Kinder- und Jugendpsychiatrie an der Universitätsklinik für Psychiatrie I
in Salzburg, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie), der
Kabarettist Ingo Vogl und Dr. Astrid Wimmer (Geschäftsführerin der Europatreuhand und Ernst Young).
15 Jahre Arbeitstrainingszentrum Salzburg
500 Teilnehmer/innen wurden beim Arbeitstrainingszentrum (ATZ) Salzburg seit seiner Gründung im Jahr 1991
betreut. Diese Zahl kennzeichnet die Erfolgsgeschichte in der Reintegration von Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen,
erklärte Univ.-Doz. Dr. Christian Geretsegger, Geschäftsführender Präsident von Pro Mente Salzburg.
Seit 1991 haben Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen, die aufgrund ihrer Erkrankung aus dem Arbeitsprozess
ausgeschlossen sind, die Möglichkeit, sich an die Anforderungen der Wirtschaft in einem geschützten Rahmen
– zunächst in internen Werkstätten, später auch in betrieblichen Praktika – anzunähern. Ziel
ist die Integration in die Wirtschaft.
Die Nachfrage nach einer Arbeitstrainingsmöglichkeit für Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen
steige stetig an. Die Zahl von ursprünglich 21 Trainingsplätzen wurde in den vergangenen Jahren auf 37
erhöht. Während es zu Beginn drei Trainingsbereiche gab, stehen den Klient/innen heute vier unterschiedliche
Trainingsbereiche zur Verfügung, die zusätzlich von einem Psychologischen Dienst und einem Outplacement
unterstützt werden.
Im September stieg der/die 500ste Teilnehmer/in in ein Arbeitstraining ein. 476 Personen haben seit 1991 ein Arbeitstraining
absolviert. 83 Prozent der Klient/innen, die das Training regulär beendeten, konnten sofort im Anschluss daran
in ein Dienstverhältnis oder eine Schulung einsteigen.
45 Prozent der Teilnehmer/innen sind zwischen 35 und 45 Jahre alt, wobei derzeit der Anteil der jüngeren Personen
sowie der über 40-Jährigen ansteige. 80 Prozent der Schulungsteilnehmer/innen sind ledig, und der Frauenanteil
liege bei 45 Prozent. Der Großteil der Klientel leide an Affektiven Störungen (29 Prozent), an Störungen
aus dem schizophrenen Formenkreis (26 Prozent) sowie an Persönlichkeitsstörungen (22 Prozent), sagte
Univ.-Doz. Geretsegger.
Die Kosten für das Arbeitstrainingszentrum tragen das Arbeitsmarktservice, das Land Salzburg sowie die Pensionsversicherungsanstalten.
Das ATZ war die erste Einrichtung im Bundesland Salzburg, die sich der Arbeitsrehabilitation und Integration von
Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen annahm. Heute sehr wichtige Projekte, wie die Arbeitsassistenz,
Reflex, die Member Projekte, AKKUS (Arbeitskräfte kompetent ueberlassen in Salzburg), wurden aus dem ATZ heraus
entwickelt. In Siezenheim befindet sich einer von insgesamt 17 ATZ-Standorten österreichweit.
Ausstellung und Tag der offenen Tür
Anlässlich des 15-jährigen Bestehens des Arbeitstrainingszentrums von Pro Mente wird vom 9. bis 14. Oktober
täglich von 9.00 bis 16.00 Uhr in Wals-Siezenheim die Erlebnisausstellung "entrückte Welten"
präsentiert, teilte die Sozialpädagogische Leiterin des ATZ Salzburg, Dipl. Soz.-Päd. Kerstin Philipp,
mit. In speziell eingerichteten Räumen können wesentliche Aspekte von Schizophrenie und Depressionen
audiovisuell erlebt werden. Die Besucher/innen der Ausstellung, die sich in dem Raum bewegen, sollen verschiedene
Anweisungen befolgen, werden jedoch über Kopfhörer im gewohnten Handlungsverlauf "gestört".
Dadurch sollen den Besucher/innen psychische Erkrankungen verständlich gemacht und mögliche Vorurteile
abgebaut werden. Gezeigt soll vor allem auch werden, dass diese Erkrankungen zwar jeden treffen können, dass
man ihnen aber nicht wehrlos gegenübersteht, betont Dipl. Soz.-Päd. Philipp.
Neben der Ausstellung findet am Mittwoch, 11. Oktober, von 9.00 bis 16.00 Uhr im Arbeitstrainingszentrum Pro Mente
Salzburg, Angerstraße 10, in Wals-Siezenheim ein Tag der offenen Tür mit Führungen durch die Werkstätten
statt. Der Eintritt ist frei. Um Anmeldungen unter Tel. 0662/85 36 95-41 wird gebeten. |