Rekorderträge für österreichische Unternehmen im Ausland  

erstellt am
16. 10. 06

Geringe Nettoinvestitionen im ersten Halbjahr 2006
Wien (oenb) - Im Rahmen einer gemeinsamen Pressekonferenz der Oesterreichischen Nationalbank und der UNCTAD wurde der jüngste World Investment Report in Wien präsentiert. Gleichzeitig stellte OeNB Direktor Dr. Peter Zöllner auch die jährlich erscheinende Publikation der OeNB zu den österreichischen Direktinvestitionen vor. Zum Jahreswechsel 2004/2005 hatten österreichische Investoren 49,8 Mrd Euro in strategischen Firmenbeteiligungen veranlagt, während der Wert ausländischer Beteiligungen in Österreich 45,8 Mrd Euro betrug. Dank massiver Neuinvestitionen im Jahr 2005 dürfte der Bestand zum Jahresende 2005 auf der Aktivseite bereits 57,5 Mrd Euro und auf der Passivseite 52,7 Mrd Euro betragen. „Österreich hat nach 1990 einen bemerkenswerten Aufholprozess gezeigt und weist seit 2003 eine aktive Investitionsposition auf“ erinnerte Direktor Zöllner.

Besonders erfreut zeigte sich Direktor Zöllner angesichts der Ertragsentwicklung: Mit Gewinnen von 4,2 Mrd Euro verzeichneten die Auslandstöchter in österreichischem Besitz im Jahr 2004 einen deutlichen Gewinnsprung (+1 Mrd Euro). Obwohl auch die Erträge der ausländisch beeinflussten Unternehmen in Österreich deutlich zulegen konnten, ergab sich zum zweiten Mal in Folge ein Ertragsüberschuss der österreichischen Volkswirtschaft. „Besonders gut war die Ertragsentwicklung in Mittel- und Osteuropa“ strich Direktor Zöllner hervor. Dort konnten in einigen Ländern sogar zweistellige Renditen erzielt werden.

Österreich ist bekanntlich Spitzenreiter bei Investitionen in Zentral- und Osteuropa. Dies gilt auch im Hinblick auf die bevorstehende Erweiterung der EU, erwähnte Direktor Zöllner: „Österreich dürfte zum Zeitpunkt des Beitritts sowohl in Bulgarien als auch in Rumänien der Investor Nummer Eins sein. Dies unterstreicht, wie wichtig die EU-Erweiterung für die österreichische Wirtschaft ist.“

Weiters ging Direktor Zöllner auf die aktuellen Entwicklungen ein und betonte, dass im ersten Halbjahr 2006 im Bereich der Direktinvestitionen Restrukturierungen und Konsolidierungen dominierten und trotz hoher Bruttoumsätze nur geringe Nettoinvestitionen zu verzeichnen waren.

Die strategischen Investitionen heimischer Investoren in ausländische Unternehmen erreichten in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres einen Wert von netto 1,2 Mrd Euro, den niedrigsten Halbjahreswert seit 2000. Gleichzeitig erreichten aber die Bruttowerte bei der Eigenkapitalzufuhr bzw. dem Eigenkapitalabbau mit 4,0 und 3,9 Mrd Euro außerordentlich hohe Werte. Eine Ausweitung der Direktinvestitionen erfolgte nahezu ausschließlich mittels reinvestierter Gewinne. Diese waren trotz Rekord hoher Gewinnausschüttungen von mehr als 1 Mrd Euro mit 1,3 Mrd Euro ebenfalls sehr hoch. Dämpfend wirkten die konzerninternen Kreditbeziehungen, da das ausstehende Volumen um 0,3 Mrd Euro zurückgeführt wurde.

Die beiden wichtigsten Investitionsziele waren im ersten Halbjahr 2006 Italien mit 860 Mio Euro und die Türkei mit 830 Mio Euro, wo die Minderheitsbeteiligung der OMV an der Petrol Ofisi ihren Niederschlag fand. Die Plätze drei und vier nahmen die Tschechische Republik und Schweden mit 440 bzw. 420 Mio Euro ein. Darauf folgen Länder Mittel- und Osteuropas (Ungarn, Rumänien, Serbien-Montenegro, Ukraine, Slowenien und die Slowakei) mit Beträgen zwischen 150 und 250 Mio Euro. Diesen Investitionen standen Desinvestitionen in der Schweiz (1,2 Mrd Euro), Russland (660 Mio Euro), Kroatien, den Niederlanden und Deutschland gegenüber.

Ausländische Unternehmenseigner investierten im ersten Semester 2006 netto 1,4 Mrd Euro in ihre österreichischen Beteiligungen, womit die passiven Direktinvestitionen die aktiven leicht übertrafen. Im Vergleich zum Vorjahressemester ergibt sich eine Halbierung des Nettozuflusses. Der Bruttozustrom an Eigenkapital betrug aber immerhin 2,6 Mrd Euro; er war damit sogar überdurchschnittlich hoch. Gleichzeitig erreichten jedoch auch die Desinvestitionen mit 2,1 Mrd Euro einen sehr hohen Wert, sodass nur ein Nettozustrom von 550 Mio Euro an Eigenkapital verblieb. Auch die reinvestierten Gewinne waren im bisherigen Verlauf des Jahres 2006 mit 290 Mio Euro bescheiden. Dies war die Folge massiver Gewinnabfuhren ins Ausland (2 Mrd Euro). Die Finanzierung mittels konzerninterner Kredite wuchs um 0,5 Mrd Euro.

Der wichtigste Investor war mit einem Volumen von 2,3 Mrd Euro wie gewohnt Deutschland. Mit sehr großem Abstand folgen das Vereinigte Königreich (340 Mio Euro) und die Schweiz (290 Mio Euro). Die Desinvestitionen konzentrierten sich auf die USA (-1,6 Mrd Euro) und Dänemark (-0,8 Mrd Euro). Die größte Transaktion und damit bestimmend für diese regionale Verschiebung war der Verkauf des Mobilfunkanbieters tele.ring durch Western Wireless an die deutsche T-Mobile.

„Das endgültige Bild für das Jahr 2006 könnte von den nun präsentierten Statistiken jedoch noch erheblich abweichen“, meinte Direktor Zöllner. Einige sehr große Transaktionen, wie z. B. die Beteiligung der Erste Bank an der Banca Comerciale Romana und die Restrukturierung des Komplexes UniCredit/HVB/BA-CA werde vermutlich noch im Jahr 2006 Eingang in die Statistik finden.
 
zurück