Inflationsängste weichen Zinsfantasie – Wachstumsabkühlung wird von Investoren vielleicht
unterschätzt – Aktienquote bleibt neutral; Investmentthema "Konsum"
Wien (ba-ca) - An den internationalen Finanzmärkten lautete noch im Sommer die Hauptbefürchtung,
dass die rasant steigenden Rohstoffpreise starken Inflationsdruck erzeugen und somit weitere aggressive Zinsanhebungen
auslösen könnten. Als der Ölpreis dann in kurzer Zeit mehr als 20 Prozent von seinem Höchststand
verlor und gleichzeitig der US Immobilienmarkt relativ deutliche Schwächesignale abgab, traten diese Inflationssorgen
allerdings in den Hintergrund. Die Anleger setzten voll auf ein Ende der Zinsanhebungen in den USA und bescherten
den Aktienmärkten einen erstaunlich freundlichen Spätsommer. An der Wall Street verbuchten die Indizes
das beste dritte Quartal seit 10 Jahren.
Das Schlussquartal des Jahres gilt traditionell als gut für die Börse, allerdings bleibt die Frage, ob
sich die Anleger nicht zu sehr auf die Zinsfantasie stützen und die Dimension der Wachstumsverlangsamung (Rückgang
in den Unternehmensgewinnen!) zu sehr außer Acht gelassen haben. Insofern wird auch heuer wieder die bevorstehende
Weihnachtssaison im US Einzelhandel stark unter Beobachtung stehen. Der amerikanische Konsument kann sich zwar
über eine deutliche Entlastung bei den Energiekosten freuen, andererseits könnten die Rückgänge
bei den Immobilienpreisen die Kauflaune durchaus dämpfen. Ähnliches gilt für Deutschland, wo die
bevorstehende Mehrwertssteuererhöhung heuer dem Einzelhandel einiges an "windfall" beschert. Allerdings
befürchten viele Marktteilnehmer, dass der Rückgang im Jänner markant ausfallen könnte.
Die Rentenmärkte haben ebenfalls begonnen, die bevorstehende Wachstumsabkühlung einzupreisen, und über
den Sommer eine sehr erfreuliche Performance vorgelegt. Angetrieben wurde die Entwicklung in den USA von der Hoffnung,
die Fed könnte ihre Zinsanhebungen abgeschlossen haben, eine Ansicht, die wir teilen. In Euroland erwarten
wir für heuer noch einen Zinsschritt im Ausmaß von 25 Basispunkten auf dann 3,5 Prozent.
Die angesprochenen Themen - Zinswende in den USA, Weihnachtsgeschäft, Rohstoffe - finden auch bei unserer
Empfehlungsliste ihren Niederschlag. Der Finanzdienstleister Citigroup und das Konglomerat GE in den USA sollten
vom Ende der Zinsanhebungen profitieren. Der Luxuskonzern PPR sollte Phantasie aus dem Weihnachtsgeschäft
schöpfen. Eher dem defensiven Bereich zuzuordnen sind der Pharmawert Novartis und der britische Haushaltsartikelhersteller
Reckitt Benckiser. Eine eher antizyklische Empfehlung stellt schließlich der Ölwert Total dar. Nach
den starken Rückgängen beim Ölpreis kann der risikofreudigere Anleger hier auf einen Turnaround
setzen.
Asset Allocation
Das dritte Quartal hat sich namentlich an den Aktienmärkten heuer vergleichsweise sehr gut entwickelt.
Dennoch sind wir weiterhin der Ansicht, dass die Möglichkeit eines Rückschlags noch nicht ganz gebannt
ist, zumal sich die Anzeichen für eine Abkühlung der amerikanischen Wirtschaft zuletzt verdichtet haben.
Die Entspannung bei den Rohstoff-preisen und der Rückgang am amerikanischen Immobilienmarkt sind Indiz für
eine Verlangsamung der Konjunktur in den USA, die natürlich Auswirkungen auf alle internationalen Finanzmärkte
hat. Das hat uns veranlasst, unsere derzeitige Aktiengewichtung (nämlich neutral oder 40 Prozent) beizubehalten.
Dementsprechend bleiben die Renten mit 57 Prozent und Bargeld mit 3 Prozent gewichtet.
Anleihen
Im Rentenportfolio haben wir Schritte unternommen, das Risiko weiter zurückzufahren. Unser Anteil
an Resteuropa, der auch CEE einschließt, wurde von bisher 8 auf 5 Prozent reduziert. Hintergrund dieser Entscheidung
ist ebenfalls unsere Überzeugung, dass eine Abkühlung der Weltkonjunktur an den aufstrebenden Märkten
von CEE nicht ganz spurlos vorübergehen würde. Die dadurch frei werdenden 3 Prozent wurden dem Euroland-Anteil
zugeschlagen. An unserer Position in Dollar-Renten halten wir fest, da sie ohnedies eine starke Untergewichtung
darstellt und die Entwicklung an den US Rentenmärkten zuletzt sehr positiv verlaufen ist.
Aktien
Auch aktienseitig setzt sich unser Bestreben fort, die risikoreicheren Märkte zumindest leicht zurückzunehmen.
Wir haben die Anteile in Japan (14 auf 13 Prozent) und den Schwellenbörsen (8 auf 7 Prozent) jeweils leicht
reduziert und die beiden Prozentpunkte auch im Aktienportfolio dem Euroland-Anteil hinzugefügt. Damit bekräftigen
wir einerseits unser Bekenntnis zu Europa, andererseits unterstreichen wir auch in diesem Fall unser Bestreben,
die Allokation für den Euro-Anleger näher an seine Heimatwährung heranzuführen. Dessen ungeachtet
ist Japan mit der neuen Gewichtung von 13 Prozent immer noch übergewichtet, wir bleiben also bei unserem prinzipiellen
Bekenntnis zu dem Markt. |