Wien (öaw) - Seit 1982 werden von der Laserstation des Instituts für Weltraumforschung am Observatorium
Lustbühel mit Hilfe von sehr kurzen Laserpulsen die Entfernungen zu Satelliten gemessen, seit Oktober 2003
sogar - als bisher einzige Station weltweit - bis zu 2000 Mal pro Sekunde. Die Genauigkeit dieser Messungen liegt
bei etwa 2-3 mm und ermöglicht u.a. die exakte Bestimmung von Umlaufbahnen, Kontinentaldriften, Erdrotationsparametern
etc.
Durch die hohe Messfrequenz von 2 kHz - dabei sind bis zu 300 Laserpulse gleichzeitig unterwegs - wird die Oberfläche
des Satelliten "abgetastet", wodurch die einzelnen Reflektoren in den Echo-Daten erkennbar werden. Weil
viele dieser Satelliten sich um die eigene Achse drehen, kann damit im Prinzip auch diese Drehbewegung aus den
Laserdaten berechnet werden.
Dies ist nun mit den Grazer kHz-Laserdaten weltweit erstmals für 3 verschiedene Satelliten erfolgreich durchgeführt
worden. Der oben abgebildete "AJISAI" braucht etwa 2 Sekunden für eine Umdrehung. Durch Analyse
der Lasermessungen von 1.5 Jahren wurde dabei eine minimale Abnahme dieser Eigenrotation (um 0.00779 Hz/Jahr) festgestellt.
Der Satellit "Gravity Probe-B" - er umkreist die Erde in etwa 600 km Höhe und misst bisher noch
nicht nachgewiesene Effekte der Allgemeinen Relativitätstheorie - dreht sich langsamer. Er benötigt etwa
77.5 Sekunden für eine Umdrehung. Durch die Anordnung der Reflektoren (kleines Bild) ist es zudem gelungen,
nicht nur diese Umdrehungsdauer, sondern auch die Drehrichtung und die Lage der Drehachse mit hoher Genauigkeit
zu bestimmen.
Der Satellit "Lageos" befindet sich seit 1976 in einer 6000 km hohen Umlaufbahn. Seine Eigenrotation
ist in dieser Zeit schon fast vollständig zum Stillstand gekommen. Er benötigt nun über 5000 Sekunden
für eine einzige Umdrehung. Trotzdem ist es gelungen, auch für diesen Satelliten sowohl die Drehgeschwindigkeit,
als auch die Lage der Drehachse - bzw. ihre langsame Veränderung mit der Zeit - mit Hilfe der kHz-Laserdaten
zu bestimmen. |