Quantensprünge in steirischer Nano-Forschung  

erstellt am
10. 10. 06

Steirische Nano-Forschungspreise - kleinste Dimensionen mit größter Wirkung
Graz (lk) - Ein Nanometer beschreibt den 50.000. Teil eínes menschlichen Haares. So klein sind die Dimensionen, in denen alle fünf Preisträger in den vier Kategorien des Forschungspreises für Nanowissenschaften und Nanotechnologien des Landes Steiermark größte Wirkungen für die Wissenschaft und deren wirtschaftliche Anwendungsmöglichkeiten erzielen. Die Preise wurden am 10.10. von Forschungslandesrätin Mag. Kristina Edlinger-Ploder im Rahmen eines Festaktes in der Aula der Grazer Karl-Franzens-Universität vergeben.

Die Anwendung der Nanowissenschaften- und in der Folge der Nanotechnologien soll die Eigenschaften von Materialien in ihren verschiedensten Anwendungsmöglichkeiten verbessern: Härte, Gewicht, Elastizität, elektrische Leitfähigkeit, Oberflächeneigenschaften, Widerstandsfähigkeit, Verträglichkeit im Körper als Implantat und Verarbeitbarkeit werden verbessert. Sie können nun auch bei ein und demselben Material in bisher nicht möglichen Kombinationen hergestellt werden. Dazu kommen noch Verbesserungen im Bereich der Messmethoden.

Univ.-Prof. Dr. Gerhard Dehm ist der Preisträger in der ersten Kategorie „Grundlagenforschung“, die mit 10.000 Euro dotiert ist. Seine Forschergruppe am Erich Schmid Institut für Materialwissenschaft und Department für Materialphysik der Montanuniversität Leoben befasst sich mit der Veränderung mechanischer Eigenschaften von Materialien. Sie entwickelte Messmethoden für Materialien mit einer Stärke von weniger als 100 Nanometer. Darauf aufbauende Prüfverfahren erlauben das Studium von Materialdefekten unter dem Elektronenmikroskop direkt während einer Belastung, was wertvolle Einblicke in innermaterielle Vorgänge erlaubt. Der wirtschaftliche Effekt dieser Innovation liegt in einer Verbesserung der Genauigkeit von Analyse- und Prüfverfahren.
In der zweiten mit 7.500 Euro dotierten Kategorie „Wirtschaftliche Anwendungen“ gewannen Dr. Gregor Langer (Projektleitung) und Dr. Markus Riester (Leitung der Forschungsabteilung) der AT&S Austria Technologie & Systemtechnik Aktiengesellschaft in Leoben-Hinterberg. In einer intensiven Kooperationsarbeit mit nationalen und internationalen Universitäten, Forschungseinrichtungen und Firmen konnte eine Leiterplatte mit integrierter optischer Verbindung realisiert werden. Dabei werden elektrische Signale in der Leiterplatte in optische Signale umgewandelt, als Lichtpulse über Lichtleiter geführt und wieder in elektrische Signale zurückgewandelt. Diese neue Technologie bedeutet eine Geschwindigkeitserhöhung der Datenübertragung und eine zusätzliche Verkleinerung der Leiterplatte.Prognosen über die Einsatzmöglichkeiten von optischen Verbindungen in der Leiterplatte sagen voraus, dass in Zukunft kompakte Lichtleitersysteme eine große Rolle in der Elektrotechnik spielen werden, da sie enorme Datenmengen transportieren können. Darüber hinaus ist diese Form der Datenübertragung weniger anfällig gegenüber elektromagnetischen Störungen.

Der Preis der dritten Kategorie „Nachwuchsförderung“ ist mit 2.000 Euro dotiert. Diesen gewann Dipl.-Ing. Dr. Dr. Jürgen M. Lackner vom Joanneum Research in Niklasdorf. Seine Habilitationsschrift behandelt ein Beschichtungsverfahren, das keine Erwärmung des zu beschichtenden Gegenstandes benötigt. Dieses bei Raumtemperaturen arbeitende Verfahren ist eine Kombination eines Lasers mit herkömmlichen Beschichtungsverfahren. Damit können auch weiche, schon bei niedrigen Temperaturen schmelzende Werkstoffe, insbesondere Kunststoffe beschichtet werden, was das Anwendungsgebiet der Materialveränderung durch Beschichtung enorm vergrößert.

Den mit 4.000 Euro dotierten themenspezifischen Sonderförderungspreis gewannen Dipl.-Ing. Eva Wallnöfer und Univ. Doz. Dipl.-Ing. Dr. Viktor Hacker vom Institut für Chemische Technologie anorganischer Stoffe der Technischen Universität Graz. Sie entwickelten ein Verfahren zu Herstellung von Elektroden für Brennstoffzellen mit sehr hoher elektrischer Leitfähigkeit, verbesserten Oberflächen-Eigenschaften und einer höheren Korrosionsbeständigkeit. Bisherige Untersuchungen in diese Richtung waren an zu hohen Kosten und an der schwierigen Handhabung gescheitert. Diese kostengünstige und umweltfreundlichere Neuentwicklung trägt wesentlich zur höheren Lebensdauer und besseren Leistung von Brennstoffzellen bei.

„Alle heute geehrten Wissenschafter und Technologen haben mit ihren Innovationen Großes in ihren unmittelbaren Fachgebieten geleistet. Darüber hinaus sind sie aber auch Vordenker in unserer wissensbasierten Gesellschaft. Sie sind damit auch jene Träger der wissensbasierten wirtschaftlichen Entwicklung in unserer Region geworden, die die Steiermark in diesem globalen Wettbewerb so dringend braucht“, beschrieb Landesrätin Mag. Kristina Edlinger-Ploder die Rolle der ausgezeichneten Wissenschafter bei der Preisverleihung.
 
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