Wien (bpd) - Bundeskanzler Wolfgang Schüssel würdigte in seinem Gratulationsschreiben an Elfriede
Jelinek, die am 20.10. ihren 60. Geburtstag feiert, nicht nur die stilistische Brillanz der Autorin, die vor zwei
Jahren den Literaturnobelpreis erhalten hatte. Er sprach seine persönliche Anerkennung für ihr "konkurrenzlos
feines Ohr für Nuancen und Interferenzen der Sprache" aus. Darüber hinaus wies er auf die gesellschaftliche
Bedeutung ihres Einsatzes für die "Erinnerung an Verfolgte, Vertriebene, Ermordete" und ihr literarisches
Anschreiben gegen die "Verursacher und Nutznießer des Unheils" hin. Jelinek, so der Bundeskanzler,
"taste die gesellschaftliche Gegenwart beharrlich nach strukturellen Gefährdungen ab." Der Bundeskanzler,
selbst seit vielen Jahren kritischer Leser von Jelineks Prosatexten und Theaterstücken, erinnerte an eine
seiner Begegnungen mit Jelineks Werk im Rahmen des Steirischen Herbstes. Diese hätte damals zu heftigen Diskussionen
angeregt. Ähnliche fruchtbare Denkanstöße erhoffe er sich auch weiterhin von Jelineks als eine
der großen Vertreterin der österreichischen und der Weltliteratur. |