Telefonieren am Steuer  

erstellt am
18. 10. 06

Die liebste Nebentätigkeit beim Autofahren
Wien (kfv) - 69 Prozent der österreichischen Autofahrer telefonieren während der Fahrt, nur 43 Prozent verwenden immer eine Freisprecheinrichtung. KfV fordert Aufnahme ins Vormerksystem und effizientere Kontrollmöglichkeiten.

Das Handy in der einen und das Lenkrad in der anderen Hand - das ist ein mittlerweile zu vertrauter Anblick im österreichischen Straßenverkehr. Eine aktuelle, österreichweite Befragung des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KfV) unter mehr als 600 Autofahrern hat ergeben, dass 91 Prozent der Kfz-Lenker ein Handy besitzen. "Stolze 69 Prozent telefonieren damit auch während der Fahrt, also wenn die Konzentration eigentlich auf andere Geschehnisse gerichtet sein sollte", kommentiert Dr. Othmar Thann, Direktor des KfV, das Ergebnis. Jeder fünfte Befragte bezeichnete sich selbst als Vieltelefonierer, wobei während der Fahrt zu drei Viertel private Gespräche geführt werden. "Für die umfassende Ablenkung vom Straßenverkehr lesen 22 Prozent der Autofahrer nebenbei auch SMS, jeder Elfte schreibt während der Fahrt selbst Kurznachrichten", führt Thann weiter aus. Obwohl die Frauen als das gesprächsfreudigere Geschlecht bezeichnet werden, machen doch die Männer den Großteil der Telefonierer am Steuer aus (60%).

Autofahrer haben am liebsten den Knopf im Ohr
Unter den Freisprecheinrichtungen dominiert nach wie vor das Headset (69%), nicht einmal ein Drittel ist fix im Auto montiert. Zur regelmäßigen Verwendung einer Freisprecheinrichtung bekannten sich nur 43 Prozent der befragten Autofahrer. 18 Prozent gaben an, zumindest fallweise eine Freisprecheinrichtung zu verwenden, 12 Prozent verzichten gänzlich darauf und verlassen sich damit auf ihre akrobatischen Lenkkünste. In Wien wurden zusätzlich rund 750 Lenker während der Fahrt beobachtet. Jeder 19. Autofahrer hatte dabei das Handy direkt am Ohr. "Aus früheren Beobachtungen wissen wir, dass diese Form der motorischen Selbstüberschätzung vor allem für die ungeschützten Verkehrsteilnehmer dramatisch enden kann", betont Thann. "70 Prozent der Fahrer mit Handy am Ohr drosselten weder das Tempo, noch hielten sie an, wenn ein Fußgänger die Straße queren wollte."

Gefährlich, aber strafmäßig noch immer ein Kavaliersdelikt
Eine im Juni durchgeführte KfV-Befragung zum Vormerksystem hat ergeben, dass österreichische Autofahrer das Telefonieren am Steuer in die Kategorie der Hauptunfallursachen einreihen, jeder zweite Autofahrer befürwortete die Aufnahme dieses Delikts in das Vormerksystem. Rund sechs Prozent der befragten Lenker gaben an, selbst schon mindestens ein Mal wegen Telefonierens am Steuer bestraft worden zu sein. Derzeit ist laut Kraftfahrgesetz "dem Lenker das Telefonieren ohne Benützung einer Freisprecheinrichtung verboten." Die Kontrollmöglichkeiten der Exekutive sind aber stark eingeschränkt: Um die ohnehin milde Strafe von 25 Euro verhängen zu können, muss der Polizist das Fahrzeug anhalten - Handy-Lenker in Fahrt können also nicht angezeigt werden. "Das KfV fordert, Telefonieren am Steuer in den Katalog der Vormerkdelikte aufzunehmen und der Exekutive gleichzeitig die Möglichkeit einer effizienten Kontrolle zu geben", schließt Thann.
 
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