Erneuter Konjunktur-Anstieg durch Auslandsnachfrage  

erstellt am
17. 10. 06

40 Prozent der Erholung seit der Rezession kamen vom Außenhandel – China 2006 Exportnation Nr. 1 – Österreich hält rund 1 Prozent Marktanteil
Wien (ba-ca) - Der Konjunkturindikator der Bank Austria Creditanstalt (BA-CA) ging im September von 3,6 auf 4,0. "Etwas überraschend legte die Auslandsnachfrage im September nochmals zu", sagt BA-CA Chefvolkswirtin Marianne Kager. Gleichzeitig stieg jedoch die Stimmung im Inland und auch die Verbraucherstimmung bewegte sich nach oben, so dass der BA-CA Konjunkturindikator fast wieder seinen Höchstwert von 2000 erreichte.

Damit setzt sich auch im zweiten Halbjahr die Erholung der österreichischen Wirtschaft von der Rezession 2001 weiter fort, und das BIP liegt nun nach Meinung der BA-CA Ökonomen seit dem Sommer wieder über dem langfristigen Trend. Die Wachstumsraten von 3 Prozent und mehr haben in den letzten Monaten dafür gesorgt, dass die Rezessionsdelle überwunden wurde.

Nach einer Analyse der BA-CA Ökonomen war für die Erholung im wesentlichen die Auslandsnachfrage verantwortlich. Die Exporte konnten deutlich stärker als andere Nachfragekomponenten wachsen und waren zudem dynamischer als die Importe. "Insgesamt wuchs die österreichischen Wirtschaft seit der Trendwende im Sommer 2003 um 7,6 Prozent und fast 3 Prozentpunkte davon waren auf die stärkere Dynamik des Exports gegenüber dem Import zurückzuführen", so Kager weiter. Dies führte auch zu einer ausgeglichenen Handelsbilanz, das dieses Mal, anders als 2002, auf den starken Export zurückzuführen war. Entsprechend diesem positiven Bild wächst die Industrie derzeit mit 10 Prozent und die Industriebeschäftigung konnte erstmals seit 2001 wieder zunehmen.

Seit dem Beginn der Erholung 2003 konnte Österreich seine Exporte um über 30 Prozent steigern und blieb damit nur knapp hinter dem Welthandelsvolumenswachstum. Dementsprechend blieb auch Österreichs Weltmarktanteil fast konstant, während die EU und die USA deutliche Rückgänge zu Lasten Asiens und vor allem der ölexportierenden Länder hinnehmen mussten. Laut Analyse der BA-CA ist China 2006 zur größten Exportnation der Welt aufgestiegen und hat die USA auf den 2. und Deutschland auf den 3. Platz verdrängt. Österreich nimmt den 26. Rang ein.

"China ist heute die Nr. 1 bei den Exporten und hält über 9 Prozent Marktanteil. Vor 20 Jahren waren es noch bescheidene 1,6 Prozent und der 11. Platz", hält Stefan Bruckbauer von der BA-CA fest. Die USA mussten die Nr.1 abgeben, ihr Anteil am Weltexportmarkt sank von 11,3 auf 8,9 Prozent. Deutschland musste zwar ebenfalls einen Platz abgeben und liegt nun auf Rang 3, allerdings nun mehr knapp hinter den USA. Weitere Sieger im Weltexportranking der letzten zwanzig Jahre sind Korea, das vom 17. auf den 10. Platz vorrückte, Thailand (+ 22 Plätze) und Indien (+ 15 Plätze). Allerdings liegt Indien trotz seiner Größe weiterhin nur auf dem 24. Platz, knapp vor Österreich. Österreich musste in den letzten 20 Jahren sieben Plätze abgeben, konnte jedoch seinen Weltmarktanteil von 1 Porzent halten. "Anders als viele alte Industrienationen Europas und die USA hat Österreich in den letzten 20 Jahren keinen Weltmarktanteil abgegeben", so Bruckbauer.

Betrachtet man die Produkte, die für den Exporterfolg Österreichs verantwortlich waren, so ist dies vor allem der Bereich Maschinen und Fahrzeuge. "Seit 2003 stieg der Export Österreichs um 30 Prozent und mehr als 1/3 davon oder 11,2 Prozentpunkte sind nach unserer Analyse auf Maschinen und KFZ zurückzuführen", so Bruckbauer.

Die starken Erfolge im Außenhandel bedeuten jedoch gleichzeitig auch, dass Österreich von der internationalen Konjunktur stark abhängig ist. Hier zeigt sich nach Meinung der BA-CA, dass die Stimmung in den wichtigsten Exportmärkten ihren Höhepunkt überschritten hat. "Die Rahmenbedingungen für Österreichs Wirtschaft werden 2007 deutlich schlechter als 2006 ausfallen, was insgesamt fast 1 Prozentpunkt weniger Wachstum bringen wird", meint Kager.

Auch wenn der Konsum 2007 nicht nur eine Stütze, wie in den vergangenen Jahren, sondern sogar einen wesentlichen Beitrag zum Wachstum bringen wird, werden die schwächeren Exporte und die schwächeren Investitionen zu einem Wirtschaftswachstum von lediglich rund 2 Prozent 2007 führen. 2006 kamen jeweils 1 Prozentpunkt des Wachstums vom Konsum, von den Investitionen und vom Außenbeitrag, 2007 wird nach Meinung der BA-CA Ökonomen jedoch nur mehr der Konsum einen so hohen Beitrag liefern. Die Investitionen werden nur mehr einen halb so hohen Beitrag liefern, der Außenbeitrag, auch gedämpft durch stärkere Importe, werden kaum Wachstumsbeiträge liefern.

Insgesamt erwarten die Ökonomen der BA-CA jedoch, dass das BIP weiterhin knapp über dem Trend bleiben wird, das starke Momentum der letzten Quartale ist jedoch vorläufige nicht in Sicht. Trotzdem gehen die Ökonomen der BA-CA davon aus, dass auch 2007 die Beschäftigung wieder steigen und die Arbeitslosenquote etwas zurückgehen wird. Eine niedrige Inflation sollte dies stützen. Einen deutlichen Einbruch der Weltwirtschaft erwarten die Ökonomen der BA-CA nicht.
 
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