Rechte des Parlaments stärken
Wien (grüne) - Ein bisschen anders und nicht rein repräsentativ will die Grüne Kandidatin
Eva Glawischnig das Amt der Dritten Nationalratspräsidentin anlegen. Die stellvertretende Grüne Bundessprecherin
will die Rechte des Parlaments und den Nationalrat als "Vertretung der Bevölkerung" stärken,
denn das Hohe Haus sei kein "verlängerter Arm der Regierung", erklärte Glawischnig am 16.10.
bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Parteichef Alexander Van der Bellen. An die ÖVP appellierte sie,
auch eine Frau zu nominieren und damit "die historische Chance" auf ein rein weibliches Präsidium
zu ergreifen. Für ihre Vorsitzführung versprach Glawischnig "absolute Objektivität", ihr
Engagement im Frauen- und Umweltbereich werde sie aber nicht "an der Garderobe abgeben". Angesichts der
zu erwartenden Großen Koalition mit einer Mehrheit von über 70 Prozent komme der Dritten Präsidentin
im Parlament und den Oppositionsfraktionen eine "wichtige Rolle" zu, so Glawischnig, die sich das Ziel
setzt, im diesem Sinne das Parlament gegenüber der Regierung aufzuwerten. Sie beklagte den in den letzten
Jahren eingetretenen "Parlamentsnotstand" und warf dem scheidenden Nationalratspräsidenten Andreas
Khol vor, die Regierung geschützt zu haben.
In der vergangenen Legislaturperiode hätten sich "Vorgangsweisen eingeschlichen", die mit der Gewaltentrennung
nicht vereinbar gewesen seien, bemängelte auch Van der Bellen. Die unzureichenden Beantwortungen von parlamentarischen
Anfragen seien da "nur die Spitze des Eisbergs" gewesen. Auch bei den Ordnungsrufen habe es ein "Ungleichgewicht"
gegeben, kritisierte Glawischnig. Lob gab es für die von Khol forcierte Öffnung des Hohen Haus, wobei
sich Glawischnig noch mehr Kontakt mit der Bevölkerung wünscht und hofft, dass nicht nur die Menschen
in das Haus am Ring reinkommen, sondern die künftigen Präsidentinnen auch mehr rausgehen. Der ÖVP
empfahl die Grüne Vizechefin "dringend", eine Frau als Zweite Nationalratspräsidentin zu entsenden
und damit ein Zeichen zu setzen, denn die Frauenquote im künftigen Nationalrat sei ohnehin "deprimierend".
Mit Glawischnig und der SPÖ-Anwärterin auf das Amt des Ersten Nationalratspräsidenten, Barbara Prammer,
stehen bereits zwei der drei Präsidentinnen fest. Die ÖVP hat noch niemanden nominiert, es gelten jedoch
mit Gesundheitsministerin Maria Rauch-Kallat und Justizsprecherin Maria Fekter zwei Frauen als Favoritinnen.
Van der Bellen bezeichnete Glawischnig als "die profilierteste Politikerin" der Grünen. "Ich
kann mir keine bessere Kandidatin vorstellen", so seine Empfehlung an die Abgeordneten. Er hoffe auf eine
große Mehrheit für die Grüne Kandidatin, so Van der Bellen mit dem Verweis, dass es keinen Rechtsanspruch
auf den Sitz der Nationalratspräsidentin gibt und die ParlamentarierInnen in einer geheimen Wahl das Präsidium
wählen. (apa) |