EU-Kommission sieht Internet als Triebfeder für Demokratie und wirtschaftliche Entwicklung
Brüssel (eu-int) - Am 30.10. beginnt in Athen die erste Tagung des Forums für die Internetverwaltung
(Internet Governance Forum, IGF). Damit ist ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zur Internationalisierung der
Internetverwaltung, zur Sicherung der Freiheit im Internet und zur Überwindung der digitalen Kluft gesetzt.
Die Tagung war im vergangenen November auf dem Weltgipfel der Vereinten Nationen über die Informationsgesellschaft
(WSIS) in Tunis vereinbart worden. Die Kommission unterstützt dieses Forum aktiv als eine einzigartige Gelegenheit
für einen offenen Dialog vieler Interessengruppen über die Verwaltung und Entwicklung des Internet, so
dass die Vereinbarung von Tunis Wirklichkeit werden kann.
„Die Möglichkeit weltweiter Kommunikationen über das Internet ist eindeutig einer der positivsten Aspekte
der Globalisierung", meinte die für Informationsgesellschaft und Medien zuständige EU-Kommissarin
Viviane Reding bei der Eröffnung der Athener Tagung. „Allerdings kann das Internet nur dann als Triebfeder
für Demokratie und wirtschaftliche Entwicklung fungieren, wenn die Meinungsfreiheit und der freie Zugang zu
Informationen gesichert sind. Deshalb fordert die Europäische Kommission Regierungen und Industrie in der
ganzen Welt auf, weder öffentliche Einschränkungen des Internetzugangs noch irgendeine Form der Zensur
im Internet zu dulden.“
Die erste Tagung des Forums für die Internetverwaltung findet vom 30. Oktober bis 2. November 2006 in
Athen, Griechenland, statt. Hier können die unterschiedlichen Interessengruppen in einen Dialog über
strategische Fragen treten. Einberufen hat dieses neue Forum das Generalsekretariat der Vereinten Nationen. Dies
war auf dem Gipfel von Tunis so vereinbart worden. Auf der Tagung soll eine breite Palette an Themen, die die Internetverwaltung
betreffen, offen erörtert werden.
„Internetverwaltung im Dienste der Entwicklung“ ist das Leitthema der Eröffnungstagung. Diskutiert werden
sollen folgende Aspekte:
* Offenheit: Meinungsfreiheit, freier Austausch von Informationen, Ideen und Sachkenntnissen
* Sicherheit: Vertrauensbildung durch Zusammenarbeit
* Vielfalt: Förderung von Mehrsprachigkeit und von Inhalt mit lokalem Bezug
* Zugang: Internetanschlussfähigkeit, Strategie und Kosten.
Das Forum stellt eine einzigartige Gelegenheit dar, um in einem offenen Dialog das wichtige Thema des Verhältnisses
der Informations- und Kommunikationstechnologien zur Entwicklung zu erörtern. Auch wenn keine Ergebnisse in
Form von ausgehandelten Vereinbarungen geplant sind, ist zu erwarten, dass dynamische Koalitionen zwischen den
Interessengruppen entstehen.
Die EU setzt sich besonders für die Entwicklungsaspekte der Internetverwaltung ein, wie dies bereits in der
Mitteilung der Kommission über die Maßnahmen im Anschluss an den Gipfel von Tunis betont wurde. Zur
Förderung der Menschenrechte und Grundfreiheiten und zur Unterstützung der wirtschaftlichen Entwicklung
durch Technologie hat die EU zahlreiche Initiativen zur Überwindung der digitalen Kluft ins Leben gerufen.
Erreicht werden soll dies durch den Austausch von Erfahrungen beim Aufbau von Kompetenzen und bei der digitalen
Integration, durch die Infrastrukturförderung zum Beispiel durch GÉANT, dem europäischen Multi-Gigabit-Netzwerk
für Forschung und Bildung, und durch internationale Zusammenarbeit, Forschungsprogramme und die Fortführung
laufender Dialoge mit den Regionen der Welt wie Lateinamerika (@LIS) und dem Mittelmeerraum (EUMEDIS).
Bei einem anderen Aspekt der Internetverwaltung sind bereits im Vorfeld der Athener Tagung Fortschritte erzielt
worden: Am 30. September 2006 wurde die Vereinbarung zwischen dem US-Handelsministerium und der Zentralstelle für
die Vergabe von Internet-Namen und -Adressen (ICANN) durch weniger verbindliche Regelungen über die Internetverwaltung
ersetzt, die ihrerseits 2009 ganz verschwinden sollen. EU-Kommissarin Reding begrüßt diese Entscheidung
als äußerst wichtigen Schritt auf dem Weg zu einer vollständig privaten Organisation und Verwaltung
des Internet, an der die EU schon seit 1998 mit mehreren US-Regierungen arbeitet.
In Athen wird die Europäische Kommission durch EU-Kommissarin Reding vertreten. Auch eine Delegation aus Mitgliedern
des Europäischen Parlaments (Frau Trautmann, Frau Badia i Cutchet, Frau Pleguezuelos, Herr Harbour, Herr Chatzimarkakis,
Herr Van Nistelroij und Herr Herrero-Tejedor) wird an dem Forum für die Internetverwaltung aktiv mitwirken. |