Wien (öj/mg) - Der 25.10, der letzte Spieltag der Viennale´06 zeichnete sich durch eine nahezu
entspannte Atmosphäre aus. Das Wettrennen mit der Zeit auf dem Weg zwischen den einzelnen Festivalkinos nahm
ab und man konnte eine kollektive Orientierung auf ein ganz bestimmtes Ziel beobachten- die Abendvorstellung im
Gartenbaukino.
Die Screenings am Vor- und Nachmittag wurden nicht so zahlreich besucht als in den vergangenen Tagen, obwohl sie
sehr gute Arbeiten beinhalteten:
"Jardins en autumne" (O. Iosseliani, F/I/RUS, 2006) zeigt welch großes Anpassungsvermögen
man haben muss, um in der gegenwärtigen Welt existieren zu können. "Rabia" (O.C. Navarro, Chile,
2006) zeigt wiederum, was passieren kann, wenn man dieses Anpassungsvermögen nicht hat, oder in einem zu geringen
Ausmaße; und vor allem wird auch die Frage nach Zielen der modernen lateinamerikanischen Gesellschaft gestellt.
Mit "Rebecca" (USA, 1940), der Verfilmung des Romans von Daphne du Maurier, hat Alfred Hitchcock ein
wahres Kunstwerk geschaffen, nicht übertrieben gruselig doch trotzdem geheimnisvoll und abwechslungsreich.
Das Schauspiel von Joan Fontaine als neue Mrs. De Winter, verleiht dem Film, den das Festivalpublikum dank des
Specials "Sisters Act" sehen konnte, einen zusätzlichen Wert.
Ein weiteres Werk aus der Serie "Tales from the Jungle" war "En Djungelsaga" (A. Sucksdorff,
S/Indien, 1957). Dieser auf Schwedisch kommentierte Dokumentarfilm über das Leben der Bewohner eines Dorfes
im indischen Urwald, greift auch die Thematik der gesellschaftlichen und religiösen Systeme und Rangordnungen
des vorgestellten Volkes auf.
Die abendliche Galavorstellung von "A Praire Home Companion" (R. Altman, USA, 2006) war bis auf den letzten
Platz besetzt, ähnlich wie die darauf folgende Spätvorstellung für das Publikum. In diesem Film
erfahren wir, wie Engel aussehen sollen und was ein Elefant beim Anblick eines nackten Mannes sagen würde;
er ist lustig bis zum Umfallen und altmodisch und provinziell, derbe Witze, romantische Begegnungen und persönliche
Erinnerungen ziehen sich durch die Geschichte und unterstützen das eigentliche Rückrad- die produzierte
Radiosendung. Wie viel eine Nacht im Leben von Menschen verändern kann, dass man Träume und Wünsche
laut aussprechen soll und dass es so etwas wie eine Art Gerechtigkeit doch noch gibt, erfahren wir eben hier.
Bei der Bilanzpressekonferenz mit Festivaldirektor Hans Hurch wurden die Preisträger der Viennale´06
bekannt gegeben.
Den "Wiener Filmpreis", der jedes Jahr einem heimischen Film vergeben wird, erhält
"Kurz davor ist es passiert" (A. Salomonowitz, A, 2006) mit der Begründung: "Salomonowitz entscheidet
sich in ihrem streng strukturierten Film dagegen, vordergründige Empörung oder nur Empathie zu erheischen
und bricht stattdessen die Mechanismen von Identifikation auf" (Jury).
Der "Viennale-Standard-Publikumspreis", der von einer aus Standard- Lesern zusammensetzten
Jury abgestimmt wird, geht an "Balordi" (M. Kubescha, D/I, 2005), ein Dokumentarfilm über Insassen
eines italienischen Gefängnisses, denn "mit rhythmisch-musikalischer Montage und unvoreingenommener Herangehensweise
verleiht der Film Menschen eine Stimme, die sonst kaum zu Wort kommen" (Jury).
Mit dem "Fipresci-Preis", Preis der internationalen Filmkritik, die über den besten
Debütfilm entscheiden, wurde "Honor de Cavalleria" (A. Serra, E, 2006) belohnt, "for ist imaginative
and challenging cinematic reinvention of the classic novel, Don Quixote" (Jury).
Von der VIENNALE berichtet täglich Malgorzata Glac für das "Österreich Journal" |