Wien (wifo) - Die österreichische Versicherungswirtschaft verzeichnete
2005 auf dem Heimmarkt ein ausgezeichnetes Geschäftsjahr. Die Prämieneinnahmen wurden in allen Versicherungsabteilungen
gesteigert; dabei entwickelten sie sich in der Lebensversicherung wesentlich dynamischer als in der Kranken- bzw.
der Schaden- und Unfallversicherung. Während in der Lebensversicherung durch Einmalerläge und die prämiengestützte
Zukunftsvorsorge Mengeneffekte dominierten, waren in der Krankenversicherung und etwas abgeschwächt in der
Sachversicherung auch Preiserhöhungen von Bedeutung.
Die Nachwirkungen der Pensionsreform 2004, ungünstige Ertragsmöglichkeiten mit anderen risikoarmen Veranlagungsformen
und steuerliche Anreize hatten 2005 eine Verdoppelung des Prämienwachstums in der Lebensversicherung auf +16,1%
zur Folge. Getragen wurde diese Entwicklung durch einen starken Aufschwung der Einmalerläge (+38,8% auf 2,15
Mrd. Euro) und der prämiengestützten Zukunftsvorsorge (+48% auf 0,4 Mrd. Euro). Die Forderungen privater
Haushalte an Lebensversicherungen stiegen auf insgesamt 52,8 Mrd. Euro bzw. 14,8% ihres gesamten Geldvermögens.
Wesentlich geringer fiel das Prämienwachstum in der Krankenversicherung (+3,8%) und in der Schaden-Unfallversicherung
(+4,3%) aus.
Preissteigerungen wurden unter den im Verbraucherpreisindex erfassten Versicherungen 2005 vor allem in der Kfz-Haftpflichtversicherung
(+5,4%) und in der Krankenzusatzversicherung (+3,6%) verzeichnet; auch Preiserhöhungen anderer im Warenkorb
nicht so hoch gewichteter Versicherungen trugen dazu bei, dass Versicherungsprodukte 2005 mit +3,3% insgesamt einen
überdurchschnittlichen Beitrag zur allgemeinen Inflation von +2,3% leisteten. Die Zahlen des VPI dürften
2005 allerdings nach oben verzerrt sein – die durchschnittliche Prämie für eine Kfz-Haftpflichtversicherung
nahm mit +1,6% wesentlich weniger stark zu. Die unzureichende Berücksichtigung von Modellwechseln, einer Ausweitung
des Versicherungsschutzes sowie von Rabatten schlägt sich in dieser Versicherungssparte immer wieder in Abweichungen
zwischen der Entwicklung des durchschnittlichen Aufwands für Kfz-Haftpflichtversicherungen und der des VPI
nieder.
In allen Versicherungsabteilungen wurde der Überschuss aus Finanzanlagen auch durch eine Steigerung der Rendite
auf versicherungswirtschaftliche Kapitalanlagen kräftig erhöht (insgesamt +18,3% auf 3,6 Mrd. Euro).
Gleichzeitig stiegen die Aufwendungen für Versicherungsfälle deutlich schwächer als die Prämieneinnahmen.
Insgesamt wurden damit sowohl das versicherungstechnische Ergebnis (2005: 170 Mio. Euro) als auch das Ergebnis
der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (2005: 970 Mio. Euro) um die Hälfte gesteigert.
Quelle: WIFO
Autor: Thomas Url |