Originalgetreue Repliken beim Wienflussportal aufgestellt
Wien (rk) - Die Ohmann'sche Wienflussverbauung ist seit diesem Monat um einige Schmuckstücke
reicher. Das Bauwerk präsentiert sich nach der Aufstellung von sechs originalgetreuen Vasen und der neu hergestellten
Brunnenanlage nach rund 100 Jahren wieder in neuer Pracht. Die Instandsetzung der historischen Anlage im Nahbereich
des Wiener Stadtparkes ist nun abgeschlossen. Ein wichtiges technisch-historisches Bauwerk ist so in neuem Glanz
für die Nachwelt gerettet worden.
Detailtreue bei der historischen Rekonstruktion
Die Ohmann'sche Wienflussverbauung beim Stadtpark ist ein Paradestücke Wiener Baukunst der Jahrhundertwende.
Dieses historische Bauwerk wurde von der MA 29 - Brückenbau und Grundbau seit Dezember 2001 unter der Aufsicht
von Generalplaner Arch. Univ. Prof. Dr. Manfred Wehdorn instand gesetzt. Jetzt wurden die letzten Details an diesem
Bauwerk fertig gestellt. Besondere Schmuckstücke sind die neu rekonstruierten Vasen. Die Vasen oder Amphoren
gehen auf einen Originalentwurf von Friedrich Ohmann zurück, der 1899 diese Vase im Jugendstil schuf. Während
des 2.Weltkrieges wurden fünf der sechs Vasen zerstört. Die letzte erhaltene Vase diente als Vorlage
für die neuen Kunstwerke, die durch den akademischen Restaurator, Mag. Karl Scherzer geschaffen wurden.
Die Rekonstruktion war aber nicht so einfach und stand knapp vor dem Scheitern. Bis zur Realisierung waren viele
Hindernisse zu überwinden. Die neuen Vasen sollten gegenüber den Originalen frostsicher sein. Dadurch
änderte sich die Zusammensetzung der Materialien, die Brenntemperatur änderte sich dramatisch. Dadurch
musste auch die Glasur neu erfunden werden, statt Blei ist die farbgebende Komponente jetzt Kobalt. Da bei Trocknung
und Brand ein Schrumpfen eintritt, musste das formgebende Modell um zehn Prozent größer sein. Bald wäre
es aber gar nicht so weit gekommen, da erst ein geeigneter Brandofen gefunden werden musste. Als letzte Institution
in Europa erklärte sich die FH Koblenz in Deutschland bereit, ihre Öfen für das Projekt zu adaptieren.
Bevor sechs Vasen in der gewünschten Qualität fertig waren, wurden insgesamt 15 hergestellt. Das Ergebnis
kann sich aber sehen lassen - die Kopien gleichen in Form, Größe, Farbe und Oberfläche dem Original
bis ins Detail.
Zwtl.: Galvanoplastiken bei den Wasserstellen
Neu ist auch die Brunnenanlage. Erstmals konnte sie nach über 100 Jahren in Betrieb genommen werden. Auch
beim Wasserbrunnen an der Seite zum Stadtpark sind viele historische Details zu sehen. Froschköpfe und Grasbüschel,
Stilelemente der Anlage bei den Wasseranlagen sind nach der heute nicht mehr verwendeten Methode der Galvanoplastik
wieder erstanden. Bei der Galvanoplastik wird ein positives oder negatives Modell leitfähig gemacht und in
ein galvanisches Bad gehängt. Je nach Vorlage entsteht eine Hohl- oder Kerngalvanoplastik. Die Froschköpfe
basieren auf dem vorhandenen Originalmodell. Die Grasbüschel mussten nach historischen Zeichnungen nachempfunden
werden. Die neuen Plastiken passten die Künstler mittels künstlicher Patinierung an die bestehenden Frösche
an.
Zur Geschichte des Wienflussportals
Das Wienflussportal im Stadtpark entstand im Zuge der Regulierung des Wienflusses und ist eines der großen
Meisterwerke des Jugendstils von europäischer Bedeutung. Der Entwurf geht auf den Architekten Krieghammer
zurück. Nach dessen Tode 1898 beauftragte die Stadt Wien den Architekten Friedrich Ohmann mit den Planungen,
der seinerseits den Architekten Josef Hackhofer als Mitarbeiter seit der 2. Hälfte des Jahres 1900 heranzog.
Die Bauführung erfolgte 1903-1906. Die geplante künstlerische Ausgestaltung mit wasserspeienden Elefanten
und einem Schleier- Wasserfall über dem Schlussstein des Portals wurde aber aus Kostengründen von der
Stadt Wien nie realisiert. Aus historischen Gründen wurde auch verzichtet, diese in nachhinein zu installieren.
Die Baukosten vor rund hundert Jahren betrugen 556.000 Kronen, die Instandsetzung heute veranschlagt rund 4,6 Mio.
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