Wien (öj/mg) - Am 23.10. wurde der im Zusammenhang mit dem Tribut für Peter Whitehead stehende
Musikfilm "Tonite Let´s All Make Love in London" (GB, 1967) gezeigt. Ausschnitte aus Konzerten
der Rolling Stones und der Pink Floyd verflochten mit Bildern des Alltagslebens und politischen Ereignissen, stellt
sich zu einer interessanten Darstellung der 60er Jahre zusammen. Dabei war diese Darstellung gar nicht vom Autor
selbst beabsichtigt, denn, wie er in einem Publikumsgespräch nach der Vorführung sagte, suchte er in
aller Eile die für ihn interessantesten Aufnahmen heraus und schnitt sie in mehr oder weniger zufälliger
Reihenfolge zu einer ca.70- minütigen Reportage um nicht die Förderung zu verlieren. Ähnlich wie
Whiteheads andere Werke, u.a. "The Fall" (USA, 1969), "Wholly Communion" (UK, 1965), verschwand
"Tonite…" für über drei Jahrzehnte lang in den Archivs, als sich der Autor aus der Öffentlichkeit
zurückzog.
In "Ça brûle" (F, 2006) erzählt Claire Simon, die Regisseurin, die zugleich das Drehbuch
schrieb und die Kamera führte, von der Faszination für das Feuer, die Zerstörung und zugleich die
Veränderung, die es bringt. Diese Faszination bettet sie in die unglückliche Liebesgeschichte der Jugendlichen
Livia. Simon erklärte, dass alle Aufnahamen von ihr stammen, in Südfrankreich gedreht wurden und viel
Durchhaltevermögen und Engagement erforderten; sie arbeitete mit einer Feuerwehreinheit zusammen, deren Mitglieder
selbst auch Darsteller in diesem Film waren.
Die Gefahr begleitete die Zuseher auch in "La Mort en ce jardin" (F/ Mexiko, 1956), einem Film von Luis
Buñuel, der seine Helden in einem fiktiven lateinamerikanischen Dorf situiert, um sie dann mitten im Dschungel
auszusetzen. Da das Böse jedoch gar nicht im Dickicht lauert, sondern in den Menschen selbst steckt, entwickelt
sich die Geschichte etwas anders als der Zuschauer annehmen könnte. Dabei werden die Bilder des wilden Dschungels
durch scharfe Einschnitte aus der Zivilisation verfremdet; plötzlich sieht man den regen Nachtverkehr auf
den beleuchteten Champs-Elysées, die Wanderer treffen auf ein verunglücktes Flugzeug, dessen Insassen
tot sind, doch ihr Gepäck liegt verstreut im Gebüsch.
Der neue Film des österreichischen Regisseurs Peter Schreiner, "Bellavista" (A, 2006), der nach
einer langen Drehpause drei Lebensgeschichten erzählt, hat viele Fragen offen gelassen. Schreiner lässt
die Frauen selbst sprechen, er zeigt das Dorf in dem sie aufgewachsen sind, eine Sprachinsel im nördlichen
Italien, er zeigt das Hotel in dem sie arbeiteten, die Bellavista, und er zeigt die Frauen in Detail und Italienischer
Einstellung, also nur die Augen, nur den Mund oder nur die Haare, die die ganze Leinwand beanspruchen. Auf diese
Weise nähert sich der Regisseur seinen Protagonisten mit viel Zeit und Geduld und lässt sie erzählen.
Von der VIENNALE berichtet täglich Malgorzata Glac für das "Österreich Journal" |