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Eine jahrelange Reise in die Welt der Gedichte |
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Christoph Wilhelm Aigner erhielt Würdigungspreis für Literatur der Republik Österreich
und ist "Salzburger der Woche" Salzburg (lk) - "Ich habe geglaubt, auf mich wurde vergessen." Der Schriftsteller Christoph Wilhelm Aigner sah sich schon als der sprichwörtliche Prophet, der im eigenen Land nichts gilt. Mit dem Würdigungspreis für Literatur der Republik Österreich, den Aigner kürzlich erhielt, änderte sich das. Christoph W. Aigner wurde am 31.10. zum "Salzburger der Woche" auf SALZBURG.AT, der Internet-Plattform für die Europaregion auf http://www.salzburg.at, gekürt. Auszeichnungen gab es im künstlerischen Schaffen Aigners immer wieder, die aktuelle ist aber die für ihn persönlich wertvollste. "Weil es ein Zeichen der Anerkennung in Österreich ist", sagt Aigner, der in Italien und Salzburg lebt. "Ich empfinde mich als Botschafter Österreichs und Salzburgs." Der Würdigungspreis für Literatur ist mit 11.000 Euro dotiert und der höchste von der Republik vergebene Literaturpreis. Gewürdigt wurde Aigners literarisches Gesamtwerk mit 15 Werken. Eine Vorliebe für Gedichte ist aus diesem Gesamtwerk zu erkennen, bisher hat er acht Gedichtbände verfasst. Für Aigner wird der Gedichtband gegenüber dem Roman unterschätzt, Gedichte sind eine andere Welt. "Für einen Gedichtband braucht man vier bis fünf Jahre", stellt er fest, Ausbrechen heißt das Schlagwort. "Gedichte schreiben hat mit Lebenshaltung zu tun. Man muss sich den Luxus leisten, anders zu leben. Wenn man permanent mit Regeln lebt, wird man keine Gedichte schreiben." So etwas wie Inspiration gebe es nicht, die wahre Ideen-Quelle sei das Leben. Nichts in der Kunst ist deshalb frei von Autobiographischem. "Ich kann aber etwas dazu dichten oder auch wegnehmen", sagt Aigner, "und hier gibt es in der Rezeption dann Missverständnisse: Die Leute glauben, etwas ist autobiographisch, was aber nicht so ist." Selbst wenn jemand sagt: "Ich liebe Dich", sei das autobiographisch. "Auch in Geschichts- und Sachbüchern finden sich Sporen von Autobiographie", so Aigner. Ein Buch des Jahrhunderts Die Analyse seiner eigenen Werke überlässt der gebürtige Oberösterreicher den Germanisten und Romanisten: "Denen muss ich hier vertrauen." Unter seinesgleichen hat Aigner bereits höchste Anerkennung gefunden: zum Beispiel bei Erich Fried im Nachwort zum Gedichtband "Weiterleben". Sarah Kirsch nennt sein Buch "Mensch. Verwandlungen" in einer Feuilleton-Serie im deutschen Wochenblatt "Die Zeit" als eines ihrer Bücher des Jahrhunderts. Für das Magazin "World Literature Today" ist er einer der führenden Poeten Österreichs. Christoph Wilhelm Aigner wurde 1954 in Wels (Oberösterreich) geboren und besuchte nach der Volksschule das neusprachliche Gymnasium. Verbunden fühlt er sich dennoch mehr mit Salzburg, denn lange Phasen seiner Kindheit verbrachte er in Grödig. Sein Vater war Angestellter bei einer Firma, die Babynahrung produzierte. Deswegen sagt der Schriftsteller auch: "Mit 18 Jahren wurde ich neu geboren." 1973 kam er nach der Matura nach Salzburg und studierte Germanistik, Publizistik und Sportwissenschaften, zu Beginn auch Philosophie. Er schlug eine journalistische Laufbahn ein und arbeitete beim ORF und als Redakteur beim Salzburger Tagblatt. "Das Studium habe ich mir aber als Fußballer finanziert", erzählt Aigner. Er spielte in der oberösterreichischen Landesauswahl und trainierte eineinhalb Jahre bei Austria Salzburg unter dem damaligen Trainer Günter Praschak. Die Literatur ließ ihn aber nicht mehr los. Freier Schriftsteller ist Christoph W. Aigner seit 1985; und auch Verleger der "Salzburger AV Edition". Bereits fünf Jahre zuvor bekam er den zweiten Preis des Förderungspreises für "Literatur zur Arbeitswelt" der Kammer für Arbeiter und Angestellte für Oberösterreich sowie 1982 den Georg-Trakl-Förderungspreis für Lyrik des Landes Salzburg. Weitere Preise folgten: 1988 der Literaturpreis der Ernst-Koref-Stiftung Linz, 1993 der 3. Meraner Lyrikpreis und der Wissenschaftspreis der Rotarier Salzburg, 1996 der Else-Lasker-Schüler-Lyrik-Förderungspreis und 2004 der Anton-Wildgans-Preis. 1993 und 1995 erhielt der Lyriker ein Aufenthalts-Stipendium in Schloss Wiepersdorf im deutschen Bundesland Brandenburg, 1998 übernahm er eine Gastprofessur an der Universität Innsbruck mit Vorlesungen zur Poetik, 2004 wurde er Dresdner Stadtschreiber und erhielt das Heinrich-Heine-Stipendium der Stadt Lüneburg (Niedersachsen). Schöne bittere Wochen mit Fußball Unter den bisherigen Preisträgern des österreichischen Würdigungspreises waren neben Erich Fried und Elfriede Jelinek auch Christoph Ransmayr, der ebenso wie Christoph Aigner Jahrgang 1954 ist und in Wels ins gleiche Gymnasium ging. Aigner arbeitet auch als Übersetzer und Herausgeber. So hat er für den Band "Beim Malen bin ich weggetreten" mit Aquarellen, Bildern und Zeichnungen von Sarah Kirsch ein Essay verfasst. In diesen Tagen erschien sein erster Roman mit dem Titel "Die schönen bitteren Wochen des Johann Nepomuk"; eine rund 450 Seiten starke Liebesgeschichte, ein Bildungsroman, ein Familienroman, ein Mentalitätsbild einer österreichischen Provinzstadt aus dem Jahr 1971. "Und auch noch ein Fußballroman", wie Aigner verrät, denn im Mittelpunkt steht ein junger Mann, der als fußballerischer Rohdiamant gilt – so viel zum Thema Autobiographisches |
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