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Nationalrat setzt zwei Untersuchungsausschüsse ein |
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erstellt am
31. 10. 06
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Themen: Eurofighter und Finanzmarkt
Wien (pk) - Mit zwei Kurzdebatten beendete der Nationalrat seine konstituierende Sitzung. Der Nationalrat
setzte jeweils mit Mehrheit einen Eurofighter-Untersuchungsausschuss sowie einen Untersuchungsausschuss im Bereich
Banken und Finanzmarktaufsicht ein.
Abgeordneter Dr. PILZ (G) bemerkte, nun bestehe im Nationalrat eine Mehrheit, die sich nicht mit vagen Antworten
der Regierungsmitglieder zufrieden gibt. Aufklärungsbedürftig erschien Pilz vor allem die Rolle des Finanzministers
bei der Typenentscheidung und die Kontakte Grassers mit Vertretern von EADS. Das einzige, was in der Sache Eurofighter
transparent ist, sei die Absicht der ÖVP, alles zu verschleiern und jede Aufklärung zu verhindern. Bei
diesem Untersuchungsausschuss werde es vor allem um die Frage gehen, wessen Interessen Verteidigungsminister, Finanzminister
und Bundeskanzler vertreten haben. Es seien, wie Pilz betont, jedenfalls mit Sicherheit nicht die Interessen Österreichs
und des Budgets gewesen. Zum Vorwurf der Zusammenarbeit mit den Freiheitlichen bemerkte Pilz, wenn es für
die Demokratie notwendig sei, dann werde man sich zur Kontrolle von Missständen die Mehrheiten im Haus holen,
die möglich sind.
Abgeordneter Mag. GASSNER (S) bezeichnete den Untersuchungsausschuss als demokratisches Recht dieses Hauses und
sah darin keinerlei Provokation. Der Rechnungshof habe nach Meinung des Redners zwar in der Tat sehr intensiv geprüft,
dabei aber einige Fragen, wie etwa jene der alternativen Entscheidungsgrundlagen oder der tatsächlichen Betriebskosten
offen gelassen. Es gehe nicht um ein Tribunal oder um Kriminalisierung, sondern bloß darum, Transparenz zu
schaffen und die Rechtmäßigkeit der Vorgänge nachzuweisen.
Bundeskanzler Dr. SCHÜSSEL zweifelte an der Sinnhaftigkeit der Einsetzung des Untersuchungsausschusses und
argumentierte, die SPÖ setze damit die Vertragstreue der Republik aufs Spiel und riskiere zudem noch Milliarden
an Gegengeschäften. Unklug sei es auch, einen Untersuchungsausschuss über die Banken einzusetzen, zumal
derzeit Verkaufsverhandlungen bei der BAWAG laufen und der Wirtschaftsstandort Österreich in einem großen
Ausmaß von der Materie betroffen ist. Der Bundeskanzler bezeichnete es als das Recht der Mehrheit, Untersuchungsausschüsse
einzusetzen, und kündigte auch die Mitarbeit der ÖVP an. Enttäuscht zeigte er sich aber von der
SPÖ, der er vorwarf, vor dem Hintergrund der Koalitionsverhandlungen mit der ÖVP Gräben aufzureißen
statt Vertrauen zu bilden.
Abgeordneter Mag. KOGLER (G) meinte, nach den Erfahrungen der letzten Jahre, in denen Kontrolle nachgerade systematisch
hintertrieben worden sei, zeige sich, dass sich die Beharrlichkeit der Opposition letztlich doch bezahlt mache.
Erstaunt zeigte er sich über die Argumentation seines Vorredners, die Abgeordneten seien dafür gewählt
worden, die Interessen der SteuerzahlerInnen wahrzunehmen. Der Redner rekapitulierte die Inhalte des Antrages und
plädierte an das Haus, diesen Antrag mit breiter Mehrheit anzunehmen.
Abgeordneter VILIMSKY (F) sagte, man dürfe die militärische Landesverteidigung nicht dazu instrumentalisieren,
eine Typenentscheidung schönzureden. Hier gebe es Aufklärungsbedarf, ein entsprechender Untersuchungsausschuss
sei daher unumgänglich. Der Redner wies auf konkrete Mängel in der Ausrüstung des Bundesheeres hin
und warf der ÖVP – auch im Zusammenhang mit dem zweiten heute zur Debatte stehenden Antrag - vor, ihr parteipolitisches
Interesse in den Vordergrund zu stellen. Grüne und SPÖ lobte er hingegen dafür, in der Frage der
Eurofighter auch nach der Wahl standhaft geblieben zu sein. Vilimsky schloss mit Betrachtungen über die so
genannten Gegengeschäfte und die so genannte Wirtschaftsplattform.
Abgeordneter Mag. SCHEUCH (B) sah hingegen keinen Grund für einen Untersuchungsausschuss und erklärte
zu den Gegengeschäften, es wäre unpassend, eine Liste jener Firmen, die in diese Gegengeschäfte
verwickelt seien, zu veröffentlichen, da diese Publikation ihnen ohne Frage zum Nachteil gereichen würde.
Diese Veröffentlichung wäre problematisch und könnte die wirtschaftliche Prosperität dieser
Firmen gefährden. Im übrigen sollte man diesen Untersuchungsausschuss nicht für parteipolitische
Zwecke instrumentalisieren.
Der Antrag auf Einsetzung eines Untersuchungsausschusses wurde mehrheitlich angenommen. |
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Kurzdebatte: Einsetzung eines BAWAG-Untersuchungsausschusses
Abgeordneter WESTENTHALER (B) erläuterte die Inhalte seines Antrages und sagte, das Ausmaß der Geldvernichtung
in der BAWAG sei kaum zu beschreiben. Dieser Skandal müsse aufgeklärt werden, denn er sei so einzigartig,
dass er mit keinem anderen Skandal in der Geschichte der Zweiten Republik vergleichbar sei. An die Adresse der
SPÖ gerichtet, meinte er, Übermut tue selten gut, um sodann eine Chronik von aus seiner Sicht roten Wirtschaftsdesastern
aufzulisten. Das Hohe Haus habe das Recht, Licht in das Dunkel des BAWAG-Skandals zu bringen, zumal der Staat ja
für dieses Debakel auch hafte. In diesem Sinne sei der Untersuchungsausschuss unumgänglich, um die politische
Verantwortung für diesen Skandal zu erhellen.
Abgeordneter Dr. MATZNETTER (S) erklärte, dieser Antrag sei wenig substantiell, während der zweite, ebenfalls
vorliegende Antrag alle relevanten Punkte beinhalte. Die Sozialdemokratie trete für lückenlose Aufklärung
und volle Transparenz ein und sei daher für eine umfassende Untersuchung aller Mängel im Bankwesen. Man
wolle untersuchen, weshalb die Aufsicht nicht funktioniert habe, diene dies doch auch dem künftigen Schutz
der heimischen Institute. Im übrigen könne man diesen Ausschuss auch dazu nützen, die Aufsicht zu
reformieren und ergo zu optimieren.
Präsident Dr. SPINDELEGGER (V) hielt fest, dass die Abgeordnete Dr. GLAWISCHNIG-PIESCZEK mit 83 und nicht,
wie zuerst behauptet, mit 93 Stimmen zur Dritten Präsidentin gewählt worden sei.
Abgeordneter Mag. MOLTERER (V) warnte davor, durch übereilte Aktionen die Reputation des heimischen Bankwesens
in Mitleidenschaft zu ziehen. Man müsse an dieser Stelle genau bedenken, welche Folgen eine allfällige
Entscheidung für einen Untersuchungsausschuss haben könne. Die Interessen österreichischer Anleger
könnten geschädigt, der Wirtschaftsstandort Österreich und damit Arbeitsplätze gefährdet
werden. Dies mögen die Initiatoren dieses Antrags bedenken, hielt der Redner fest.
Abgeordneter Mag. KOGLER (S) wies die von seinem Vorredner geäußerte Besorgnis als unbegründet
zurück. Dies gelte vielleicht für den Antrag des BZÖ, seine Fraktion wolle sich hingegen mit der
Bankenaufsicht und der Rolle des Finanzministeriums auseinandersetzen und hier entsprechende Aufklärung erreichen.
Es gehe um vielfache untersuchungswürdige Umstände, hier tue entsprechendes Agieren not.
Abgeordneter Mag. STADLER (F) sagte, es gehe darum, Licht ins Dunkel dieses "Bankenfilzes" zu bringen,
und diesem Zweck diene jener Antrag, den seine Fraktion unterstütze. Wenn dem BZÖ die Aufklärung
der in Rede stehenden Vorgänge so ein Anliegen sei, dann möge sie doch ihre Justizministerin veranlassen,
in Liechtenstein um Rechtshilfe zu ersuchen. Die hier zitierten Briefe der Banken schreckten ihn da nicht, erklärte
Stadler.
Abgeordneter BUCHER (B) war der Auffassung, dass es sich beim BAWAG-Skandal um den größten Kriminalfall
der Zweiten Republik handelt. In dem vorliegenden Antrag werden allerdings auch andere Banken angeführt, die
mit der BAWAG überhaupt nichts zu tun haben. Wenn es den Grünen wirklich um die Finanzmarktaufsicht geht,
dann könnten sie jederzeit eine Anfrage an den Finanzminister richten, der dann darüber berichtet, wie
es um die österreichischen Finanzinstitute steht. Es müsse daher kein Untersuchungsausschuss eingerichtet
werden, der nur dazu dient, um erfolgreiche Kreditinstitute zu diskreditieren, entgegnete er dem Abgeordneten Pilz.
Damit werde bloß der heimische Finanzmarkt, der mühsam aufgebaut wurde, schwer verunsichert
Bei der Abstimmung wurde der B-Antrag auf Einsetzung eines BAWAG-Untersuchungs- ausschusses abgelehnt. Der G-S-F-Antrag
auf Einsetzung eines Untersuchungsausschusses betreffend Finanzmarktaufsicht, BAWAG, Hypo-Alpe-Adria und weiterer
Dienstleister wurde hingegen mehrheitlich angenommen. |
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