Neue Wege bei der Biomassebewirtschaftung
Wien (wwf) - Angesichts globaler Rohstoffknappheit und steigenden Energiebedarfs gewinnt Biomasse
als Wirtschaftsfaktor rasant an Bedeutung. Zur Frage, wie und auf welchen Flächen Biomasse besser genutzt
wird, gibt es unterschiedliche Expertenmeinungen. Zur optimalen Nutzung ihrer Wald-Biomasse haben die Österreichischen
Bundesforste (ÖBf) gemeinsam mit dem WWF Österreich nun eine Studie erstellt. Fazit: Um den künftigen
Bedarf zu decken, müssen private Kleinwälder stärker genutzt und besser gepflegt werden.
Knappes Gut: Biomasse
Aus Biomasse allein lässt sich der Energiebedarf Österreichs nicht decken. Für eine optimale
Nutzung von Biomasse ist eine höhere Energieeffizienz vor allem auf der Endverbraucherseite unbedingt notwendig.
Derzeit befindet sich der Entwurf des Lebensministeriums für einen österreichweiten Biomasseaktionsplan
in Begutachtung. Dieser Aktionsplan rechnet mit einem starken Anstieg des Biomassebedarfs in Österreich. Auch
bei intensiverer Nutzung des jährlichen Holzzuwachses werden laut Schätzung im Jahr 2020 rund 5,2 Millionen
Festmeter an Biomasse fehlen. Diese fehlende Menge muss entweder auf Agrarflächen erzeugt oder durch Importe
aus aller Welt gedeckt werden. "Biomasse ist nicht klimaneutral, wenn dafür Regenwälder und andere
wertvolle Ökosysteme vernichtet werden", erläutert WWF Geschäftsführerin Hildegard Aichberger.
"Bei Import von Biomasse muss eine ökologisch und sozial verantwortungsvolle Produktion sichergestellt
werden."
Waldpflege bringt Biomasse
Die österreichische Waldinventur - eine Bestandserhebung des heimischen Waldes - zeigt, dass die größten
Holzvorräte pro Hektar und der meiste Zuwachs in tieferen Lagen zu finden sind. Großes Biomassepotenzial
sieht der WWF vor allem bei kleinen Privatwaldflächen, die bisher kaum genutzt werden. Daneben sind kleine
Privatwälder laut Waldinventur kaum durchforstet, die Bundesforste haben ihre Rückstände in den
letzten Jahren hingegen vollständig aufgearbeitet. Von der verbesserten Waldpflege profitieren übrigens
auch Anrainer, wie Bundesforste-Vorstand Georg Erlacher erklärt. "Durchforstung verbessert die Qualität
des Bestandes. Gesunde, starke Wälder schützen besser vor Muren, Lawinen und Windwürfen."
Biomasse nützen - Wald schützen
Aber nicht die gesamte Biomasse, die bei der Holzernte anfällt, kann aus dem Wald entfernt werden.
"Der Wald braucht eine bestimmte Menge an Holzrückständen, damit der Nährstoffgehalt im Boden
erhalten bleibt. Nur wenn der Boden genug Nährstoffe hat, kann der Wald auch wieder nachwachsen", so
Bundesforste-Vorstand Georg Erlacher. Der größte Teil der Nährstoffe befindet sich in den Blättern
und Nadeln der Bäume - und macht nur einen kleinen Teil der Baumbiomasse aus.
Ebenso wichtig für den Lebensraum Wald ist Totholz. Bis zu ein Drittel aller im Wald vorkommenden Arten brauchen
zumindest für einen Teil ihres Lebens totes oder absterbendes Holz. "Besonders der Vorrat an starkem
Totholz sollte erhöht werden, um die biologische Vielfalt im Wald zu fördern", erklärt Hildegard
Aichberger. "Für die Gewinnung von Biomasse ist Totholz dagegen aufgrund seiner niedrigen Energiewerte
kaum von Bedeutung."
Tabuzonen: Schutzgebiete
Absolut tabu für die Biomassebewirtschaftung sind Schutzzonen. Das betrifft rund drei Prozent des
heimischen Waldes, die besonderen naturschutzrechtlichen Regeln unterliegen. "Diese Flächen werden von
den Bundesforsten keinesfalls für die Biomasse-Gewinnung herangezogen", garantiert Georg Erlacher. Biomasse
aus Schutzflächen würde nur unwesentlich mehr wirtschaftlichen Nutzen bringen, aber einzigartige Naturflächen
unwiederbringlich zerstören. Dabei steht der Anspruch der Natur für die Bundesforste ganz klar im Vordergrund." |