Unter dem Vesuv  

erstellt am
10. 11. 06

Kunst und Künstler vom 17. bis zum 19. Jahrhundert in Neapel und seinem Umfeld aus der Sammlung Harrach". 17. November 2006 – 19. März 2007
Wien (liechtenstein museum) - Von 17. November 2006 bis 19. März 2007 zeigt das Liechtenstein Museum in den ehemaligen Damenappartements des Gartenpalais Liechtenstein die Sonderausstellung "Unter dem Vesuv – Kunst und Künstler vom 17. bis zum 19. Jahrhundert in Neapel und seinem Umfeld aus der Sammlung Harrach".

Der Kern von Hauptwerken neapolitanischer Malerei aus der Graf Harrach’schen Familiensammlung in Rohrau, Niederösterreich, wird durch kostbare Leihgaben namhafter Museen und Galerien des In- und Auslands sowie privater Leihgeber ergänzt. Damit kann in Wien erstmals ein Überblick über die neapolitanische Malerei vom beginnenden 17. Jahrhundert bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts präsentiert werden.

Neben der Graf Harrach'schen Familiensammlung und den Sammlungen des Fürsten von und zu Liechtenstein gehören der internationalen Vereinigung Private Art Collections auch die Sammlungen der Fürsten Esterházy und der Grafen Schönborn-Buchheim, die Residenzgalerie Salzburg (mit der Sammlung Czernin), die Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste (mit der Sammlung Lamberg) sowie das Museo Poldi Pezzoli in Mailand, die Sammlung der Principi Borromeo auf der Isola Bella, das Rockoxhuis in Antwerpen und die Sammlung Oskar Reinhart Am Römerholz in Winterthur an.

Mit der hochkarätigen Präsentation "Unter dem Vesuv" wird die erste grosse Kooperationsausstellung dieser Häuser realisiert, die im Liechtenstein Museum einen würdigen Rahmen findet.

Neapel – die grosse Kunstmetropole des Barock
Die Ausstellung dokumentiert die Entwicklung Neapels als europäische Kunstmetropole vom 17. bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts. Neapel – zu dieser Zeit die grösste Stadt des Südens – war damals sowohl auf dem Gebiet der Malerei als auch auf demjenigen der Bildhauerei, des Kunsthandwerks und der Musik eines der grossen Zentren der internationalen Kunstentwicklung. Bedeutende Künstler wie etwa Scarlatti sowie Pietro und Gian Lorenzo Bernini stammten aus dieser Stadt; Caravaggio und weitere Maler in seiner Nachfolge, unter ihnen Ribera, Preti, Giordano und Hackert, verbrachten wichtige Phasen ihres Schaffens in Neapel.

Unter der Herrschaft österreichischer Vizekönige seit dem Beginn des 18. Jahrhunderts – von 1728 bis 1733 regierte dort beispielsweise Alois Thomas Graf Harrach – kamen viele Künstler aus Neapel nach Wien und an andere Orte der Donaumonarchie und befruchteten so entscheidend die Entwicklung des Barock in Österreich.

Vom Historienbild zur Stadtvedute
Ausgehend von den grossen religiösen und mythologischen Themen der Frühzeit spannt sich der Bogen der Ausstellung inhaltlich über Historienbilder und Stillleben bis hin zu den Veduten von Neapel und seiner Umgebung, die vor allem die Malerei der Zeit dominierten, in der Marie Karoline von Habsburg, eine Tochter Maria Theresias von Österreich, mit Ferdinand IV. (1751–1825), König von Neapel und beider Sizilien, vermählt war.

Etwa 70 Hauptwerke neapolitanischer Kunst, die vom Caravaggismus bis zum Klassizismus reichen, ermöglichen somit eine umfassende Auseinandersetzung mit dem Schaffen einer der wichtigsten europäischen Kunstmetropolen des Barock in all ihren Facetten.

Die Ankunft Caravaggios in Neapel im Jahr 1606 löste eine Revolution in der Malerei aus, die viele Künstler von aussen anzog und dazu beitrug, die Stadt im Süden Italiens zu einem wesentlichen Kunstzentrum Europas zu machen. Jusepe de Ribera, Mattia Preti, Massimo Stanzione und Luca Giordano sind in der Ausstellung stellvertretend für diese Zeit mit wichtigen Hauptwerken präsent.

Daneben dokumentieren Möbel und Skulpturen auch den materiellen Reichtum der Stadt. Ganz dem Anspruch des Liechtenstein Museum entsprechend, einen Zusammenklang der unterschiedlichen Künste und Genres zu schaffen, wurde für diese Sonderausstellung wiederum eine gattungsübergreifende Präsentation gewählt. So entsteht für den Ausstellungsbesucher ein stimmiger Eindruck der Opulenz und des Reichtums dieser aufregenden Kunstmetropole des Barock, der ihn während seines Rundgangs für kurze Zeit in den Süden Italiens entführt und ihm die Kultur dieser Region näher bringt.

Die Graf Harrach'sche Familiensammlung
Die Galerie der Graf Harrach'schen Familiensammlung verdankt den grössten Bestand an neapolitanischer Barockmalerei nördlich der Alpen vor allem dem Geschmack von Alois Thomas Graf Harrach, der die Innenräume seiner Paläste – unter anderem des neuen Majoratshauses auf der Freyung in Wien – ausstattete. In seiner Sammlung ist die Geschichte der süditalienischen Malerei von Ribera über Preti und Giordano bis zu den Bildern von Francesco Solimena lückenlos zu verfolgen. Hauptwerke dieser Meister, darunter Giordanos Isaak segnet Jakob und Solimenas Der Heilige Januarius im Kerker von den Heiligen Proculus und Sosius besucht, sind in der Ausstellung vertreten.

Auf seinen Vater, Graf Ferdinand Bonaventura I. Harrach (1636–1706), Obersthofmeister Kaiser Leopolds I., ist eine grosse Sammlung spanischer Malerei zurückzuführen, aus der unter anderem das grosse Altarbild Die Unbefleckte Empfängnis Mariä von Ribera gezeigt wird.

Wissenschaftliche Konzeption: Dr. Johann Kräftner
Informationen:
http://www.liechtensteinmuseum.at/
 
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