Luftfracht weiterhin im Aufwind  

erstellt am
09. 11. 06

Domany: Wachstum sichert Standort und benötigt vorausschauende Kapazitätsausweitungen – Vanik: Langfristig positive Effekte
Wien (pwk) - Die jüngst veröffentlichte Boeing Luftfracht Prognose rechnet mit 6,1 Prozent jährlichem Wachstum in der Luftfracht weltweit. Damit wird sich innerhalb der nächsten zwei Jahrzehnte die Luftfrachtmenge verdreifachen. Der Frachtumschlag in Wien Schwechat lag 2005 mit einem Gesamtplus von 12 Prozent (234.677 Tonnen) deutlich über dem weltweit prognostizierten Wert. Diese erfreuliche Entwicklung nützt der gesamten Wertschöpfungskette Aviation, so Christian Domany, Obmannstellvertreter des Fachverbandes Luftfahrt in der Wirtschaftskammer Österreich.

Ein funktionierendes Transfer-Drehkreuz samt Flugnetzwerk ist ein bedeutender Wirtschaftsmotor. Obwohl nur knapp zwei Prozent des Welthandelsvolumens als Luftfracht verschickt werden, entsprechen diese Waren 40 Prozent des Welthandelswertes. Es sind durchwegs hochwertige, meist für Logistik-Ketten dringend benötigte Güter, die „in die Luft gehen“. Hier liege der größte heimische Flughafen mit seinem Frachtaufkommen im EU-Ranking an 14.Stelle.

Der wachsende globale Handel ist der Motor des Wachstums im Luftfrachtverkehr. Verbesserte Technologien führen zu einer steigenden Frachtkapazität und treibstoffeffizienterem Transport. "Wir erwarten, dass sich der positive Trend sowohl im Passagier- als auch im Frachtverkehr fortsetzen wird", so Domany.

Positive Impulse bringe der Wegfall der bürokratischen Ausnahmebewilligungen vom Lkw-Wochendfahrverbot für den Luftfrachtersatzverkehr, also für die Lkw-Zustellung zum Kunden. Die AUA mit derzeit 60 Prozent Marktanteil an der Luftfracht in Österreich gewinne allein durch die Ausdehnung ihrer Cargoangebote und verbesserte Auslastung der Langstreckenverbindungen pro Jahr ca. vier Millionen Euro an Mehreinnahmen, freut sich Fachverbandsgeschäftsführer Christian Vanik über diesen wichtigen Erfolg für die Branche. So biete Austrian Cargo ab sofort einen weiteren (insgesamt den fünften) wöchentlichen Nurfrachtflug von Wien nach Kiew und erhöht damit das Frachtraumangebot in die Ukraine auf 100 Tonnen pro Woche. Nebenbei könne der Fiskus ohne großen Aufwand zusätzliche Zolleinnahmen in Höhe von ca. einer Million Euro erwarten.

Die gute Positionierung stützt sich laut Domany auf den vorauschauenden Ausbau der Cargobereiche und die exzellente Anbindung der Luftfahrt-Drehscheibe Wien an die boomenden Wirtschaften in Fernost sowie in Mittel- und Osteuropa.

Die positive Entwicklung belege die Notwendigkeit einer dritten Piste am Flughafen Wien-Schwechat. Eine dritte Piste sei wichtig für die weitere Entwicklung des „Hubs“ und für die Streckenexpansion in wirtschaftliche Wachstumsmärkte. Im regulativen Bereich sollten die Air Cargo Security-Vorschriften kritisch hinterfragt werden. Ebenso nötig sei der Ausbau der Anbindung an Schiene und Straße, so der Experte.

"Man darf nicht vergessen: Unser Luftdrehkreuz ist nicht nur ein essenzieller Beitrag für die heimische Industrie, sondern auch ein Wohlstandsknoten mit hoher Umwegrentabilität für Arbeitsplätze, Incoming-Tourismus und die gesamte nationale Wirtschaft. Die heimische Luftfahrtbranche beschäftigt mehr als 36.000 Personen und erwirtschaftet eine jährliche Wertschöpfung von über 2,4 Milliarden Euro", resümiert Domany. Allein von Wien aus kann man heute knapp180 Ziele direkt erreichen, was für eine Kongress- und Messestadt bzw. Sitz der Vereinten Nationen unabdingbar sei, so Domany abschließend.

 

Von der "Bürgerinitiative zur Erhaltung der Lebensqualität in Groß Enzersdorf" und von der "Bürgerinitiative Liesing gegen Fluglärm und gegen die 3. Piste" hat die ÖJ-Redaktion folgende Leserbriefe erhalten. Weitere Leserbriefe werden hier nicht mehr veröffentlicht, da wir davon ausgehen, daß diese beiden Bürgerinitiativen allen Betroffenen entsprechende Stellung genommen haben.
     
Sehr geehrte Damen und Herren,

zu Ihrem Artikel Luftfracht weiterhin im Aufwind vom 09.11.06 will ich im Namen zahlreicher Betroffener folgendes ausführen:

natürlich wird der Obmannstellvertreter des Fachverbandes Luftfahrt in der Wirtschaftskammer Österreich, Hr. Christian Domany nur Positives zur Expansion des Flughafen Wien zu berichten wissen – darin mag er möglicherweise ein Experte sein. Er vergisst jedoch bei seinen euphorischen Ausführungen gänzlich darauf, dass jede Flugbewegung, sei es Start oder Landung, mit einer enormen Lärmbelästigung für viele tausende Österreicher verbunden ist. Die Frequenz der Überflüge liegt heute schon bei FÜNFUNDSIEBZIEBZIG SEKUNDEN und soll noch gesteigert werden?? Besonders zu betonen ist, dass für den Raum Gross Enzersdorf auch kein Nachtflugverbot besteht, was bedeutet, dass einfach die ganze Nacht durchgehend Überflüge stattfinden. Erholsamer Schlaf ist auch bei geschlossenen Fenstern unmöglich, besonders Kinder klagen vermehrt über Schlafprobleme. Wirtschaftsfaktor und Flughafenexpansion stehen der Gesundheit tausender Mitbürger gegenüber – ist Ihnen das vollkommen gleichgültig Hr. Domany? Jedenfalls würde mich Ihre Reaktion interessieren, wenn auf Ihrem Nachbargrundstück eine Großbaustelle mit 24 Stunden Betrieb entstehen würde.

Mit freundlichen Grüßen


Robert Zoubek
Bürgerinitiative zur Erhaltung der Lebensqualität in Groß Enzersdorf

 

Sehr geehrter Herr Mössmer,


die Argumentation, ein Luftdrehkreuz Wien sei ein essentieller Beitrag für einen "Wohlstandsknoten", legt den Schluss nahe, dass hier der Umsatz des Flughafens mit Lebensqualität verwechselt wird. In Wahrheit erinnert mich daher die Wortschöpfung " Wohlstandsknoten" in diesem Zusammenhang auch viel eher an bestimmte Erkrankungen, bei denen es auch Knoten gibt, deren Wachstum der Gesundheit des Gesamtorganismus aber leider nicht gerade förderlich sind.

Wachstum des Flughafens heißt ja auch viel mehr Fluglärm und krebserregende Feinststaub-Emissionen. Eine Zunahme bei den Transitpassagieren und Transitgütern führt also zu einer Zunahme der durch den Fluglärm verursachten Gesundheitsprobleme und zu einer immer massiveren Einschränkung der Lebensqualität im näheren und weiteren Umfelds des Flughafens. Darunter leiden nicht nur die Menschen in den Wohngebieten, sondern auch viele (Nah-)Erholungsgebiete wie der Wienerwald und der Neusiedlersee sind bereits betroffen.

Wenn der Flugverkehr wirtschaftlich wirklich so erfolgreich ist, wie in dem Artikel beschrieben, dann frage ich mich auch, warum dieser nach wie vor über die Nichtbesteuerung von Kerosin und die Subventionierung der Pisten von uns Steuerzahlern finanziert wird und auch die AUA hat finanzielle Schwierigkeiten. Dazu kommen noch die Opportunitätskosten durch die reduzierte Leistungsfähigkeit und die Gesundheitsschäden, zu denen der Fluglärm führt. Weiters begünstigt ein Ausbau des Flughafens als Drehkreuz für Osteuropa und Asien auch die Verlagerung von Arbeitsplätzen dorthin und führt unterm Strich daher eher zu weniger statt zu mehr Arbeitsplätzen. Ein weiterer Ausbau des Flughafens als Drehkreuz mit seiner Transitverkehrswirkung ist also volkswirtschaftlich schlicht unsinnig.

Auch die im Artikel als positiv vermerkte Erhöhung der Frequenz der Nachtflüge (wie z.B. nach Kiew), dient nicht nur dazu, noch mehr Lasten über Wien als Umladeplatz von Asien nach Osteuropa und zurück mit dem Flugzeug zu transportieren, sondern bringt auch eine ganze Menge an Menschen um ihren wohlverdienten Schlaf.

Auch kann ich mir nicht vorstellen, dass der Ausbau des Flughafens, wie er in den letzten Jahren stattgefunden hat, für eine Kongress- und Messestadt wirklich gut oder gar unabdingbar ist, da gerade die dafür als Beispiel angeführten Vereinten Nationen ihren Sitz schon in Wien hatten, als der Fluglärm hier noch ein ziemlich unbekanntes Problem war.

Meiner Meinung nach ist hier die Politik dringend gefordert, das Wachstum des "Wohlstandsknotens Flughafen" der letzten Jahre zurückzunehmen, damit unser Wohlstand, unsere Lebensqualität und unsere Gesundheit nicht weiter darunter leiden müssen!

Mit freundlichen Grüßen,

Martin Tögel
BI Liesing gegen Fluglärm und gegen die 3. Piste
 
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