Die Aufnahmefähigkeit der EU muss vor künftigen Erweiterungsschritten genau definiert
werden
Wien (pwk) - „Die Handlungsfähigkeit der Europäischen Union und die Finanzierbarkeit künftiger
Erweiterungen muss gesichert sein, bevor weitere Schritte in diese Richtung unternommen werden können“, betonte
Christoph Leitl, Präsident der Wirtschaftskammer Österreich, anlässlich des am 08.11. veröffentlichten
Strategiepapiers der Europäischen Kommission zur Erweiterung sowie der Fortschrittsberichte zu den Beitrittskandidatenländern.
Leitl begrüßte die Definition der „Aufnahmefähigkeit“ der EU durch die Europäische Kommission.
Vor allem institutionelle und finanzielle Aspekte müssten eindeutig geklärt werden, bevor künftige
Kandidatenländer aufgenommen werden könnten.
Unter den Beitrittskandidaten nimmt Kroatien für Österreich eine herausragende Position ein. „Nur durch
eine EU-Mitgliedschaft wird Kroatien voll und ganz in die europäischen Strukturen eingebettet“, so der WKÖ-Präsident.
Das starke Engagement der heimischen Wirtschaft macht das massive Interesse Österreichs an einem EU-Beitritt
Kroatiens deutlich: Österreich hat sich bereits als größter ausländischer Investor in Kroatien
positioniert. Der Handelsbilanzüberschuss machte 2005 692 Millionen Euro 2005 aus. Dies ist einer der höchsten
Überschüsse, die Österreich im Außenhandel überhaupt erzielt hat. Das österreichisch-kroatische
Außenhandelsvolumen erreichte 2005 über 1,7 Milliarden Euro und folgt immer noch dem Aufwärtstrend.
Die Präsenz heimischer Firmen erstreckt sich auf nahezu alle Sektoren, sodass Kroatien auch als „erweiterter
Heimmarkt“ bearbeitet werden kann. „Mit der Perspektive eines baldigen EU-Beitritts verbessern sich die Chancen
für unsere Unternehmen und vor allem die Rechtssicherheit beträchtlich“, ist Leitl überzeugt.
Eine baldige Aufnahme Kroatiens in die EU sei auch ein wichtiges Signal für die anderen Länder Südosteuropas,
die anstehenden Reformen anzugehen: „Die europäische Perspektive für diese Region muss neue Dynamik erhalten
und weiter vorangetrieben werden. Dies ist aus politischer und wirtschaftlicher Sicht von unermesslicher Bedeutung
für ganz Europa“, so Leitl. Politische Stabilität sei eine wesentliche Voraussetzung für wirtschaftliche
Stabilität. „Bereits die Aussicht auf eine EU-Mitgliedschaft entfaltet in den Kandidatenländern durch
das Anstreben eines gemeinsamen Ziels eine einigende Wirkung.“
Als Beispiel dafür führt Leitl Mazedonien an: Hier habe die EU ihre friedenserhaltende Funktion deutlich
unter Beweis gestellt. „Ein drohender Bürgerkrieg konnte verhindert werden. Und nun hat das Land bereits Beitrittskandidatenstatus“,
erklärte Leitl abschließend. |