Direktinvestitionsströme stärken den europäischen Integrationsprozess
Wien (oenb) - Anlässlich der Eröffnung der diesjährigen Conference on European Economic
Integration der Oesterreichischen Nationalbank zum Thema “The Changing Landscape of FDI in Europe” hob Dr. Klaus
Liebscher, Gouverneur der OeNB und EZB-Ratsmitglied, die Bedeutung von ausländischen Direktinvestitionen für
den Unternehmensstandort Österreich hervor. Österreich habe in den letzten Jahren nicht nur in hohem
Maße von aktiven und passiven Direktinvestitionen profitiert, sondern auch die Strukturen und Muster der
Investitionsflüsse in Europa maßgeblich mitgeprägt.
So beliefen sich die Ende 2005 in Österreich angesiedelten ausländischen Direktinvestitionen auf 20%
des Bruttoinlandsprodukts und trugen damit wesentlich zum heimischen Wirtschaftsgeschehen bei. Gleichzeitig erreichten
die von österreichischen Unternehmen getätigten Investitionen im Ausland im vergangenen Jahr ebenfalls
einen neuen Höchstwert. Besonders in den Ländern Mittel-, Ost- und Südosteuropas spielt Österreich
eine aktive Investorenrolle, im bisherigen Jahresverlauf war Österreich Topinvestor in Slowenien, Bulgarien,
Kroatien und Bosnien-Herzogovina. Dass dabei viele Unternehmen sowohl als aktiver Investor auftreten als auch selbst
ausländische Direktinvestitionen beziehen, verdeutlicht die Rolle Österreichs als Drehscheibe für
multinationale Konzerne, die von hier aus ihre Expansionsstrategien nach Osten steuern.
Gouverneur Liebscher betonte auch die Bedeutung ausländischer Direktinvestitionsströme auf europäischer
Ebene. So habe der europäische Integrationsprozess zu einer stärkeren Handels- und Investitionsverflechtung
der EU-Staaten beigetragen. Diese mache wiederum die Vorteile von Handelsliberalisierung und monetärer Integration
erst in vollem Ausmaß spürbar. Ausländische Direktinvestitionen tragen somit wesentlich zur Schaffung
von Wohlstand und zum Aufholprozess innerhalb Europas bei. Gerade in den neuen EU-Mitgliedstaaten sei der beachtliche
Aufholprozess durch die Mittel von ausländischen Investoren stark unterstützt worden.
Die letzten Jahre hätten verdeutlicht, wie rasch sich die geografischen und sektoralen Muster ausländischer
Direktinvestitionen in Europa verändern, so Gouverneur Liebscher weiter. Traditionelle Investorenländer
wie Österreich suchen gerade in Ost- und Südosteuropa nach neuen Märkten. Dadurch sehen sie sich
zunehmend mit neuen Herausforderungen und Risken konfrontiert. Gleichzeitig treten ehemalige Investitionsempfänger
aus Zentraleuropa zunehmend als aktive Investoren in diesen neuen Märkten auf. Österreich ist damit gefordert,
auf die sich verändernde Investorenlandschaft flexibel zu reagieren.
Die diesjährige Conference on European Economic Integration, die die Oesterreichische Nationalbank gemeinsam
mit der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD), London, veranstaltet, bietet ein Forum
für hochkarätig besetzte Podiumsdiskussionen, Hauptreferate und die Präsentation und Diskussion
von ausgewählten Forschungsarbeiten zur sich im Wandel befindlichen Architektur ausländischer Direktinvestitionen
in Europa. |