NR-Präsidentin Prammer: Wirkungen von Budgets auf Frauen analysieren!
Wien (pk) - Kennt Geld ein Geschlecht? - Was ist Gender Budgeting? - Wie kann Budgetpolitik zu einem
Instrument für die Gleichstellung der Geschlechter in den Partnerländern der österreichischen Entwicklungszusammenarbeit
werden? - Antworten auf diese Fragen suchten am Nachmittag des 15.11. die TeilnehmerInnen einer internationalen
Konferenz, zu der Nationalratspräsidentin Barbara Prammer gemeinsam mit dem "Wiener Institut für
Entwicklungsfragen und Zusammenarbeit" (vidc) eingeladen hatte. Im Verlauf der von der Österreichischen
Entwicklungsagentur unterstützten Konferenz erläuterte Swanhild Montoya vom Wiener Institut für
Entwicklungsfragen und Zusammenarbeit zunächst den Begriff Gender Budgeting. Über Erfahrungen mit konkreten
GB-Initiativen in Entwicklungsländern berichteten dann Maggie Makanza (Südafrika), Esperanza Castro (Peru),
Lydia Mbanza (Uganda) und Linda Mpande (Zimbabwe).
Nationalratspräsidentin Barbara Prammer, sie fungiert auch als Präsidentin des "Wiener Instituts
für Entwicklungsfragen und Zusammenarbeit", machte in ihrer Begrüßung darauf aufmerksam, dass
Gender Budgeting in der EU ein wichtiges Thema darstellt und berichtete von Bemühungen in Österreich,
den Genderaspekt in der Budget- und Finanzpolitik zu verankern. Gender Budgeting sei deshalb ein so wichtiges Instrument
im Gender Mainstreaming-Prozess, weil in den Staatshaushalten ökonomische und soziale Prioritäten der
Regierungspolitik zum Ausdruck kommen und realisiert werden. "Wir müssen die Auswirkungen eines Budgets
auf bestimmte Gruppen der Bevölkerung, wie etwa die Frauen, analysieren können", sagte Präsidentin
Prammer. Gender Budgeting sei eine Voraussetzung für eine Politik im Interesse gleicher Rechte, gleicher Pflichten
und gleicher Chancen für alle Menschen, schloss die Nationalratspräsidentin.
Gender Budgeting - Ein Instrument im Kampf gegen die Armut
Swanhild Montoya (vidc) erinnerte in ihrem Einleitungsreferat daran, dass Gender Budgeting zwar eine schwierige
Materie sei, zugleich aber eine politische Herausforderung darstelle, die unerlässlich für die Demokratisierung
der Gesellschaft ist. Budgets sind in sozialer Hinsicht nicht von vornherein neutral, das zeige sich an jüngsten
Entwicklungen in vielen Ländern, wo die Armut zunehme und die soziale Kluft zwischen Frauen und Männern
tiefer werde. Die Menschen müssen stärker in die Ausarbeitung der Staatshaushalte eingebunden werden,
sie müssen ihre Bedürfnisse stärker formulieren und die Regierungen müssen sich intensiver
mit der Frage beschäftigen, wie sie bei ihren Entscheidungen über staatliche Ausgaben diese Bedürfnisse
besser berücksichtigen können. Gender Budgeting sei zeitraubend und teuer, aber notwendig, wenn die Länder
im Kampf gegen die Armut erfolgreich sein wollen.
Gender Budgeting hilft falsche Politik vermeiden
Maggie Makanza (Gender Education and Training Network, Südafrika) brachte ihre umfangreichen Erfahrungen mit
dem Gender Budgeting in der südafrikanischen Entwicklungsgemeinschaft (SADC) ein und informierte auch über
die Situation in Malawi, Namibia, Südafrika, Swaziland, Tansania, Sambia und Zimbabwe. In ihrem Referat "Gender
Budgeting als Instrument demokratischer Entwicklung und guten Regierens" hielt Makanza fest, Gender Budgeting
sei nicht auf ein spezielles "Frauenbudget" gerichtet, sondern stelle eine Methode dar, staatliche Ausgaben
auf ihre Auswirkungen für Frauen und Mädchen, Männer und Buben hin zu untersuchen. Gender Budgeting
will die Regierung darüber informieren, welche Auswirkungen makroökonomische Entscheidungen für
die Wohlstandsverteilung haben, ob sie armen Menschen schaden oder nützen. Dabei ging Maggie Makanza auf die
besonderen Probleme von Bäuerinnen, Mädchen, Waisenkindern und HIV/AIDS-Kranken in Südafrika ein,
betonte die Bedeutung der Schulbildung für Mädchen und schloss ihre Ausführungen mit der Feststellung:
"Gender Budgeting trägt dazu bei, falsche politische Entscheidungen zu vermeiden".
Partizipative Budgets unterstützen nachhaltige Entwicklung
Esperanza Castro (Red Peru - Initiativen zur lokalen Entwicklung in Peru) ist Mitarbeiterin sowohl in einer NGO
mit Basisbezug als auch in einem nationalen Netzwerk, das – ausgehend von regionalen und munizipalen Erfahrungen
– eine partizipative Budgeterarbeitung sowie eine diesbezügliche Reform der Haushaltsgesetze anstrebt. Castro
referierte über Maßnahmen der Dezentralisierung und die Vorteile partizipativer Budgets, die auf lokaler
Ebene unter Einbeziehung der Zivilgesellschaft erstellt werden. Auf diese Weise sollen der Prozess der Demokratisierung
und die nachhaltige Entwicklung gefördert werden. Bezüglich Geschlechter-Gleichstellung berichtete Castro
über die vielfache Diskriminierung von peruanischen Frauen durch den erschwerten Zugang zu Bildung und von
den Bemühungen einiger peruanischer NGOs, feministischer Organisationen und auch lokaler Instanzen, die Position
der Frauen in sozialer, wirtschaftlicher und politischer Hinsicht zu stärken.
Budget muss Bedürfnisse der Frauen sowie der Männer widerspiegeln
Sodann berichtete Lydia Mbanza aus Uganda, die Programmkoordinatorin von "Akina Mama wa Afrika" ist,
über konkrete Erfahrungen aus der Schulung von Bezirks- und GemeinderätInnen. Sie leitete ein "Leadership
Development Project", das Frauen und andere benachteiligte Gruppen (Jugendliche und behinderte Menschen) in
die Lage versetzen sollte, aktiv an politischen, sozialen und ökonomischen Prozessen teilzunehmen. Bei der
Umsetzung von Gender-Budgeting seien ihrer Erfahrung nach vor allem folgende Schwierigkeiten aufgetreten: die geringen
finanziellen Ressourcen auf lokaler Ebene, das Fehlen von spezifischen "Gender-Daten" sowie die hohe
Analphabetenrate unter den Frauen. Dennoch hätte das Projekt erfolgreiche Auswirkungen gehabt, wie etwa eine
höhere politische Partizipation der Frauen, Änderungen in einigen Politikbereichen sowie die Aufstockung
der Mittel speziell für Frauen. Außerdem konnte den Frauen ein Grundverständnis für Planungs-
und Budgetfragen auf lokaler Ebene, für Führungsqualität und Gender-Analyse vermittelt werden, resümierte
Mbanza. Zusammenfassend kam sie zu dem Schluss, dass ein Budget sowohl auf die Bedürfnisse von Frauen und
Männern eingehen müsse, um eine positive Auswirkung auf das Wirtschaftswachstum und die menschliche Entwicklung
im allgemeinen haben zu können.
Höhere Beteiligung von Frauen an politischen Entscheidungsprozessen
Linda Mpande (Zimbabwe) informierte sodann über eine Erhebung zu Gender Budgeting in Bezirken von
Matabeleland. Im Rahmen einer bereits bestehenden Initiative zu Good Governance auf lokaler Ebene wurden von dieser
Organisation erste Schritte gesetzt, um in diese Arbeit eine gendergerechte Finanzplanung zu integrieren. Anhand
eines kurzen Films veranschaulichte sie die Auswirkungen einer Maßnahme der Zentralregierung – tausende Hütten
wurden geschliffen -, die dazu führte, dass über 700.000 Menschen obdachlos wurden. Am wichtigsten erschien
es ihr, dass viel mehr Frauen sich an den politischen Entscheidungsprozessen beteiligen und einbringen, was durch
massive Investitionen in die Bildung gefördert werden sollte. Auch sollte es viel mehr Frauen ermöglicht
werden, Eigentümerinnen von Land zu werden, damit sie auch auf wirtschaftlicher Ebene gestärkt werden.
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