Parlamentarischer Banken-Untersuchungsausschuss  

erstellt am
15. 11. 06

Stummvoll: Bankgeheimnis gilt auch für Banken-Untersuchungsausschuss
ÖVP-Finanzsprecher sieht bereits funktionierende Dreierkoalition im Parlament
Wien (övp-pk) - Nach dem Banken-Untersuchungsausschuss vom 14.11. gibt es eine gute, eine schlechte und eine "neutrale" - je nach Sichtweise des Einzelnen - Nachricht. Die gute: Unsere Meinung, dass das Bankgeheimnis als hochwertiges Gut auch für den Banken-Untersuchungsausschuss gilt, hat sich durchgesetzt. Das erklärte ÖVP-Finanzsprecher Abg. Günter Stummvoll in einer Pressekonferenz nach dem Untersuchungsausschuss. Darüber hinaus werde der Sachverständigengutachter Dr. Dieter Arnold innerhalb von 14 Tagen über die Bandbreite des Bankgeheimnisses ein Gutachten erstellen. Die schlechte Nachricht bezog sich auf das Klima, das sich im Ausschuss verschlechtert habe. Zudem konnte man an den Abstimmungen erkennen, dass die Dreierkoalition "rot-grün-blau" bereits funktioniere.

"Während die ÖVP heute einen fixen Terminplan bis Weihnachten abstimmen wollte, um diese Materie in fünf Wochen abzuhandeln, hat die Dreierkoalition dies abgelehnt", so Stummvoll. Die ÖVP habe bereits von Beginn an gesagt, dass dieser Ausschuss ein Schaden für den Finanzplatz Österreich sei. "Oberstes Ziel ist daher Schadensminimierung und diesen Ausschuss möglichst rasch und effizient über die Bühne zu bekommen. Wir wollen den Schaden möglichst gering halten und eine Verschleppung des BAWAG-Strafprozesses vermeiden."

Natürlich könne man diesen Untersuchungsausschuss auch über drei Jahre erstrecken. "Hier geht es um den politischen Willen. Wollen wir eine Vergangenheitsbewältigung oder eine Zukunftsbewältigung? Die ÖVP will die Zukunft bewältigen", so der Abgeordnete in Richtung Opposition. Es gehe um eine Effizenzsteigerung der Bankenkontrolle, verwies er darauf, dass die Finanzmarktaufsicht erst vor vier Jahren im Parlament beschlossen wurde und vom Internationalen Währungsfonds geprüft und hervorragende Zensuren bekommen habe. "Verbesserungen sind das eine, ein monatelanges Tribunal das andere."

"Ich war immer konsensorientiert, aber wenn der Wille nicht da ist, kann eine Minderheit den Konsens nicht erzwingen", verwies Stummvoll auf die nächste Fraktionsführersitzung am Freitag um 9 Uhr. Stummvoll sieht hinsichtlich des gewünschten Tempos keinen Zusammenhang mit den Koalitionsverhandlungen, denn er sehe bereits "alles in Richtung Minderheitsregierung laufen und wenig Chancen in Richtung große Koalition". Sein Hauptanliegen als Finanzsprecher habe die Schadensminimierung für den Finanzplatz. Den Regierungsbildungsauftrag habe zudem SPÖ-Chef Alfred Gusenbauer.

 

 Matznetter: Bankgeheimnis ist nie in Frage gestanden
Niemand dürfe von außen festlegen, was in den Ausschüssen zu geschehen hat, sonst echte Gefährdung des Finanzplatzes
Wien (sk) - Das Bankgeheimnis sei nie in Frage gestanden, betonte SPÖ-Finanz- und Budgetsprecher Christoph Matznetter am 14.11. in einer Pressekonferenz nach der Sitzung des Untersuchungsausschusses zur Finanzmarkt- und Bankenaufsicht. "Das Bankgeheimnis ist verfassungsrechtlich geschützt, daher verstehe ich nicht, was das soll, als die ÖVP gestern meinte, das Bankgeheimnis dürfe nicht beschädigt werden", so Matznetter. Es werde ein Experten-Gutachten geben, das "die Ränder" des Bankgeheimnisses bewerten wird. "Jeder Bankangestellte oder Bankdirektor, der Informationen über Konten hat, darf darüber nichts sagen. Jeder macht sich strafbar, wenn er gegen das Bankgeheimnis verstößt", unterstrich Matznetter.

Es gehe beim Untersuchungsausschuss um die Kontrolle der Finanzmarkt- und Bankenaufsicht - warum sie in einer Reihe von Vorfällen nicht funktioniert hat - und nicht um die Sparbücher Einzelner, machte der Fraktionsführer der SPÖ im U-Ausschuss klar. Daher gelte auch gegenüber dem U-Ausschuss die Einhaltung des Bankgeheimnisses uneingeschränkt. Diese Kontrollaufgabe des Parlaments in den Untersuchungsausschüssen dürfe nicht von außen eingeschränkt werden. Es könne niemand anweisen, was in diesen Ausschüssen zu geschehen habe. "Wenn rauskommt, dass jemand die Kontrolltätigkeit des Parlaments einschränken konnte, dann gibt es ein wirkliches Problem für den Finanzplatz", ist der SPÖ-Finanzsprecher überzeugt. Denn jeder Kunde eines Institutes müsse die Gewissheit haben, dass die Kontroll- und Sicherungssystem perfekt funktionieren. Da könne man nicht "mit Hudelei" an die Sache rangehen, weil es sich um eine "sehr sensible Materie" handelt.

Bedauerlich findet Matznetter, dass die ÖVP heute ab einem gewissen Zeitpunkt die Zusammenarbeit im Ausschuss über die weitere Vorgangsweise eingestellt hat, um einen "unausgegorenen Vorschlag" - nämlich die gesamte Untersuchung auf die nächsten fünf Wochen zu beschränken - einzubringen. Matznetter hat den Eindruck, dass die ÖVP-Abgeordneten im Ausschuss "willig wären", weiter die Zusammenarbeit fortzuführen, dass sie aber auf Anweisung von außen nicht dürfen. "Das ist schade", so Matznetter. Der SPÖ-Finanzsprecher hofft aber weiterhin auf einen Konsens. Der U-Ausschuss müsse klären, was habe nicht funktioniert bei der Aufsicht und Vorschläge machen, was man verbessern kann.

So habe man in fünfstündiger Arbeit aller fünf Fraktionen gestern einen gemeinsamen Beweisbeschluss gefasst, als nächster Schritt soll ein gemeinsamer Arbeitsplan beschlossen werden. Man müsse die Akten sorgfältig studieren, die Zeugen sorgfältig befragen. Ein Arbeitsplan sei notwendig, da es ansonsten passieren könne, dass einzelne Personen bis zu zehnmal befragt werden. "Das ist unnötig", so Matznetter. In der Öffentlichkeit würde dann der Eindruck entstehen, der Ausschuss arbeitet schlampig. Genau diese Gefahr habe bestanden, als die ÖVP ihre eigene nicht abgestimmte Zeugen- und Terminliste im Ausschuss eingebracht hatte. Man müsse auch unbedingt vermeiden, dass durch "Drängen und Hudeln" die Verwaltungsabläufe anderer Institutionen durcheinander gebracht werden, da sie ihre Akten an das Parlament abliefern müssen. "Hier muss man vernünftig vorgehen", so Matznetter, der sich vor allem auf die Causa Bawag bezog.

Matznetter kann sich vorstellen, dass bereits kommende Woche mit der Zeugenbefragung begonnen werden könnte, wenn Einzelkapitel, die nicht das Bankgeheimnis tangieren, vorgezogen werden. Manche Akten werden in wenigen Tagen vorliegen, manche in drei vier Wochen, sagte Matznetter zum Zeitplan. Wenn man zügig arbeitet, kann sich der SPÖ-Finanz- und Budgetsprecher vorstellen, dass der Untersuchungsausschuss bis Anfang März abgeschlossen ist. In der heutigen Ausschusssitzung wurde auch der Verfahrensanwalt Konrad Brustbauer, ein langjähriges Mitglied des Obersten Gerichtshofs, bestellt.
 

Wir übernehmen hier Stellungnahmen aller im Parlament
vertretenen Parteien – sofern vorhanden! Die Redaktion

 
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