Reichenau (nöwpd) - Der Gesundheitssektor als immer wichtiger werdender Wirtschaftsfaktor stand im
Mittelpunkt einer Enquete, die gemeinsam von der Wirtschaftskammer Österreich (WKO) und der NÖ Arbeiterkammer
(AKNÖ) im Schloss Reichenau veranstaltet wurde. "Die Marktmechanismen im Gesundheitswesen entwickeln
sich erst. Jetzt ist es an der Zeit, offensiv die sich bietenden Chancen zu nutzen”, meinte der Leiter der Abteilung
für Sozialpolitik und Gesundheitswesen in der WKO, Martin Gleitsmann. Der Markt der Gesundheitswirtschaft
entwickle sich zum Leitmarkt der Zukunft, wie es zuvor der Markt der Kommunikationstechnik gewesen sei, betonte
er.
Gleitsmann schätzt, dass in den kommenden fünf Jahren im Gesundheits- und Wellness-Sektor rund 100.000
neue Jobs geschaffen werden. Derzeit sind in Österreich rund 300.000 Menschen in dieser Branche tätig.
Große Pluspunkte sieht er in der natürlichen Landschaft und den heimischen Thermalvorkommen. Die österreichische
medizinische Schule, Wellness-Know-how oder die e-card würden sich zu erfolgreichen Exportartikeln entwickeln.
Was nach Ansicht Gleitsmanns das heimische Angebot von ausländischen Mitbewerbern unterscheidet, sei die hohe
Qualität. Allerdings könne man Qualitätssicherung auf höchstem Niveau nicht selbst kontrollieren.
Ein bislang ungelöstes Problem sieht er bei den sogenannten Gastpatienten, "die bisher nur kosten."
Eine geordnete Gesundheitsversorgung mit mehr Wettbewerb und mehr Markt sei da eine Chance.
Der Leiter der Abteilung für Gesundheitswesen in der Arbeiterkammer Niederösterreich, Bernhard Rupp,
ortet "in unserem Land eine gesunde Gesundheitswirtschaft”. Allerdings sei für hohe Qualität der
Leistung die Voraussetzung eine gut entlohnte Tätigkeit. Gute Chancen sieht Rupp für die Betriebe in
Niederösterreich. Da in der Region Reichenau eine Reihe privater Klinik- und Rehabilitationsbetriebe in Planung
ist, sieht der AKNÖ-Experte "große gemeinsame Interessen der Sozialpartner”. Diesbezüglich
wertet er die Veranstaltung in Reichenau als "Auftakt zum Dialog”.
Für Julian M. Hadschieff, Obmann des Fachverbandes der privaten Kuranstalten und Kurbetriebe, war Reichenau
ein "interessanter Gedankenaustausch”. Wenn man über Wettbewerb und Märkte spreche, so Hadschieff,
"dann heißt das, über Qualität zu sprechen.” Die Auswertung von Mitarbeiter- und Patientenbefragungen
habe ergeben, "dass unsere erreichten Qualitätsstandards führend in Europa sind." |