Booz-Allen-Studie: Statt Verbraucherschutz Bürokratie- und Kostenerhöhung - Bundeskreditsparte
übermittelt Österreich-Studie an EU-Kommission und EU-Parlament
Wien (pwk) - Nach vierjährigen, teils sehr kontroversiell geführten Diskussionen befinden
sich die Verhandlungen um eine neue EU-Verbraucherkreditrichtlinie nun in der Abschlussphase. „Trotz verschiedener
Änderungen und Vorbehalte auch im Europäischen Parlament ist die zum Schutz privater Kreditnehmer gedachte
Richtlinie jedoch nach wie vor mit hohen Zusatzkosten und erhöhter Bürokratie verbunden.“ Zu diesem Schluss
kommt eine von der Bundeskreditsparte der WKÖ beauftragte Studie des Beratungsunternehmen Booz Allen Hamilton
über die „Auswirkungen der EU-Verbraucherkreditrichtlinie auf Konsumenten und Banken in Österreich“.
„Sie ist eine Richtlinie, die unter dem Titel Verbraucherschutz zu Belastungen und Bürokratie für Kreditkunden
führen wird und keinesfalls dem Prinzip ‚better regulation’ entspricht“, fasst der Geschäftsführer
der Bundeskreditsparte Herbert Pichler, die Studienergebnisse zusammen. Die Zusatzkosten für die heimische
Kreditwirtschaft beziffert Pichler mit einer Größenordnung zwischen 103 und 235 Millionen Euro jährlich.
Die große Bandbreite der zu erwartenden Kosten entsteht durch die für Österreich im Vordergrund
stehende Regelung für Überziehungen, die bis dato nicht wirklich geklärt ist. Außerdem sei
zu befürchten, dass die nur in Österreich bestehende und für die Kreditnehmer mit einer beachtlichen
Belastung verbundene Kreditvertragsgebühr auch hierbei fällig wird. Dazu kommen Einmalaufwendungen für
EDV-Umstellungen, Schulungen etc., die ein Mehrfaches der laufenden jährlichen Belastungen ausmacht. „Mit
dieser Richtlinie sind für den Kunden neben einem Mehr an Informationen vor allem aber eine beachtliche Verbürokratisierung
des Verbraucherkredites verbunden“, kritisiert Pichler.
Die grundsätzlichen Zielsetzungen der Richtlinie zur Harmonisierung des Binnenmarktes und zur Verbesserung
des Verbraucherschutzes werden von der Bundeskreditsparte unterstützt. Allerdings würden diese durch
eine Richtlinie in der vorliegenden Form sicher nicht erreicht, ist die Bundeskreditsparte überzeugt. Für
die österreichische Kreditwirtschaft haben Verbrauchervertrauen und Kundenorientierung einen hohen Stellenwert,
wobei das Preis-/Leistungsverhältnis für die Konsumenten in Österreich günstiger ist als in
den meisten anderen EU-Ländern. Das könnte durch eine praxisferne EU-Verbraucherkreditrichtlinie gefährdet
werden.
Die Hauptbelastungen ergeben sich vor allem durch:
- Regelungen für Überziehungen und Überschreitungen
- eine umfassende Informations- und Kennzeichnungspflicht mit einem Gesamtbetrag von effektivem Jahreszins und
Nebenkosten, die aber zu keiner besseren Vergleichbarkeit führt
- die verpflichtende Beurkundung bisher formfreier Überziehungskredite
- die Pflicht zur Verwendung von Papier oder dauerhaften Datenträgern über schriftliche Dokumentationspflichten
- die Widerrufsmöglichkeit eines Kreditvertrages
Pichler gemeinsam mit dem ebenfalls an der Präsentation teilnehmenden Generalsekretär des Österr.
Sparkassenverbandes Michael Ikrath und dem Geschäftsführer des Fachverbandes der Raiffeisenbanken Andras
Pangl: „Eine eindeutige Verbürokratisierung, die mit der Umsetzung der Richtlinie verbunden sind, kann letztlich
nicht im Interesse der Kunden liegen. Ein erhöhter Verwaltungsaufwand bringt dem Kunden keinen Schutz, sondern
verursacht nur einen höheren Kostenaufwand.“ Allfällige Zusatzinformationen, die durch die Richtlinie
erreicht werden, stünden in keinerlei Verhältnis zu den mit dem Richtlinienvorschlag verbundenen Anforderungen
und Kosten.
Die Studie zu den Auswirkungen der Verbraucherkreditrichtlinie kommt genau zum richtigen Zeitpunkt. Anfang Dezember
2006 ist die Behandlung des Richtlinien-Entwurfes im EU-Wettbewerbsrat zu erwarten. Die Bundeskreditsparte wird
die Österreich-Studie daher unverzüglich den Verantwortlichen in der EU-Kommission und im EU-Parlament
übermitteln, um die negativen Auswirkungen dieser geplanten Richtlinie deutlich zu machen.
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