Europaweit erster Kongress zur Alternsforschung in Innsbruck
Innsbruck (universität) - Das Altern und die Folgen ist einer der wichtigsten Fragenkomplexe
unserer modernen Industriegesellschaft. Im Rahmen des ersten europäischen Kongresses für Alternsforschung
in Innsbruck, diskutieren 35 internationale Spitzenwissenschaftler vom 27. - 30. November mit 140 Kongressteilnehmern
über die Zukunft des Alterns und mögliche zukünftige Anwendungen der modernen Alternsforschung.
Die molekularbiologische und medizinische Alternsforschung ist ein neuer, besonders zukunftsweisender Schwerpunkt,
der auch international große Beachtung findet. Besonders im Bereich der molekularen Alternsforschung wird
der Mechanismus des Alterns auf der Ebene der Zelle und des Gesamtorganismus mit neuen Methoden erforscht.
Mehr Lebensqualität im Alter
Die Lebenserwartung in den Industriestaaten ist in den vergangenen Jahrzehnten um zwei bis drei Jahre pro
Jahrzehnt gestiegen. Mit zunehmender Lebenserwatung stehen die Sozial- und Rentensysteme auf dem Prüfstand,
die Finanzierbarkeit des Gesundheitssystems stößt an ihre Grenzen. Die Alternsforschung ist ein Forschungsbereich,
der sich durch die Langlebigkeit entstehenden wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Fragestellungen zuwendet.
"Resultate der biologischen Grundlagenforschung legen den Schluss nahe, dass die Lebensspanne einer Spezies
genetisch bedingt, aber nicht unveränderbar ist. Bezüglich des menschlichen Alterns sind heute Interventionen
denkbar (wenn auch noch nicht realisiert), mit denen die Lebensspanne und insbesondere die Lebenszeit bei guter
Gesundheit beträchtlich verlängert werden kann. Wir denken, dass die Zeit gekommen ist, derartige Interventionen
konkret zu entwickeln, und ausgehend von der Grundlagenforschung in diesem Bereich jetzt anwendungsbezogene Forschung
und Entwicklung zu initiieren," berichtet Univ.-Prof. Dr. Pidder Jansen-Dürr vom Institut für Biomedizinische
Alternsforschung und Leiter der dortigen Abteilung für Molekular und Zellbiologie.
Fortschritte in der Alternsforschung
Wichtigste Aufgabe der biomedizinischen Alternsforschung ist es, den Alternsprozess an sich und damit die
biologischen Grundlagen für altersabhängige Erkrankungen zu erforschen, um damit die Lebensqualität
im Alter zu verbessern. "Die Funktion des Immunsystems nimmt im Alter ab. Folgen sind das gehäufte Auftreten
und der oft schwere Verlauf von Erkrankungen, insbesondere von Infektions- und Tumorerkrankungen, sowie schlechtes
Ansprechen auf Impfungen. Dieses Nachlassen der Immunfunktion im Alter ist primär auf einen Funktionsverlust
von bestimmten Abwehrzellen zurückzuführen. Studien am Institut für Biomedizinische Alternsforschung
hier in Innsbruck versuchen durch besseres Verständnis molekularer Mechanismen Maßnahmen zu formulieren,
mittels derer die Immundefizienz im Alter verhindert oder zumindest hinausgezögert werden kann," erklärt
die Direktorin vom Institut für Biomedizinische Alternsforschung Frau Univ.-Prof. Dr. Beatrix Grubeck-Loebenstein.
Gleichzeitig kann durch eine Verbesserung der Gesundheit im Alter den gesellschaftlichen und finanziellen Problemen
der Überalterung wirksam entgegengetreten werden. Hier besteht auch eine Chance, durch anwendungsbezogene
Forschung neue Methoden zu entwickeln, den Alternsprozess zu beeinflussen. Mittelfristig ist die Entwicklung neuer
Verfahren und Produkte zur verbesserten Diagnostik, Prävention und Behandlung bestimmter altersabhängiger
Erkrankungen geplant.
Vorreiterrolle in Europa
Das Institut für Biomedizinische Alternsforschung, mit Sitz in Innsbruck, ist das erste europäische
Zentrum für Alternsforschung (Gerontologie) und wurde 1992 von der Österreichischen Akademie für
Wissenschaften mit Unterstützung des Landes Tirol und der Stadt Innsbruck gegründet. Seit nun fast vier
Jahren wird dort, in Kooperation mit der Medizinischen Universität Innsbruck, auch ein neuer Doktoratslehrgang
ausgerichtet, der Spezialisten für alle Bereiche der Biogerontologie und der Alternsmedizin heranbildet. |