Neue Rekordbewilligungen bei den Schwerpunkt-Programmen des FWF  

erstellt am
23. 11. 06

Wien (fwf) - Mit rund 31,9 Mio. Euro erreichen die FWF-Förderungen für die Schwerpunkt- Programme im Jahr 2006 einen noch nie da gewesenen Rekordwert: 24,2 Mio. Euro stehen für drei neue Spezialforschungsbereiche (SFBs), drei neue Nationale Forschungsnetzwerke (NFNs) und sechs neue Doktoratskollegs (DKs) zur Verfügung; dazu kommen 7,7 Mio. Euro für die Verlängerung von vier bereits erfolgreich laufenden Schwerpunkt-Programmen.

Am 20. November 2006 entschied das Kuratorium des FWF in der November-Vergabesitzung zwölf neue Schwerpunkt-Programme zu bewilligen. Damit konnte ein deutlich spürbares und nachhaltig wirkendes Zeichen für die Förderung der Profilbildung im Bereich der Grundlagenforschung an den österreichischen Universitäten gesetzt werden. Möglich wurde dieser starke Impuls für die Spitzenforschung unter anderem durch die Ausweitung des FWF-Bewilligungsrahmens im März 2006 um 30 Millionen Euro.

Am erfolgreichsten waren Anträge, die im Bereich der biologischen und medizinischen Grundlagenforschung angesiedelt sind (sechs erfolgreiche Initiativen), gefolgt von naturwissenschaftlich/technischen Projekten mit vier erfolgreichen Projektideen und den Geistes- und Sozialwissenschaften, die zwei Großforschungsvorhaben bewilligt erhielten.

Bemerkenswert ist die hohe Zahl an neuen Doktoratskollegs. Seit 2004 hatte der FWF sieben DKs bewilligt; nunmehr hat sich diese Anzahl fast verdoppelt. Damit leistet der FWF einen bedeutenden Beitrag, die wissenschaftliche Forschung, insbesondere im Bereich der Doktoratsausbildung, auf eine professionelle und dem Bologna-Prozess entsprechende Basis zu stellen. DKs konzentrieren sich auf die Ausbildung von wissenschaftlichem Spitzennachwuchs in enger Anbindung an bestehende, international hochqualitative Forschung. DKs unterstützen bestehende Forschungspotenziale im Sinn von "Stärken stärken" - eine der strategischen Zielsetzungen des FWF, wobei das Prinzip "Ausbildung durch Spitzenforschung" eine konkrete Ausprägung erfährt. DKs stärken die wissenschaftlichen Humanressourcen im Bereich der Grundlagenforschung.

Folgende sechs DKs wurden bewilligt

  1. DK "RNA Biology"- getragen von den Max F. Perutz Laboratories (Medizinische Universität Wien und Universität Wien), dem Institute of Molecular Pathology (IMP) und zwei Instituten der ÖAW, dem CeMM und dem IMBA, Sprecherin: Andrea Barta (MUW)
  2. DK "Vienna Graduate School on Complex Quantum Systems" - getragen von der Universität Wien und der Technischen Universität sowie zusätzlichen Kooperationspartnern an der Universität Innsbruck, Sprecher: Markus Arndt (UW)
  3. DK "Signal Processing in Neurons" (SPIN) - einzurichten an der Medizinischen Universität Innsbruck (Zentrum) und der Leopold-Franzens Universität Innsbruck, Sprecher: Georg Dechant (MUI)
  4. DK "Inflammation and Immunity" - einzurichten an der Medizinischen Universität Wien, Sprecherin: Maria Sibilia (MUW)
  5. DK "Confluence of Vision and Graphics" - einzurichten an der Technischen Universität Graz, Sprecher: Horst Bischof (TUG)
  6. DK "Numerical Simulations in Technical Sciences - einzurichten an der Technischen Universität Graz, Sprecher: Olaf Steinbach (TUG)


Die Forderungen nach höchster Qualität, nach Schwerpunkt- und Netzwerkbildung, nach Interdisziplinarität sowie der Nutzung von Synergien und Konzentration von Ressourcen in der wissenschaftlichen Forschung sind "Dauerbrenner" der Forschungspolitik. Der FWF trägt mit seiner Fördertätigkeit diesen Ansprüchen seit vielen Jahren Rechnung. Neben den DKs sind die beiden kostenintensivsten Programme die Spezialforschungsbereiche und die Nationalen Forschungsnetzwerke.

Unter SFBs sind Zentren der Spitzenforschung zu verstehen, die nach internationalem Maßstab außerordentlich leistungsfähige, eng vernetzte Forschungsvorhaben an einem Standort verfolgen, und die die interdisziplinäre, langfristig angelegte Bearbeitung aufwendiger Forschungsthemen zum Gegenstand haben. Die Kerngruppe der antragstellenden WissenschafterInnen muss ausreichend groß und qualifiziert sein, um im wissenschaftlichen Profil der beteiligten Forschungsstätte/n einen Schwerpunkt von internationalem Rang bilden und tragen zu können.

Folgende drei SFBs wurden neu bewilligt

  1. SFB "LIPOTOX" - einzurichten an der Karl-Franzens Universität Graz, der Medizinischen Universität Graz und der Technischen Universität Graz, Sprecher: Rudolf Zechner (KFUG)
  2. SFB "Numerical Methods for Optimal Control with PDE Constraints" - einzurichten an der Karl-Franzens Universität Graz, der Medizinischen Universität Graz und der Technischen Universität Graz, Sprecher: Karl Kunisch (KFUG)
  3. SFB "HIMAT - The History of Mining Activities in the Tyrol: Impact on Environment and Human Societies" - einzurichten an der Leopold-Franzens Universität Innsbruck mit Beteiligungen in der Schweiz und Deutschland, Sprecher: Klaus Oeggl (LFUI)


Unter NFNs sind Forschungsvorhaben zu verstehen, die die Förderung der Schwerpunktbildungen in der wissenschaftlichen Forschung, in der Regel durch den Aufbau von landesweiten Forschungsnetzwerken zur fächerübergreifenden, arbeitsteiligen und mittelfristig angelegten Bearbeitung größerer Forschungsvorhaben zum Gegenstand haben. NFNs sollen österreichweit wissenschaftliche Aktivitäten zu einer Thematik, gegebenenfalls auch lokal begrenzt, bündeln und sich durch die Entstehung eines Mehrwertes durch den Zusammenschluss zu einem NFN gegenüber der Summe der Einzelinitiativen auszeichnen.

Folgende drei NFNs wurden neu bewilligt

  1. NFN "MICDIF - Linking Microbial Diversity and Ecosystem Functions across Scales and Interfaces" - ein Netzwerk unter anderem zwischen der Universität Wien, der Universität für Bodenkultur, dem IIASA, dem Bundesamt für Wald sowie mit einer Beteiligung in der Schweiz, Koordinator: Andreas Richter (UW)
  2. NFN "The Cultural History of the Western Himalaya from the 8th Century" - ein Netzwerk unter anderem zwischen der Universität Wien und der ÖAW, Koordinatorin: Deborah E. Klimburg-Salter (UW)
  3. NFN "Limbic System Circuitries Underlying Fear and Anxiety" - ein Netzwerk unter anderem zwischen der Medizinischen Universität Innsbruck, der Universität Innsbruck, der Medizinische Universität Wien und Beteiligungen in der Schweiz, Koordinator: Günther Sperk (MUI)


Mit den neu bewilligten Mitteln in der Höhe von 24,2 Mio. Euro können rund 500 Arbeitsplätze für höchst qualifizierte wissenschaftlich tätige, größtenteils junge Personen geschaffen werden. Diese ForscherInnen stehen für erstklassige Grundlagenforschung in Österreich und tragen mit ihrer Arbeit dazu bei, das Humankapital des Landes zu erweitern.

Neben den Neubewilligungen wurden ein SFB (Modulators of RNA Fate and Function, Sprecher: U. Bläsi), zwei NFNs ("Nanosciences on Surfaces", Koordinator: F. Netzer, "Cognitive Vision - Key Technology for a Personal Assistant", Koordinator: M. Vincze) und ein Wissenschaftskolleg ("Differential Equation Models in Science and Engineering", Sprecher: H. Schmeiser) verlängert. Diese Verlängerungen weisen eine Bewilligungssumme von 7,7 Mio. Euro auf.

Insgesamt investiert der FWF etwas mehr als 20 % seines Fördervolumens in thematisch offene Schwerpunkt-Programme, die ausnahmslos in den vom RFTE definierten Zukunftsfeldern liegen. Die restlichen Fördergelder, die zum größten Teil auf Basis von Einzelprojekten und Stipendienförderung an individuelle ForscherInnen vergeben werden, bilden eine unabdingbare Basis für Entwicklungen solcher Schwerpunktsetzungen, wie sie nun in Rekordumfang bewilligt wurden. Nur wenn diese Basis entsprechend breit ist, können Großprojekte entstehen.

Dass sich auch die im Rahmen einzelner wissenschaftlicher Projekte bearbeiteten und bottom-up vorgeschlagenen Themen weitgehend (zu ca. 90 %) in die forschungspolitischen Vorstellungen des RFTE einfügen lassen, widerlegt einmal mehr eindrucksvoll das oft strapazierte Bild vom "Elfenbeinturm" der Wissenschaft. Hoch qualitative Forschung, auch Grundlagenforschung, ist zu keinem Zeitpunkt "abgehoben" von gesellschaftlichen und technologischen Entwicklungen. Oft - und das mag der Ursprung für negative Zuschreibungen sein - ist sie ihrer Zeit deutlich voraus.

 
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