Bundeskanzler Schüssel: "Ein Meinungsbildner mit Augenmaß und Weitblick"
Wien (bpd) - „Paul Lendvai hat im Journalismus nicht nur Akzente gesetzt, sondern er hat mit seiner
täglichen Arbeit neue Standards entwickelt. Anstatt schwarz-weiß zu malen, stehen bei ihm die differenzierte
Analyse, das Abwägen von Standpunkten und das Bewerten von Entwicklungen im Vordergrund. Er ist kein Meinungsmacher,
sondern ein Meinungsbildner, der Argumente zum Selberdenken in die Hand gibt“, so Bundeskanzler Schüssel am
21.11. anlässlich der Verleihung des Staatspreises für Kulturpublizistik an Professor Paul Lendvai.
Lendvai habe nicht nur das öffentliche Gespräch befördert, sondern auch Netzwerke aufgebaut und
uns mit der vergessenen Welt unserer Nachbarn bekannt gemacht. Gerade für Österreich sie dies besonders
wichtig, so Schüssel: „Das Schicksal Österreichs hängt von der Zukunft Mitteleuropas ab. Ein mittelgroßes
Land wie Österreich muss über seine Grenzen hinaus greifen. Augenmaß, Weitblick und das Denken
in größeren Zusammenhängen sind von entscheidender Bedeutung. Die Herausforderung heißt Patrioten
und Europäer zu sein. Den Fokus auf diese große Aufgabe verdanken wir Paul Lendvai.“
Der 1929 in Budapest geborene Lendvai studierte Jus und war als Journalist tätig. Als „politisch Unzuverlässiger“
wurde er 1953 für acht Monate interniert, anschließend erhielt er wegen Berufsverbots drei Jahre keine
Anstellung. Seit 1957 lebt er in Österreich und ist seit 1959 österreichischer Staatsbürger. Paul
Lendvai war rund zwei Jahrzehnte lang Osteuropa-Korrespondent der Zeitung „Die Presse“ und der "Financial
Times". Daneben war er Kolumnist für österreichische, deutsche und Schweizer Zeitungen und Rundfunkanstalten.
Von 1982 bis 1987 war er Leiter der Osteuropa-Redaktion des Österreichischen Rundfunks (ORF), danach bis 1998
Intendant von Radio Österreich International. Prof. Lendvai ist heute Leiter der monatlichen TV-Diskussionssendung
"Europastudio" und schreibt eine wöchentliche Kolumne für die Tageszeitung "Der Standard".
Seit 1973 ist er Mitherausgeber und Chefredakteur der Vierteljahreszeitschrift "Europäische Rundschau".
Der international hochgeschätzte Journalist ist Autor von elf Büchern über Osteuropa und Herausgeber
eines Sammelbandes über "Religionsfreiheit, Menschenrechte und Entspannung". Er war Gastprofessor
an der Universität von Kalifornien und hielt im In- und Ausland zahlreiche Vorträge. Er ist Vorstandsmitglied
der Österreichischen Gesellschaft für Außenpolitik und internationale Beziehungen und Mitglied
mehrerer Arbeitsgruppen für Mittel- und Osteuropa der Bertelsmann-Stiftung. |