Reformvorschläge für eine Wachstums- und Beschäftigungsstrategie
Wien (wifo) - Die Umbasierung der Kfz-Besteuerung auf CO2-Emissionen anstelle der Motorleistung, der Einsatz
von Leitsystemen zur Lenkung des Verkehrsflusses, die Forcierung effizienter Erzeugungstechnologien wie Kraft-Wärme-Kopplung
und alternativer Energieträger, die Sanierung der Wohnbauten mit entsprechender Umorientierung der Wohnbauförderung
und die Förderung der schon international wettbewerbsfähigen Umwelttechnikindustrie sind einige Reformvorschläge,
die das WIFO in der Teilstudie "Umweltpolitik als Teil einer Wachstumsstrategie" seines Weißbuches
"Mehr Beschäftigung durch Wachstum auf Basis von Innovation und Qualifikation" erarbeitet hat.
Demnach ist Umweltpolitik nicht "stand alone" zu betreiben. Soll sie Teil einer Wachstums- und Beschäftigungsstrategie
sein, so muss sie in andere Politikbereiche (Energie-, Verkehrs-, Technologiepolitik, Fiskalpolitik, Raumordnung
und Wohnbau) integriert werden. Eine konsequente Umsetzung der EU-Strategien zu Wachstum (Lissabon-Agenda) und
Nachhaltigkeit müsste sich positiv auf die Umwelt auswirken. Darauf abgestimmte Maßnahmen würden
Arbeitsplätze schaffen und Umweltkosten vermeiden.
Österreich hat sich im Vertrag von Kyoto zu einer Reduktion der Treibhausgasemissionen bis 2012 um 13% auf
Basis des Jahres 1990 verpflichtet. Es war aber 2004 jenes EU-Land, das mit +33% nach Luxemburg am weitesten vom
Ziel entfernt war. Um den vereinbarten Pfad zu erreichen, muss der Einsatz fossiler zugunsten alternativer Energieträger
zurückgedrängt werden.
Erhebliche Reserven bestehen noch in der Energieeffizienz, in der Antriebstechnik von Fahrzeugen, in der Nachfrage
nach Raumwärme und Kühlung, aber auch in der Transformationstechnologie wie Kraft-Wärme-Kopplung.
Vom Stellenwert der Effizienz in der österreichischen Energiepolitik hängt letztlich das Potential der
Nutzung alternativer Energieträger in der Energieversorgung ab. Die Internationale Energieagentur (IEA) kam
zum Schluss, dass eine Effizienzsteigerung das zentrale Element für eine Verringerung der Treibhausgasemissionen
ist.
Der Verkehr trägt mit einem Drittel zu den CO2-Emissionen bei. Eine Umschichtung vom Individual- zu einem
wettbewerbsfähigen öffentlichen Verkehr, die Umstellung der Fahrzeuge auf Hybridantriebe und der vermehrte
Einsatz alternativer Treibstoffe würden das Problem entschärfen. Eine Umstellung der Kfz-Besteuerung
könnte einen Beitrag zur Verminderung der Emissionen leisten. Innovative Technologien wie die Telematik sind
geeignet, das Verkehrssystem günstig zu beeinflussen. Die Attraktivität der nichtmotorisierten Mobilität
(Fahrrad, Fußgänger) soll auf kurzen Verkehrswegen gesteigert werden. In Österreich wird bereits
für Wege von zwei Kilometern der Pkw benutzt.
Eine Verlagerung des Schwerpunktes in der Wohnbauförderung in Richtung Sanierung unter Vorgabe energetischer
Standards sowie die Nutzung der Passivhaustechnologie im Neubau reduzieren die Nachfrage nach Wärme. Aus gesamtwirtschaftlicher
Perspektive sind damit nicht nur positive ökologische Auswirkungen und eine Verbesserung der Wohnqualität
verbunden, sondern auch Beschäftigungs- und Wachstumseffekte.
Gemäß einer Modellsimulation des WIFO wäre in der Folge einer Anhebung der thermischen Sanierungsquote
von 0,5% auf 2% des Gebäudebestands der Bauperiode 1945/1980 pro Jahr die Beschäftigung nach fünf
Jahren um 11.400 Personen und das BIP um 0,4% höher als ohne diese Maßnahme. Ökonometrische Modellergebnisse
zeigen auch, dass eine Steigerung der Inlandsumsätze der Umwelttechnikindustrie um 1% eine Zunahme der Beschäftigung
um 0,4% bewirkt. Eine Ausweitung der Exporterlöse mit Umwelttechnologien um 1% lässt eine Erhöhung
der Beschäftigung in diesem Sektor um knapp 0,5% erwarten.
Zielgerichtete technologiepolitische Programme wie das "Haus der Zukunft", die "Fabrik der Zukunft"
und die "Energiesysteme der Zukunft" schaffen entsprechende Rahmenbedingungen für die Förderung
der Umwelttechnikindustrie und die Erhaltung ihrer Wettbewerbsfähigkeit.
Quelle: WIFO, Autorin: Angela Köppl |