WIFO-Weißbuch: Umweltpolitik als Chance für Innovationen  

erstellt am
21. 11. 06

Reformvorschläge für eine Wachstums- und Beschäftigungsstrategie
Wien (wifo) - Die Umbasierung der Kfz-Besteuerung auf CO2-Emissionen anstelle der Motorleistung, der Einsatz von Leitsystemen zur Lenkung des Verkehrsflusses, die Forcierung effizienter Erzeugungstechnologien wie Kraft-Wärme-Kopplung und alternativer Energieträger, die Sanierung der Wohnbauten mit entsprechender Umorientierung der Wohnbauförderung und die Förderung der schon international wettbewerbsfähigen Umwelttechnikindustrie sind einige Reformvorschläge, die das WIFO in der Teilstudie "Umweltpolitik als Teil einer Wachstumsstrategie" seines Weißbuches "Mehr Beschäftigung durch Wachstum auf Basis von Innovation und Qualifikation" erarbeitet hat.

Demnach ist Umweltpolitik nicht "stand alone" zu betreiben. Soll sie Teil einer Wachstums- und Beschäftigungsstrategie sein, so muss sie in andere Politikbereiche (Energie-, Verkehrs-, Technologiepolitik, Fiskalpolitik, Raumordnung und Wohnbau) integriert werden. Eine konsequente Umsetzung der EU-Strategien zu Wachstum (Lissabon-Agenda) und Nachhaltigkeit müsste sich positiv auf die Umwelt auswirken. Darauf abgestimmte Maßnahmen würden Arbeitsplätze schaffen und Umweltkosten vermeiden.

Österreich hat sich im Vertrag von Kyoto zu einer Reduktion der Treibhausgasemissionen bis 2012 um 13% auf Basis des Jahres 1990 verpflichtet. Es war aber 2004 jenes EU-Land, das mit +33% nach Luxemburg am weitesten vom Ziel entfernt war. Um den vereinbarten Pfad zu erreichen, muss der Einsatz fossiler zugunsten alternativer Energieträger zurückgedrängt werden.

Erhebliche Reserven bestehen noch in der Energieeffizienz, in der Antriebstechnik von Fahrzeugen, in der Nachfrage nach Raumwärme und Kühlung, aber auch in der Transformationstechnologie wie Kraft-Wärme-Kopplung. Vom Stellenwert der Effizienz in der österreichischen Energiepolitik hängt letztlich das Potential der Nutzung alternativer Energieträger in der Energieversorgung ab. Die Internationale Energieagentur (IEA) kam zum Schluss, dass eine Effizienzsteigerung das zentrale Element für eine Verringerung der Treibhausgasemissionen ist.

Der Verkehr trägt mit einem Drittel zu den CO2-Emissionen bei. Eine Umschichtung vom Individual- zu einem wettbewerbsfähigen öffentlichen Verkehr, die Umstellung der Fahrzeuge auf Hybridantriebe und der vermehrte Einsatz alternativer Treibstoffe würden das Problem entschärfen. Eine Umstellung der Kfz-Besteuerung könnte einen Beitrag zur Verminderung der Emissionen leisten. Innovative Technologien wie die Telematik sind geeignet, das Verkehrssystem günstig zu beeinflussen. Die Attraktivität der nichtmotorisierten Mobilität (Fahrrad, Fußgänger) soll auf kurzen Verkehrswegen gesteigert werden. In Österreich wird bereits für Wege von zwei Kilometern der Pkw benutzt.

Eine Verlagerung des Schwerpunktes in der Wohnbauförderung in Richtung Sanierung unter Vorgabe energetischer Standards sowie die Nutzung der Passivhaustechnologie im Neubau reduzieren die Nachfrage nach Wärme. Aus gesamtwirtschaftlicher Perspektive sind damit nicht nur positive ökologische Auswirkungen und eine Verbesserung der Wohnqualität verbunden, sondern auch Beschäftigungs- und Wachstumseffekte.

Gemäß einer Modellsimulation des WIFO wäre in der Folge einer Anhebung der thermischen Sanierungsquote von 0,5% auf 2% des Gebäudebestands der Bauperiode 1945/1980 pro Jahr die Beschäftigung nach fünf Jahren um 11.400 Personen und das BIP um 0,4% höher als ohne diese Maßnahme. Ökonometrische Modellergebnisse zeigen auch, dass eine Steigerung der Inlandsumsätze der Umwelttechnikindustrie um 1% eine Zunahme der Beschäftigung um 0,4% bewirkt. Eine Ausweitung der Exporterlöse mit Umwelttechnologien um 1% lässt eine Erhöhung der Beschäftigung in diesem Sektor um knapp 0,5% erwarten.

Zielgerichtete technologiepolitische Programme wie das "Haus der Zukunft", die "Fabrik der Zukunft" und die "Energiesysteme der Zukunft" schaffen entsprechende Rahmenbedingungen für die Förderung der Umwelttechnikindustrie und die Erhaltung ihrer Wettbewerbsfähigkeit.

Quelle: WIFO, Autorin: Angela Köppl
 
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