Graz: Vorsprung in der Gehirnforschung  

erstellt am
01. 12. 06

Psychologie-Labor der Uni Graz erhält österreichweit einzigartiges Laser-Messgerät
Graz (universität) - Was geschieht im Gehirn, wenn Menschen mathematische Aufgaben lösen? Und wie lässt es sich trainieren, mit der Kraft der Gedanken nach einem Schlaganfall wieder greifen zu lernen? Diesen und anderen Fragen der Neurowissenschaften sind PsychologInnen der Karl-Franzens-Universität Graz auf der Spur. Neuerdings mit einem modernsten Laser-Messgerät, wie es bis dato kein anderes österreichisches Labor im Bereich der Gehirnforschung besitzt.

Dank großzügiger Fördermittel aus der Uni-Infrastruktur-Initiative III des Bundesministeriums konnte das Institut für Psychologie der Universität Graz ein Forschungslabor mit neuesten Geräten für neurowissenschaftliche und psychophysiologische Messungen einrichten. Einen besonderen Vorsprung verschafft den ForscherInnen ein optisches Topographie-System, das Durchblutungsveränderungen in den verschiedenen Gehirn-Regionen über Bildgebung – die so genannte Nahinfrarot-Spektroskopie (NIRS) – exakt misst und sichtbar macht. Dabei wird Laser-Licht zwei bis drei Zentimeter in den Kopf „geschickt“, wie Prof. Dr. Christa Neuper erklärt. „Detektoren messen das zurück gestreute Licht, woraus sich auf die Hämoglobin-Konzentration im Blut schließen lässt. Diese ist eine Maß für die Aktivierung eines Gehirnareals.“

Ähnliche Einsichten ins Gehirn liefert zwar auch die funktionelle Magnetresonanz-Tomographie (fMRT), das Besondere an dem neuen System ist jedoch, dass gleichzeitig Messungen und Verhaltensbeobachtungen in verschiedensten Experimentalsituationen durchgeführt werden können. Untersuchungen mittels fMRT sind hingegen nur möglich, wenn sich die Testperson nicht bewegt. Mit der optischen Topographie lassen sich problemlos auch Messungen der elektrischen Hirnaktivität (EEG) koppeln und somit Zusammenhänge erkennen.

Das Einsatzgebiet von NIRS reicht von der Kreativitäts- und Begabungsforschung über die Emotionsforschung bis hin zum Neuro-Feedback-Training, einem Spezialgebiet von Christa Neuper. Die Wissenschafterin will herausfinden, wie man lernen kann, durch die bloße Vorstellung von Gegenständen oder Handlungen bestimmte Bereiche des Gehirns zu aktivieren. Bei erfolgreicher Stimulierung einer Region gibt der Computer der Testperson Rückmeldung.

Konkret interessiert sich Neuper derzeit für die Verbesserung von kognitiven Leistungen, wie zum Beispiel der Rechenfähigkeit und des räumlichen Vorstellungsvermögens, und erforscht an Testpersonen den Zusammenhang zwischen guten Leistungen und aktiven Gehirnregionen. Bei der Arbeit mit Schlaganfall-PatientInnen ist das Ziel die Rehabilitation motorischer Funktionen.

In der Forschung setzt man auf Vernetzung. Die PsychologInnen der Karl-Franzens-Universität kooperieren im Bereich der Neurowissenschaften unter anderem mit KollegInnen der Med-Uni und TU Graz. Mit der Anschaffung der NIRS-Technologie konnte der Standortvorsprung nun weiter ausgebaut werden.
 
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