Wien (kfv) - Ein aktueller Arbeitsgruppen-Bericht der Organisation for Economic Cooperation and Development
(OECD) beschäftigt sich ausführlich mit einem der Hauptprobleme der Verkehrssicherheit.
Nicht nur im österreichischen Straßenverkehr ist der zu starke Tritt aufs Gaspedal ein Hauptproblem.
Überhöhte oder nicht angepasste Geschwindigkeit ist laut dem OECD-Bericht "Speed Management"
- an dem auch das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KfV) mitgearbeitet hat - weltweit für ein Drittel
der Verkehrsunfälle verantwortlich und damit eines der Top-Drei-Probleme der Verkehrssicherheit. Ständig
seien rund 50 Prozent der Lenker über den vorgeschriebenen Limits unterwegs, wobei der Hang zum Schnellfahren
nach wie vor bei den jungen Fahrern überproportional vorhanden ist.
Kritisch wird in dem Bericht angemerkt, dass generell das Risikobewusstsein in punkto Geschwindigkeit zwar gestiegen
sei - gleichzeitig gebe es aber in einigen Ländern den Druck von öffentlicher Seite, Tempolimits auf
Autobahnen zu erhöhen und im Ortsgebiet zu reduzieren. Doch egal in welche Richtung gezogen wird: Das Vorpreschen
einzelner Länder bringt auch die angrenzenden Staaten unter Zugzwang. Dadurch bestehe die Gefahr, dass sich
die Kluft zwischen den bereits jetzt - vor allem europaweit - sehr unterschiedlichen Geschwindigkeitsbegrenzungen
weiter vergrößert und auf diese Weise das Verständnis für notwendige Tempolimits wieder sinke.
Derzeit variieren die Geschwindigkeitsvorschriften in den meisten OECD-Ländern im Ortsgebiet zwischen 30 und
50 km/h, im Freiland zwischen 70 und 100 km/ und auf Autobahnen zwischen 90 und 130 km/h. Österreich liegt
mit seinen Tempolimits im internationalen Vergleich am oberen Skalen-Ende. Die OECD-Arbeitsgruppe unterstreicht
auch, dass vor allem auf nationaler Ebene Geschwindigkeitsbegrenzungen durchgängig, konsistent und verständlich
gehandhabt werden sollten, da unterschiedliche Geschwindigkeitsniveaus den Drang zum Überholen verstärken
und das Unfallrisiko in die Höhe treiben. Ein Anstieg der mittleren Geschwindigkeit um fünf Prozent bewirkt
einen Anstieg der Unfälle mit Personenschaden um zehn Prozent.
Empfehlungen der OECD zum "Speed Management"
Das Drehen an der Geschwindigkeitsschraube allein ist laut Bericht zu kurz gegriffen und bringt keine nennenswerten
Effekte. An Stellen, an denen Geschwindigkeitsbegrenzungen ohne passende Begleitmaßnahmen verändert
wurden, können kaum Verbesserungen festgestellt werden, da seitens der Lenker das Verständnis dafür
fehlt. Dauerhafte Erfolge werden dort erzielt, wo neue Limits auch von entsprechender Infrastruktur und Technik,
dem richtigen Maß an Kontrolle und umfassender Information begleitet werden. Besonderes Augemerk sollte auf
zielgerichtete Überwachung gerichtet werden. Es sollte sich im Bewusstsein der Lenker verankern, dass immer
und überall eine Kontrolle möglich ist und dass es nicht möglich ist, einer berechtigten Sanktionsmaßnahme
zu entkommen. Dementsprechend schnell müsste der Sanktionsweg sein, laut OECD am besten über das Ausfindigmachen
des Fahrzeugbesitzers. Daran schließt sich auch die Forderung der Arbeitsgruppe an, der grenzüberschreitenden
Überwachung und Bestrafung eine höhere Priorität einzuräumen und bi- oder multilaterale Abkommen
zu schließen, damit Geschwindigkeitssünder nach einem Vergehen im Ausland auch in ihrem Heimatland sanktioniert
werden können. Auch bei den Straftoleranzen sieht die OECD Handlungsbedarf: Diese sollten generell bei fünf
Prozent angesiedelt werden. Österreich drückt derzeit noch bei Überschreitungen bis zu zehn Prozent
ein Auge zu. |