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Schönborn: Christen müssen "kreative Minderheit" sein |
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Zweiter Laientag in der Erzdiözese Wien über "Christliche Spiritualität und
politisches Handeln" Wien (stephanscom) - Die aktiven Christen müssen in der gegenwärtigen Gesellschaft eine "kreative Minderheit" sein. Das betonte Kardinal Christoph Schönborn beim zweiten Laientag der Erzdiözese Wien. Drei Aspekte einer dafür notwendigen "Spiritualität in einer postmodernen Welt" hob der Wiener Erzbischof hervor: Barmherzigkeit, Stellvertretung und Martyrium. Barmherzigkleit bedeute zuerst einmal "leidenschaftliches Hinschauen auf das, was das Leben der Menschen heute ausmacht". Wenn die Zahl der Gläubigen in den Sonntagsmessen zurück geht, müsse man ergründen, warum so viele Menschen den Weg in die Kirche nicht mehr finden, so der Kardinal. Dabei gehe es immer darum, auf das Beispiel Jesu hinzuschauen: "Wie geht Jesus mit den Menschen um?" Zum Begriff der "Stellvertretung" bemerkte der Kardinal, dass die Minderheitsposition zwei große Gefahren mit sich bringt: Zum einen die Abschottung und damit den Weg in die Sekte und zum anderen die Ideologie eines "heiligen Rests", die in den Fundamentalismus führen könne. Demgegenüber müsse als Grundmuster des christlichen Lebens gelten, dass kein Christ für sich allein lebt, stirbt und glaubt, so Schönborn. Die christliche Grundhaltung müsse sich in einer "Solidarität aus der Stellvertretung" heraus bewähren. Martyrium wiederum bedeute in erster Linie, Zeugnis abzugeben, betonte der Kardinal. Jeder Christ sei an seinem Platz in der Welt gefordert, seinen Glauben zu bezeugen. Immer deutlicher kristallisiere sich hier der Auftrag der Laien heraus, so Schönborn. Die Dresdner Religionsphilosophin Prof. Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz warnte beim zweiten Laientag vor Fehlentwicklungen der medialen Welt. Vor allem Jugendliche liefen Gefahr, sich in virtuellen Welten einzuschließen und abzukapseln. Deshalb brauche es kirchliche Angebote, die Jugendlichen aus ihrer Isolation herausholen und sie im Tun - etwa im sozialen Bereich - auch an ihre Grenzen heranführen. Das sei ein wesentlicher Beitrag zur Selbstfindung. Eindringlich warnte Gerl-Falkovitz vor der Gefahr, dass der Mensch zum Ziel seiner selbst wird. Das sei etwa im Wellnessbereich zu beobachten. "Ich kaufe mir ein Wellness-Wochenende nur für mich", so die Philosophin ironisch. "Wellness" sei schon so etwas wie eine neue Form von Liturgie, kritisierte sie. Ebenso warnte sie auch vor der Gefahr des Okkulten. Zwar müsse man vehement auf diese Gefahren hinweisen, es brauche darüber hinaus aber viel mehr positive christliche Gegenangebote. Das fängt laut Gerl-Falkovitz bei sogenannten "Oben"-Angeboten an, worunter etwa Schönheit in Form von Musik verstanden werden kann, wobei immer Gott das Ziel sein müsse. Dabei erteilte Gerl-Falkovits allen Tendenzen zu einer Allerweltsreligion eine Absage. Wenn Jesus Christus nicht eindeutig zur Sprache gebracht wird, sei das christliche Profil nicht mehr vorhanden, "und dann hört auch keiner mehr zu". Als elementare Ressource des Christentums, der sich kirchliche Organisationen immer wieder bewusst werden sollten, nannte Gerl-Falkovits die Trennung von Handlung und Erfolg. Letztlich sei der Mensch als Geschöpf Gottes nicht Letztverantwortlicher. Nicht jede Handlung müsse daher auch gleich Erfolge mit sich bringen. Das wirke befreiend, verhindere andererseits auch Fundamentalismen und sei schlicht "das Erfolgsrezept des Christentums". Zum zweiten Laientag in Wien, der unter dem Motto "Christliche Spiritualität und politisches Handeln" stand, waren Vertreter der Katholischen Aktion, verschiedener Erneuerungsbewegungen und der katholischen Verbände gekommen. Ziel der Laientage ist es, die verschiedenen kirchlichen Organisationen in der Erzdiözese Wien näher zusammen zu bringen und mögliche Formen der Kooperation anzuregen. |
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