Arbeiterkammer: Bekämpfung der Arbeitslosigkeit vorrangig, bessere Erwerbschancen für
Frauen und ältere ArbeitnehmerInnen notwendig
Wien (ak) - Katastrophenszenarien prägen die Debatte rund um die Bevölkerungsentwicklung:
Die Überalterung der Gesellschaft und die folgenden Konsequenzen werden selten sachlich diskutiert, sondern
oft überzeichnet. Sind die heutigen Alterssicherungssysteme langfristig nicht mehr finanzierbar? Gibt es
in Zukunft zu wenige Arbeitskräfte? Oder eine noch höhere Arbeitslosigkeit? Um einen Beitrag zur Versachlichung
der Demographie-Diskussion zu leisten, diskutieren am 11.12. Expertinnen und Experten auf Einladung der Arbeiterkammer.
Tenor: Die Herausforderungen können bewältigt werden - von zentraler Bedeutung ist dabei der Arbeitsmarkt.
AK Präsident Herbert Tumpel warnte in seiner Eröffnungsrede davor, die EU Übergangsfristen für
den Arbeitsmarkt zu lockern.
"Noch 2002 wurde die Pensionsreform damit begründet, dass es ab 2010 einen Arbeitskräfte- mangel
gebe. Doch weit gefehlt. Inzwischen ist klar, dass wir bis 2011 zusätzlich 70.000 Menschen im erwerbsfähigen
Alter haben werden, und aufgrund der stufenweisen Erhöhung des Pensionsantrittsalters noch einmal plus 30.000
Menschen", so AK Präsident Herbert Tumpel in seiner Eröffnungsrede. Dazu kommen jene Teilzeitarbeitskräfte,
vor allem Frauen, die unter den passenden Rahmenbedingungen Vollzeit arbeiten wollen. Gleichzeitig liege Österreich
mit einer Erwerbsquote älterer ArbeitsnehmerInnen von 32 Prozent im internationalen Vergleich "sehr tief
unten", so Tumpel.
"Die Hoffnung auf eine demographisch bedingte spürbare Entlastung des Arbeitsmarkts ist falsch und lenkt
von den aktuellen und in den kommenden Jahren zu erwartenden Problemen am Arbeitsmarkt ab", warnt Tumpel.
"Der Schlüssel zur Bewältigung liegt im Abbau der hohen Arbeitslosigkeit in Europa und in der Erhöhung
der Beschäftigungschancen für Junge, Frauen und ältere ArbeitnehmerInnen."
Die AK und der ÖGB fordern ein "Nationales Aktionsprogramm für ältere ArbeitnehmerInnen"
und Maßnahmenpakete zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit,
um der demografischen Entwicklung am Arbeitsmarkt entgegenzutreten.
"Wir brauchen eine gezielte Wachstumspolitik und sinnvolle Reformen am Arbeitsmarkt. Dazu gehören eine
aktive Investitionstätigkeit des Bundes, die Steigerung der Kaufkraft und mehr Maßnahmen für dauerhafte
und Existenz sichernde Arbeitsplätze", so Tumpel. |