Außenministerin Ursula Plassnik zum Tag der Menschenrechte
Wien (bmaa) - "Menschenrechte sind nicht abstrakt. Es geht um das Schicksal von Menschen.
Daher setze ich mich in meiner Arbeit dafür ein, dass bestehende Menschenrechtsstandards konkret in die Praxis
umgesetzt und eingehalten werden", betonte Außenministerin Plassnik anlässlich des internationalen
Tages der Menschenrechte. "Das konsequente Engagement für einen besseren Menschenrechtschutz ist ein
Dauerauftrag für uns alle und ein Kernziel der österreichischen Außenpolitik", so Plassnik.
Österreich werde auch weiterhin gemeinsam mit seinen Partnern in der EU ein Anwalt für Menschen in Not
und unter Bedrohung bleiben. Gleichzeitig soll durch gezielte Maßnahmen, wie z.B. Bildungsprogrammen, die
Menschenrechtskultur und damit die Achtung der Menschenrechte gestärkt werden.
Auch während des EU-Vorsitzes im ersten Halbjahr 2006 hat Österreich aktiv seinen Beitrag zur weltweiten
Förderung der Menschenrechte geleistet. So wurde etwa in über 100 Fällen bei Regierungen, unter
anderem in Iran, China, Nepal, Usbekistan, Simbabwe oder Kolumbien, zugunsten von Einzelpersonen interveniert.
Hauptanliegen waren dabei die Unterstützung von Menschenrechtsverteidigerinnen, die oft doppelt diskriminiert
werden. Weitere Schwerpunkte waren der Schutz von Kindern in bewaffneten Konflikten, die weltweite Abschaffung
der Todesstrafe und die Einhaltung des absoluten Folterverbots.
"Österreich setzte sich auch nachdrücklich für die Stärkung der internationalen Institutionen
zum Schutz der Menschenrechte ein. Neben der erfolgreichen Einrichtung des UNO-Menschenrechtsrates, konnten unter
unserem Vorsitz auch entscheidende Fortschritte in den Verhandlungen über die EU-Grundrechteagentur erzielt
werden. Ich freue mich, dass diese Agentur, die konkret zur Einhaltung der Grundrechte durch die EU beitragen wird,
am 1. Jänner 2007 ihre Arbeit in Wien aufnehmen kann", so die Außenministerin. Plassnik versicherte,
dass sich Österreich nun aktiv dafür einsetzen werde, damit die Agentur die in sie gesetzten Erwartungen
erfüllen kann.
Der Kampf gegen Menschenrechtsverletzungen an Frauen ist Plassnik besonderes Anliegen. Das Eintreten für Frauenrechte
wurde daher in alle Bereiche der Außenpolitik integriert, bei Friedensmissionen ebenso wie in der Entwicklungszusammenarbeit.
Trotz gewisser Fortschritte bleiben die Probleme enorm: Selbst in Europa wird jede vierte Frau Opfer von Gewalt
und trägt teilweise lebenslange Schäden davon. Plassnik verwies hier auf eine im Oktober veröffentlichte
UN-Studie zu Gewalt gegen Frauen, die von Österreich mitfinanziert wurde. Eine besondere Herausforderung stellen
dabei Formen der verharmlosend so genannten traditionsbedingten Gewalt gegen Frauen und insbesondere Praktiken
der weiblichen Genitalverstümmelung dar. Die konsequente Ächtung der weiblichen Genitalverstümmelung
muss natürlich in erster Linie in den betroffenen Gemeinschaften und Ländern erfolgen, betont Plassnik
und nannte als positives Beispiel das kürzlich von hochrangigen islamischen Führern in Kairo beschlossene
Rechtsgutachten, das Genitalverstümmelung an Frauen verurteilt. Wir unterstützen daher gezielt konkrete
Initiativen in den betroffenen Ländern und tragen zur Bewusstseinsbildung bei, so Plassnik.
Frauen sind auch besonders von Armut betroffen. Die Bekämpfung der weltweiten Armut, die heuer von der UNO
als Hauptthema des Tages der Menschenrechte bestimmt wurde, bezeichnete Plassnik als vorrangig. Arm zu sein bedeutet
Hunger zu leiden, kein Dach über dem Kopf zu haben, seine Kinder nicht zur Schule schicken und im Krankheitsfall
nicht zum Arzt gehen zu können. Ein Leben in absoluter Armut verletzt nicht nur die Menschenrechte, es nimmt
Menschen auch die Chance auf ein selbstbestimmtes, würdevolles Leben. Die Bekämpfung der Armut ist deshalb
das vorrangige Ziel der österreichischen Entwicklungszusammenarbeit und ein wichtiges außenpolitisches
Anliegen, so Plassnik abschließend. |