Wien (iv) - Den Landesgruppen Steiermark und Kärnten der Industriellenvereinigung werden die Landesgrenzen
zu eng. Mit ihrer Kooperation wollen die beiden Präsidenten Pildner-Steinburg und Petschnig regionalpolitisch
Maßstäbe in den Bereichen Forschung, Bildung, Regionalentwicklung und Infrastruktur setzen. Erstes wegweisendes
Projekt: die „Science Map“ der Zukunftsregion Süd-Ost, eine interaktive Karte sämtlicher Forschungseinrichtungen
und -schwerpunkte in der Steiermark, Kärnten, Burgenland sowie Slowenien, Kroatien, Norditalien, Westungarn.
Die Karte bietet erstmals die Möglichkeit auf alle F&E Einrichtungen der Region (Universitäten und
Fachhochschulen sowie außeruniversitäre F&E-Institutionen) zuzugreifen, deren Leistungsprofile abzurufen
und jene Institute herauszufiltern, die spezifische Forschungsthemen bearbeiten können. Weiters sind Daten
über Forschungsschwerpunkte und -personal, Studierende, technische Ausstattung etc. verzeichnet. Sie ist damit
das umfassendste bestehende Kompendium, das in moderner und benutzerfreundlicher Art Wirtschaft und Forschungseinrichtungen
ermöglicht, sich in der von der IV Steiermark und Kärnten gemeinsam mit der Politik initiierten „EU-Zukunftsregion
Süd-Ost“ besser zu vernetzen.
Schwerpunkte der Kooperation
Forschung soll aber nicht der einzige Bereich der Kooperation bleiben, stellten die Präsidenten Jochen
Pildner-Steinburg (IV Steiermark) und Otmar Petschnig (IV Kärnten) bei einer gemeinsamen Pressekonferenz am
11.12. im Haus der Industrie am Schwarzenbergplatz in Wien klar. Auch die Themen Bildung, Regionalentwicklung und
Infrastruktur wären stärker zu koordinieren. In der IV selbst habe man dies bereits umgesetzt und es
funktioniere ganz ausgezeichnet. In den Vereinsvorständen und thematischen Arbeitsfeldern der beiden Landesorganisationen
verschränke man sich organisatorisch. Die Planung der Aktivitäten und deren Umsetzung erfolge ebenfalls
gemeinsam.
Man wolle damit den Landesregierungen quasi den Ball auflegen, diesem Beispiel zu folgen. In der Infrastruktur
sei das vereinte Bemühen ja teilweise schon erfolgreich, wie das Lobbying für die Koralmbahn zeige, meinte
der Kärntner Präsident Petschnig. Das sei in der Vergangenheit nicht immer so gut gelaufen. Die Sparautobahn
über die Pack, die jetzt seit Jahren unter massivsten Verkehrsbehinderungen saniert werden musste, sei ein
gutes Beispiel. Investitionen in die Energieinfrastruktur (380 KV-Leitung und Gasversorgung) sind für Kärnten
genauso bedeutsam wie für die Steiermark.
In anderen Bereichen gebe es ebenfalls noch Verbesserungspotenzial. Gerade in der Bildungs- und Forschungspolitik
sei das Kirchturmdenken aufzugeben, so der Präsident der IV Steiermark, Jochen Pildner-Steinburg. Für
die Zukunft benötige man exzellente Forschungs- und Bildungseinrichtungen, diese wiederum sind mit entsprechenden
Ressourcen in Forschung und Lehre auszustatten. Für Doppelgleisigkeiten sei hier kein Platz. In diesem Zusammenhang
wies der steirische IV-Präsident auf die etwa 5.000 Kärntner Studierenden an steirischen Unis hin, die
diese als ihre akademische Heimat auserkoren hätten. Das gelte etwa für die gerade im Bereich der Industrie
so wichtigen technischen Institute in der Steiermark (TU-Graz oder Leoben) ebenso wie für die Informatik in
Klagenfurt, um die sich schon ein regelrechter Software-Cluster entwickelt habe.
Konkurrenzdenken in der Regionalpolitik?
Petschnig bezeichnete die Regionalpolitik als einen der kritischen Punkte der Kooperation. Vor allem in
der Betriebsansiedlung habe bisher immer das Konkurrenzdenken dominiert. Gerade in den gemeinsamen Stärkefeldern
Elektronik, Metall, Holz und Automobil hätten sich etliche Unternehmen gleich in beiden Bundesländern
niedergelassen. Petschnig nannte RHI, Infineon, AT&S als Beispiele, aber auch die GAW-Unternehmensgruppe seines
steirischen Präsidentenkollegen, zu der die Kärntner Firma Kresta gehört. Petschnig betonte aber
auch, dass sich die Betriebsansiedlungpolitik aufgrund der Anpassungen in den EU-Förderkulissen ab dem nächsten
Jahr stark verändern werde, weil die attraktiven Fördersätze in die Nachbarländer im Süden
und Osten wandern würden.
Den Bogen schließend kam Pildner-Steinburg wieder auf die Forschungsaktivitäten zu sprechen. Die Science
Map sei schon Ausfluss erster gemeinsamer Strategieüberlegungen. In der Person Monika Kircher-Kohls, der Finanzchefin
der Infineon Technologies Austria AG, einem Unternehmen, das in beiden Bundesländern führend forsche,
habe man eine Integrationsfigur gefunden. Sie leite in der IV Kärnten die Arbeitsgruppe Innovation, in der
Steiermark sitze sie im Forschungsrat. |