Koalitionsverhandlungen / Finanzen  

erstellt am
07. 12. 06

Cap: Schüssel und Grasser hinterlassen schweres finanzielles Erbe
Goldschatz der Republik veräußert – Matznetter: Hat in letzten sechs Jahren keinen Schuldenabbau gegeben
Wien (sk) - "Es ist kein gutes Erbe, das Schüssel und Grasser finanziell der Republik hinterlassen", sagte der geschäftsführende SPÖ-Klubobmann Josef Cap am 07.12. in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit SPÖ-Finanz- und Budgetsprecher Christoph Matznetter. Es sei keine Vereinigung von Sparefrohs in den letzten sechs Jahren am Werk gewesen, die ein üppiges Budget hinterlassen haben, so Cap. Anlass für die Pressekonferenz sind Meldungen, wonach Finanzminister Grasser die Währungsreserven der Republik in der Höhe von 12,5 Milliarden Euro zwischen den Jahren 2000 und 2004 abgezogen hat. Jetzt müsse die wahre finanzielle Ausgangslage auf den Tisch, bevor es in den Koalitionsverhandlungen um die Finanzierung der Vorschläge zur Umsetzung eines Regierungsprogramms kommt. Denn auch in den ausgelagerten Infrastrukturgesellschaften seien Milliarden an Schulden versteckt, unterstrich Cap.

Dass Grasser für die Budgeterstellung den Verkauf der Goldreserven der Nationalbank verwendet hat, zeige, dass es keinen Schuldenabbau in den letzten sechs Jahren gegeben hat, so Matznetter. Matznetter wies auf die 160 Milliarden Euro an offiziellen Staatsschulden hin, zu denen noch 20 Milliarden Euro Schulden der ausgelagerten Infrastrukturgesellschaften ÖBB, Asfinag und BIG kommen. "Wenn ÖVP-Klubobmann Molterer von einem Bankomat in einem Zeitungsinterview gesprochen hat, dann meinte er wohl den Bankomat der Nationalbank, aus dem die abgewählte Regierung 12,5 Milliarden Euro aus dem Goldschatz der Republik abgezogen hat", sagte Cap. Die abgewählte Regierung habe jedenfalls nachhaltige Einnahmen mit Versilbern von Vermögen verwechselt, so Matznetter. Sie betrachtete wohl das Abheben von einem Sparbuch als Einnahmen.

Die SPÖ werde jedenfalls mit aller Härte dagegen auftreten, wenn die ÖVP nun wieder versucht, die SPÖ als eine Partei darzustellen, die nicht verantwortungsvoll mit Steuergeld umgehen kann. "Erstens stimmt es nicht, und zweitens kann die ÖVP selbst nicht mit Steuergeld umgehen", sagte Cap. Die Regierung hat in Milliardenhöhe den Silberschatz des Staates verscherbelt, hat den Goldschatz entnommen und hinterlässt Milliarden Schulden bei den Infrastrukturgesellschaften, mit enormen Finanzierungsproblemen. Die SPÖ werde es jedenfalls nicht durchgehen lassen, dass der Finanzminister das Sparschwein der Republik plündert, um dann zu sagen er sei der größte Finanzminister aller Zeiten. Grasser schafft sich seine eigene Wirklichkeit, die aber nichts mit der Realität zu tun habe, sagte Cap.

Nun gebe es kaum noch Goldreserven und die meisten wertvollen Unternehmen, an die der Staat beteiligt war, sind verkauft. Nun stelle sich die ÖVP her und sagt - "wir können gar nichts finanzieren, die SPÖ ist eine Sozialutopistin", kritisierte der gf. SPÖ-Klubobmann. "Wenn es in der Schlussphase der Regierungsverhandlungen um die Finanzierung der Maßnahmen geht, wird es eine Rolle spielen, was alles möglich ist, wo müssen wir Prioritäten setzen", so Cap. Bei der Frage "was ist finanziell möglich" trägt dann eindeutig die ÖVP die Verantwortung, und darum gehört nun Klarheit auf den Tisch.

So habe die ÖVP/FPÖ/BZÖ-Regierung Staatsanteile an Unternehmen veräußert und dafür 5,8 Milliarden Euro erlöst. Dabei habe man aber auf eine Wertsteigerung in der Höhe von 8,2 Milliarden verzichtet, berichtet Matznetter. Ebenso habe man damit auf jährliche Dividenden in der Höhe von 300 bis 500 Millionen Euro verzichtet. Es wurde alles verkauft, was nicht niet- und nagelfest war. "Diese Politik kann nicht mehr fortgesetzt werden. Wir brauchen daher einen Kurswechsel in der Budget- und Wirtschaftspolitik, den wir mit der ÖVP vereinbaren müssen", so Matznetter. Das dies möglich ist, hält der SPÖ-Budgetsprecher für möglich, denn es gebe innerhalb der ÖVP unterschiedliche Gruppen und Strömungen, das habe sich auch gestern in der Verhandlungsrunde mit den Sozialpartnern gezeigt. "Wir werden jeden Euro zweimal umdrehen, bevor wir ihn ausgeben, damit aus einem Euro zwei oder drei für die Bevölkerung werden", unterstrich Matznetter.

 

 Molterer: "Was will Josef Cap wirklich?"
ÖVP-Klubobmann ortet klaren Widerspruch zu Gusenbauer
Wien (övp-pk) - Mit seinem wütenden Vorgehen gefährdet SPÖ-Klubobmann Josef Cap die Große Koalition, mahnte ÖVP-Klubobmann Mag. Wilhelm Molterer am 07.12. in einer Reaktion auf Cap's heutige Pressekonferenz. "Ich stelle mir schön langsam die Frage, ob er diese Koalition überhaupt will. Wenn ja, so müsste er sich anders verhalten." Cap's derzeitiges Verhalten befinde sich entweder im klaren Widerspruch zu Gusenbauer oder sei eine bewusste Doppelstrategie der SPÖ. "In beiden Fällen ist eine Klarstellung des SPÖ-Chefs dringend nötig", so Molterer.

Molterer vermisst bei Josef Cap die nötige konstruktive Haltung, um gemeinsam gut arbeiten zu können, und empfiehlt einen "Rollenwechsel": "In der heutigen Pressekonferenz hat Cap einmal mehr sprichwörtlich Gift und Galle gespuckt. Will die SPÖ mit der ÖVP gemeinsam gute Regierungsarbeit auf einer verlässlichen und vertrauensvollen Basis leisten, so muss er die Rolle wechseln: vom bissigen Oppositionspolitiker zum konstruktiven Regierungspolitiker. Cap's derzeitige Destruktivität bringt uns nicht weiter, es muss gemeinsam konstruktiv gearbeitet werden können."
 

Wir übernehmen hier Stellungnahmen aller im Parlament
vertretenen Parteien – sofern vorhanden! Die Redaktion

 
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