Internationale Zusammenarbeit
Wien (bmi) - Ab sofort ist zwischen Österreich und Deutschland ein umfassender polizeilicher
Austausch von DNA-Spuren möglich. Verantwortlich dafür ist eine Durchführungsvereinbarung zum so
genannten Prümer Vertrag, die am 05.12. von den Innenministern der Vertragsstaaten Österreich, Deutschland,
Frankreich, Spanien, Belgien, Niederlande und Luxemburg in Brüssel unterzeichnet wurde. "Das ist ein
Meilenstein der Polizeizusammenarbeit", sagte Innenministerin Liese Prokop.
Die österreichischen Behörden können nun einen Massenabgleich von DNA-Spuren in Deutschland durchführen.
Derzeit gibt es in Österreich rund 12.000 unzugeordnete Datensätze. "Wir erwarten rund 100 Fälle,
die sofort gelöst werden können", sagte Prokop.
Der Datenaustausch betrifft alle Arten von Verbrechen bei denen DNA-Spuren gesammelt werden. Bei einem Probelauf
mit Deutschland wurde bereits ein Fall aufgeklärt, bei dem sich herausgestellt hat, dass ein in Österreich
in einem Mordfall Gesuchter in Deutschland bereits getötet worden sei. Künftig soll der wechselseitige
DNA-Spurenaustausch auch mit Spanien möglich sein.
Der deutsche Innenminister Wolfgang Schäuble kündigte an, Berlin werde während der deutschen EU-Ratspräsidentschaft
im nächsten Halbjahr versuchen, "den Vertrag von Prüm in den Rechtsrahmen der Europäischen
Union zu überführen". Am Ende sollten alle Vertragsstaaten gegenseitig Zugriff auf die DNA-Datenbanken
sowie auf die Speicherung von Fingerabdrücken und von Kfz-Daten haben.
Der Datenschutz ist auf höchstem Niveau gewährleistet. Die Anfrage erfolgt anonym. Die Behörden
des Partnerstaates geben zuerst nur bekannt, ob ein Treffer vorliegt. Liegt einer vor, kann der Fall im Rahmen
des Rechtshilfeverfahrens weiter behandelt werden. Beim künftigen Austausch von Kfz-Daten werden keine Bagatelldelikte
wie Falschparken behandelt.
Der Prümer Vertrag wurde im Mai 2005 in der deutschen Stadt Prüm von sieben Staaten unterzeichnet. Österreich,
Deutschland und Spanien haben ihn bisher ratifiziert. Frankreich, Luxemburg, Belgien und die Niederlande wollen
in den kommenden Monaten folgen. Am 5. Dezember haben Finnland, Slowenien, Portugal und Italien eine Absichtserklärung
unterzeichnet, wonach sie dem Prümer Vertrag beitreten wollen. |