Salzburg (universität) - Die Darstellung der Geschichte der Europäischen Union und der Europäischen
Integration in Schulgeschichtsbüchern ist Thema eines internationalen Forschungsprojektes der Universitäten
Salzburg, Greifswald und Stettin. Die Projektleitung in Salzburg hat der Forscher Christoph Kühberger von
der Zentralen Arbeitsstelle für Geschichtsdidaktik, Fachbereich für Geschichts- und Politikwissenschaft.
Die in den Büchern auffindbaren „fertigen Geschichten“ - Darstellungen der Vergangenheit - haben oft den Charakter
der „absoluten Wahrheit“, in dem sie einseitige Vorstellungen und Bewertungen der Vergangenheit wiedergeben, die
sich wiederum im Verlauf der Zeit verfestigen. Genau an dieser Stelle setzt das Projekt „Inventing the EU“ (Europäische
Union erfindend) an und versucht den Rekonstruktionscharakter der Geschichten offen zulegen. Ziel ist es, einen
Leitfaden für den Umgang mit der Geschichte der EU seit dem zweiten Weltkrieg in der Schulpraxis zu gestalten.
Den historischen Narrationen wohnt immer eine Vergangenheitsinterpretation inne. Historische„Zitate“, die nicht
zwangsläufig wissenschaftlich fundiert sind und oft aus anderen z.B. ökonomischen und politischen Gründen
Verwendung fanden tragen zur Wahrnehmung der Vergangenheit bei und sind Teil der Geschichtskultur. Gerade Schulgeschichtsbücher
tendieren dazu durch den ihnen oft zugeschriebenen Charakter der „absoluten Wahrheit“ einseitigen Vorstellungen
und Bewertungen der Vergangenheit zu verfestigen. Es gilt sie daher im Projekt auf unterschiedliche Triftigkeiten
hin zu überprüfen und den Rekonstruktionscharakter offenzulegen. Dies ist aus geschichtsdidaktischer
Sicht besonders für die Sekundarstufe I von höchster Bedeutung, da Kinder bzw. Jugendliche zwischen 8
und 14 Jahren aufgrund ihres Entwicklungsstandes die Schulbuchtexte als Erzählungen ansehen und die hypothetische
Rekonstruktion ausblenden (u. a. Selektivität, Partialität, Quellenproblematik etc.).
Die Projektgruppen vergleichen nicht nur die Schulbücher innerhalb eines Landes, sondern brechen die nationalstaatliche
Perspektive durch die Vergleich der Bücher aller beteiligten Länder durch Blicke von außen. Das
Projekt wird im Rahmen der „Geschichtswerkstatt Europa“ durchgeführt und wird vom Fonds für „Erinnerung
und Zukunft“ in Kooperation mit den beteiligten Instituten finanziert. |