Europaweit erste nervenchirurgische Operation für eine gedankengesteuerte Armprothese am
AKH Wien/MedUni Wien durchgeführt
Wien (akh) - Der Verlust einer oder beider Arme im Schultergelenk bedeutet für viele Unfallopfer
eine gravierende Beeinträchtigung körperlicher wie auch seelischer Art. Die Versorgung mit bisherigen
Armprothesen zeigte sich in der Vergangenheit als wenig zufrieden stellend, da die Steuerung der vielen aktiv beweglichen
Gelenke der Prothese für den Patienten zu komplex waren und die technischen Möglichkeiten nur eingeschränkte
Bewegungsabläufe zuließen. Durch die enge wissenschaftliche Zusammenarbeit zwischen den Plastischen
Chirurgen der MedUni Wien und den Entwicklern der "bionischen Armprothese" Firma Otto Bock Healthcare
Products GmbH, konnte europaweit erstmalig eine operative Nervenverlagerung zur Impulsübertragung vom Gehirn
zu einer deutlich intelligenteren Armprothese erfolgreich durchgeführt werden.
Die nur 2,5 kg schwere und mit modernster Technologie ausgestatte "bionische Armprothese" ermöglicht
heute das, was bis vor kurzem noch als Fiktion galt: Mit sechs eingebauten Motoren und einem Miniaturcomputer ermöglicht
sie eine neue Schnittstelle zwischen Gehirn und Prothese und erlaubt somit die Gedanken gesteuerte Bewegung des
Kunstarmes. Mit dieser High-Tech Prothese wollen Prof. Dr. Manfred Frey und Prof. Dr. Oskar Aszmann von der Klin.
Abteilung für Wiederherstellende und Plastische Chirurgie am AKH Wien einem 20 Jahre jungen Österreicher
helfen, der bei einem Starkstromunfall letztes Jahr beide Arme verlor.
Unter Anwesenheit ihrer US-amerikanischen Kollegen Prof. Dr. Todd Kuiken und Prof. Dr. Gregory Dumanian aus Chicago,
die diese Operation weltweit erstmalig im Jahr 2002 durchführten, verlagerten die Wiener Experten in einer
sechsstündigen Operation fünf Nerven von der Schulter des jungen Patienten, die ursprünglich zum
Arm und zu der Hand führten, zu einzelnen Bereichen der Brustmuskulatur. Nach ungefähr sechs Monaten,
wenn die verlagerten Nerven in die Brustmuskeln eingewachsen sind, sollen die ankommenden Nervenimpulse von Elektroden
über der Haut des dazugehörigen Muskelabschnittes aufgenommen und an den Miniaturcomputer in die Prothese
weitergeleitet werden. Auf diese Weise werden vom Kunstarm Bewegungen ausgeführt, die durch Impulse vom Gehirn
über die Nerven an der Schulter und von dort zu den Brustmuskeln weitergeleitet wurden.
"Das Gehirn glaubt noch immer", so Prof. Dr. Manfred Frey, der leitende Arzt des Teams, "dass der
amputierte Arm vorhanden ist. Somit spielt es für die Impulserzeugung im Gehirn keine Rolle, dass die Nerven
zum amputierten Arm nun mit anderen Muskeln verbunden sind." Bis die verlagerten Nerven in die Brustmuskulatur
eingewachsen sind und dort selektiv die einzelnen Bereiche ansteuern werden, bedarf es aber noch einer intensiven
physikalischen Therapie. "Wenn dann aber der Patient daran denkt seinen Arm zu heben", so die Überzeugung
von Prof. Dr. Oskar Aszmann, "wird sich auch die Prothese entsprechend bewegen. Und damit ist für den
Patienten ein wesentliches Stück Lebensqualität und Unabhängigkeit zurück gewonnen." |