Prammer: Gemeinsam gegen Gewalt an Frauen und Kindern  

erstellt am
05. 12. 06

Auftakt zur Europarats-Kampagne 2007 im Hohen Haus
Wien (pk) - Zu einer feierlichen Auftaktveranstaltung luden Nationalratspräsidentin Barbara Prammer und der Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser (http://www.aoef.at) am 04.12. in das Hohe Haus, um gemeinsam auf die Europarats-Kampagne 2007, die der Prävention und Bekämpfung häuslicher Gewalt gewidmet ist, aufmerksam zu machen. In Vertretung von Barbara Prammer begrüßte Nationalratsabgeordnete Gabriele Heinisch-Hosek die zahlreich erschienen Gäste. Die Frauen- und Gleichbehandlungssprecherin der SPÖ bezeichnete die heutige Veranstaltung als "ersten wichtigen Baustein", dem weitere folgen müssen. Die Präsentation wurde von einem Auftritt von Maria Bill und der Künsterlinnengruppe "hellwach" begleitet. Schließlich wurde der Geschäftsführerin des AOEF noch eine Spende in der Höhe von 15.000 € durch Frau Dinstl (Inhaberin einer Parfümeriekette) überreicht.

Gabriele Heinisch-Hosek wies darauf hin, dass gleichzeitig mit der Aktion "16 Tage gegen Gewalt an Frauen", die jährlich weltweit vom 25. November bis zum 10. Dezember stattfindet und heuer unter dem Motto "Not a minute more" steht, nun der Europarat eine Initiative zur Bekämpfung häuslicher Gewalt gestartet hat. Die heutige Auftaktveranstaltung wurde vom Verein Autonomer Österreichischer Frauenhäuser (AOEF) initiiert, der seit vielen Jahren betroffenen Frauen Schutz, Hilfe und Unterstützung in schwierigsten Lebenssituationen bietet. Präsidentin Prammer, für die dieses Thema eine Herzensangelegenheit darstellt, hat im Jahre 1998 – in ihrer Funktion als Frauenministerin – die erste bundesweite, anonyme und kostenlose Telefon-Helpline eingerichtet, die seit 1999 beim AOEF angesiedelt ist, erinnerte sie. Gewalt an Frauen stehe für eine Fülle von Verleugnungen, Verdrängungen und Bagatellisierungen, für Heuchelei und Tabus, für Diskriminierung aufgrund des Geschlechts, für soziale Rollenzuschreibungen, für eine lange Geschichte des Patriarchats und vieles mehr. – "Not a minute more!", schloss Heinisch-Hosek.

Rosa Logar (Obfrau des Vereins Autonome Österreichische Frauenhäuser) berichtete über die Intentionen der Europarats-Kampagne, an deren Ausgestaltung sie als österreichische Expertin teilnehmen konnte. Obwohl in Österreich schon viel unternommen wurde, um von Gewalt betroffenen Frauen und Kindern zu helfen, gebe es noch einiges zu tun. Es sei dabei wichtig, dass es eine Zusammenarbeit auf den verschiedensten Ebenen gibt. Von politischer Seite wünschte sich Logar entsprechende Maßnahmen, um Migrantinnen besser vor Gewalt schützen zu können. In diesem Zusammenhang appellierte sie daran, dass den ausländischen Frauen endlich ein eigenständiges Recht auf Aufenthalt und Beschäftigung eingeräumt werden sollte. Weiters trat sie für eine Absicherung und einen Ausbau der Fraueneinrichtungen und der Interventionsstellen sowie für Beratungsangebote in den jeweiligen Muttersprachen ein.

Margret Aull (Obfrau des Tiroler Frauenhauses) gab einen Einblick in die tägliche, schwere Arbeit der Mitarbeiterinnen der Frauenhäuser, die mit großem Engagement und Professionalität tätig sind. Ein großes Problem stelle allerdings oft die finanzielle Ausstattung der Häuser dar, gab sie zu bedenken. Bis vor drei Wochen war es noch nicht klar, ob in Tirol genügend Mittel zur Verfügung stehen werden. Sie hoffe, dass die wichtige Arbeit der Mitarbeiterinnen, die neben der Hilfe vor Ort u.a. zum neuen Opferschutzgesetz oder der Schulung der Exekutive beitragen, gewürdigt wird und dass die Betroffenheit länger anhält als einen Festakt.

Der Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser (AOEF) hat die Initiative des Europarats aufgegriffen und ist bestrebt, gemeinsam mit seinen KooperationspartnerInnen ein parteiübergreifendes Netzwerk zu bilden, um häusliche Gewalt zu verhindern und den Opfern zu helfen (http://www.haltdergewalt.at). Einer der Schwerpunkte der Arbeit des AOEF liegt bei der Frauenhelpline 0800/222 555 – einer anonymen und kostenlosen 24-Stunden- Telefonberatung, die im Verein angesiedelt ist und einen sehr wichtigen Beitrag im Umgang mit häuslicher Gewalt leistet. Zahlreiche Kooperations-PartnerInnen helfen, die Helpline in ganz Österreich bekannt zu machen. So hat sich etwa auch die Bundesjugendvertretung etwas Besonderes einfallen lassen: Benefiz-T-Shirts mit dem Aufdruck "unschlagbar" können unter http://www.jugendvertretung.at bestellt werden. Der Erlös dieser Aktion kommt ebenfalls der Frauenhelpline zugute.

Das Projekt "hellwach" der Künstlerinnen Carla Knapp und Angela Zwettler versteht sich als "kunstpolitische Intervention im öffentlichen Raum" und wurde von den Veranstaltern eingeladen, um die Beschäftigung mit sozial-politischen Grundproblematiken zu vertiefen. So geschieht dies mit den Mitteln der Werbung, wie etwa dem Aufstellen einer Leuchttafel, wobei man sich der urbanen "Logo-Kultur" bedient oder mit dem Verteilen von Glückskeksen. Bei dieser Aktion sind in den Keksen anstelle der üblichen Glücksbotschaften, Statements zu Gewalt an Frauen verpackt, was das Problembewusstsein der EmpfängerInnen zu diesem Thema schärfen soll (http://www.hellwach.info).
 
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