Flächenwidmungs- und Bebauungsplan heute im Wiener Gemeinderat
Wien (rk) - Das Projekt Hauptbahnhof Wien wird immer konkreter. Auf Basis des von den Architekten
Theo Hotz und Ernst Hoffmann sowie Albert Wimmer erstellten Masterplans wurde der Flächenwidmungs- und Bebauungsplan
erarbeitet, der am 15.12. dem Wiener Gemeinderat zur Beschlussfassung vorliegt. "Damit wird ein weiterer wichtiger
Schritt zur Realisierung des für Wien so wichtigen Infrastrukturprojekts gesetzt", zeigten sich Wiens
Planungsstadtrat Rudi Schicker und der Gesamtprojektleiter bei der ÖBB, DI Georg Gabler, am 15.12. erfreut.
Gemeinsam arbeite man mit Hochdruck daran, dass das Projekt auch weiterhin zügig umgesetzt werden könne.
"Die Stadt Wien hat mit der Flächenwidmung die in ihrem Bereich liegenden rechtlichen Voraussetzungen
für das Projekt im vorgesehenen Zeitrahmen geschaffen. Für Wien ist das Projekt sowohl hinsichtlich seiner
verkehrspolitischen Dimension als auch für die Stadtentwicklung von besonderer Bedeutung", unterstrich
Schicker.
"Es geht um die Verwirklichung eines der wichtigsten ÖBB- Projekte der Zukunft. Der Hauptbahnhof wird
DIE Nah- und Fernverkehrsdrehscheibe Wiens sowie der umliegenden Region. Erstmals werden dann die Züge aus
Norden, Süden, Osten und Westen in Wien an einem Bahnhof verbunden", so Gabler.
Die Entwicklung des vom Planentwurf 7766 erfassten Gebiets ist zeitlich eng mit dem Fortschritt des Gleisprojekts
und der Verfügbarkeit der Flächen verknüpft. Erste Bautätigkeiten für die Gebäude
sind im Bereich zwischen Bahnhof und Gürtel sowie für den Wohnpark an der Sonnwendgasse zu erwarten.
Daher wurde der Flächenwidmungsplan für das gesamte Gebiet, ein Bebauungsplan vorerst nur für die
genannten Teilbereiche festgesetzt. Ein Bebauungsplan für das gesamte Plangebiet zum momentanen Zeitpunkt
würde die gestalterischen Möglichkeiten für die langfristig zu entwickelnden Baufelder einschränken
und wird daher erst in einer weiteren Phase erfolgen. Besonderes Augenmerk wurde in der Flächenwidmung durch
die Berücksichtigung von Blickachsen dem Weltkulturerbe geschenkt. So ist u.a. sichergestellt, dass keines
der geplanten Hochhäuser den Blick aufs Belvedere einschränkt.
Die Flächenwidmung wurde im Vorfeld auch intensiv mit den BürgerInnen diskutiert. Über die "normalen"
Möglichkeiten zur Einsicht- und Stellungnahme in den Entwurf im Rahmen des Widmungsverfahrens hinausgehend,
wurden Masterplan und Flächenwidmungsentwurf im Sommer im Rahmen einer Ausstellung präsentiert. Dabei
wurde allen Interessierten die Möglichkeit geboten, direkt vor Ort ihre Stellungnahme zur Flächenwidmung
abzugeben. Selbstverständlich war die Einsicht- und Stellungnahme auch über Internet möglich.
Im Rahmen der Ausstellung haben sich rund 1.500 BesucherInnen über das Projekt informiert, mehr als 260 Personen
ersuchten schriftlich um Detailinfos. Zur Flächenwidmung selbst wurden rund 70 Stellungnahmen eingebracht,
die alle - ebenso wie die Stellungnahmen der Bezirke - von der zuständigen Magistratsabteilung MA 21 B geprüft
wurden.
Die weiteren Schritte
Nach Beschluss der Flächenwidmung im Gemeinderat wird 2007 die Umweltverträglichkeitsprüfung
gestartet. Erste Baumaßnahmen betreffen den Bereich Matzleinsdorf Nord.
Im Frühjahr 2007 soll auch der Namenswettbewerb für den Bahnhof stattfinden, an dem sich alle Wienerinnen
und Wiener beteiligen und "ihren" Bahnhof taufen können.
2009 wird mit der Entfernung der alten Südbahnhofhalle sowie der Errichtung der Provisorien und - nach positivem
Abschluss des UVP-Verfahrens - mit dem Baubeginn des Bahnhofsgebäudes begonnen.
2010 starten die Arbeiten zur Bahnhofcity, 2011 erfolgt die Umgestaltung des Gürtels auf Höhe Südtirolerplatz.
Für 2012 ist die Teilinbetriebnahme des neuen Hauptbahnhofes, für 2013 die komplette Fertigstellung des
Hauptbahnhofes vorgesehen. Die Gesamtinbetriebnahme aller neuen Bahnanlagen sowie Fertigstellung der Verlängerung
der Linie D erfolgt 2015.
Die Bedeutung des Projekts
Mit dem neuen Hauptbahnhof entsteht eine Visitenkarte Österreichs, der Stadt Wien und der ÖBB
- ein Projekt, das weit über den lokalen Bezug als Verbesserung der Schieneninfrastruktur hinausgehend von
internationaler Dimension ist. Ein modernes und architektonisch ansprechendes Erscheinungsbild, neueste Technologie
und ein attraktives, lebenswertes Umfeld machen den neuen Bahnhof zu einem Vorzeigeprojekt. Neben seiner verkehrspolitischen
Dimension bedeutet die Entwicklung des Standortes auch einen wesentlichen Impuls für die Wirtschaft und die
Positionierung Wiens als weltoffene Stadt mit zukunftsträchtiger Stadtentwicklung.
Der Hauptbahnhof wird neben dem Flughafen Wien zur wichtigsten Drehscheibe für den internationalen und nationalen
Personenreiseverkehr. Aus zwei Endbahnhöfen wird ein zentraler Umsteigebahnhof, der einen Knotenpunkt im transeuropäischen
Schienenverkehr darstellt (TEN-Knoten). Die Verbindung zwischen zwei wichtigen Streckenbereichen im internationalen
Fernverkehr (West- und Südbahnstrecke) wird nicht mehr durch eine Straßenbahnlinie hergestellt, sondern
erstmals können in Wien die Züge aus Norden, Süden, Osten und Westen an einem Bahnhof verknüpft
werden. Der Hauptbahnhof wird DIE Nah- und Fernverkehrsdrehscheibe Wiens und der gesamten Region (CENTROPE). Die
optimale Anbindung zum Flughafen Wien ist ebenso ein Standortvorteil von hohem Wert, wie die Nähe zur Wiener
Innenstadt.
Neben der verkehrspolitischen Bedeutung des Bahnhofes für Wien bietet die Errichtung die Chance, im Zentrum
Wiens einen neuen Stadtteil mit bestem Anschluss an das öffentliche Verkehrsnetz zu entwickeln. Das Areal
ist Teil eines der 13 Zielgebiete im Wiener Stadtentwicklungsplan STEP 05. Das Gebiet Bahnhof Wien Europa Mitte
- Erdberger Mais ist das größte und das wichtigste Entwicklungsgebiet im dicht bebauten Stadtgebiet.
Der Neubau des Bahnhofs bringt die Chance, einen neuen attraktiven Stadtteil im Zentrum Wiens zu errichten: Durch
die Neuorganisation und Freimachung des nicht genutzten Frachtenbahnhofareals werden insgesamt 59 ha Liegenschaften
frei, hier entstehen bis zu 20.000 neue Arbeitsplätze, werden rund 5.500 hochwertige Wohnungen errichtet und
die Kaufkraft am Standort wird erhöht. Die Verlängerung der U2 und der Straßenbahnlinie D sowie
Buslinien sorgen für einen optimalen Anschluss des neuen Stadtteils an das öffentliche Verkehrsnetz.
Durchgehende Verbindungen, vor allem Rad- und Fußwege, beseitigen die derzeitige Barrierewirkung des Areals.
Zudem bietet ein ca. 8 ha großer Park neue Qualitäten in der Naherholung. |