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Koalitionsverhandlungen / Sozialpolitik |
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erstellt am
22. 12. 06
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Bures:
Rückkehr der Sozialpolitik in Österreich
Große Fortschritte in der Armutspolitik - die SPÖ hält ihre Wahlversprechen
Wien (sk) - SPÖ-Bundesgeschäftsführerin Doris Bures zeigt sich sehr erfreut darüber,
dass in Österreich nach sieben Jahren Schwarz-Blau-Orange wieder wirksame Sozialpolitik gemacht wird. Nachdem
die SPÖ bereits durchgesetzt habe, dass in Zukunft kein Pensionist und keine Pensionistin unter der Armutsgrenze
leben wird und dass niemand mit einem Vollzeitberuf unter 1.000 Euro verdienen wird, sei gestern ein weiterer Durchbruch
in der Armutsbekämpfung erzielt worden: "Wir haben den Weg in die bedarfsorientierte Mindestsicherung
beschritten und es ist gelungen, der Pensionskürzungsreform der Regierung Schüssel die Giftzähne
zu ziehen."
In Richtung ÖVP meint Bures: "Die ÖVP soll endlich damit aufhören, die Mär vom arbeitslosen
Grundeinkommen zu erzählen. Ein solches ist niemals geplant gewesen." Die Warnungen davor seien deshalb
ebenso als "rein populistisch" zu bewerten, wie der aktuelle Jubel, ein arbeitsloses Grundeinkommen verhindert
zu haben.
"Die SPÖ hält ihr Wahlversprechen, für mehr soziale Gerechtigkeit und Fairness zu sorgen",
so Bures. Sie spricht von einem "enormen Fortschritt in der Armutsbekämpfung": Die bedarfsorientierte
Mindestsicherung soll 726 Euro pro Monat betragen. Ganz wichtig ist dabei, dass man den Betroffenen wieder zurück
in die Erwerbsarbeit hilft. Daher gibt es dabei eine enge Anbindung an arbeitsmarktpolitische Maßnahmen und
die Förderung von Beschäftigungsfähigkeit. Von denen, die die Grundsicherung in Anspruch nehmen,
wird also erwartet, dass sie bereit sind, sich zu qualifizieren und angebotene Arbeit bzw. auch Arbeit im gemeinnützigen
Bereich anzunehmen.
"Mindestpension, Mindestlohn und bedarfsorientierte Mindestsicherung werden dafür sorgen, dass die Kluft
zwischen Arm und Reich ein Stück geschlossen werden kann. Sie werden die Lebenssituation vieler Menschen entscheidend
verbessern, und darüber hinaus durch mehr Konsum und Wachstum auch einen wirtschaftspolitisch wichtigen Beitrag
leisten", so Bures abschließend. |
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Neugebauer: Arbeitsloses Grundeinkommen verhindert
Arbeitswilligkeit und Erwerbstätigkeit werden wertgeschätzt
Wien (övp-pk) - "Äußerst erfreut" darüber, dass dem christlich-sozialen
Gedanken entsprochen wurde und "es nun zu einer bedarfsorientierten Mindestsicherung kommt, die Arbeitswilligkeit
als Grundvoraussetzung hat", zeigte sich ÖAAB-Bundesobmann Abg.z.NR Fritz Neugebauer am 21.12.. Das Ergebnis
sei aus mindestens zweierlei Sicht erfreulich, erklärte Neugebauer. "Für die arbeitenden Menschen
ist sichergestellt worden, dass es zu keinem arbeitslosen Grundeinkommen kommen kann, sondern Arbeit und Erwerbstätigkeit
weiterhin wertgeschätzt werden", so der ÖAAB-Bundesobmann weiter.
Die bedarfsorientierte Mindestsicherung werde im Gegenzug für jene da sein, "die aus dem Erwerb herausgefallen
sind, jedoch arbeitswillig sind und die Bereitschaft haben, alles dafür zu tun, um rasch in den Erwerb zurückzukehren",
betonte Neugebauer.
Österreich habe "ein hervorragendes Sozialsystem, das ein Trampolin für jene sein sollen, die es
brauchen, aber keine Hängematte für die, die es ausnützen wollen", erklärte Neugebauer.
Daher sei das Ergebnis der gestrigen großen Verhandlungsrunde aus ÖAAB-Sicht äußert begrüßenwert,
schloss der ÖAAB-Bundesobmann. |
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Öllinger: SPÖ jubelt unter dem ÖVP-Christbaum
Wien (grüne) - Alles andere als einen großen Durchbruch sieht der Sozialsprecher der Grünen,
Karl Öllinger, in der SPÖ-ÖVP-Einigung zum Sozialbereich. Die "Mindestsicherung" werde
wohl nur eine "Minisicherung" werden. Und die Vereinbarungen zum Mindestlohn, zur Notstandshilfe und
zu den Mindestpensionen seien "alte Hüte". Die SPÖ juble also "unter dem falschen Christbaum",
meinte er am 21.12. in einer Pressekonferenz.
Das Neue an den Verhandlungsergebnisse sei nur, "dass die SPÖ jetzt die Herrlichkeiten des ÖVP-Christbaumes
bewundert und strahlt" - wobei es für Öllinger "an diesem Paket kaum etwas zu strahlen gibt".
Denn der größte Brocken, die Erhöhung der Mindestpensionen - also der Ausgleichszulagenrichtsätze
- mit einem Volumen von 120 Mio. Euro sei im Parlament auf Antrag der Grünen einstimmig beschlossen worden.
"Dazu brauchte man keine große Koalition."
Und die anderen Maßnahmen - für die zusammen rund 80 Mio. veranschlagt wurden - seien nichts Neues und
aus Sicht der Grünen nicht ausreichend. So hätten ÖVP und FPÖ schon im Regierungsübereinkommen
2003 einen Mindestlohn von 1.000 Euro im Monat angekündigt. Und die Anhebung der Ersatzrate des Arbeitslosengeldes
hätten ÖVP und FPÖ schon 2000 vereinbart. Die SP-VP-Einigung sei hier nur eine "Ausweitung
der kaum wirksamen Maßnahme von 2000". Eine Existenzsicherung werde sie jedenfalls nicht bringen.
Dass die Sozialhilfe - wie von SPÖ und ÖVP angekündigt - tatsächlich auf 726 Euro angehoben
wird, bezweifelt Öllinger. Denn es sei keine Finanzierung des Bundes vorgesehen - und die Länder hätten
noch nicht zugestimmt. Möglicherweise sei mit den Ländern auch "anderes paktiert worden". Zum
Beispiel, dass die Sozialhilfe auf 726 Euro angehoben wird, die EmpfängerInnen dann aber selbst ihre Krankenversicherung
- 200 bis 300 Euro monatlich - bezahlen müssen. Denn über die Krankenversicherung der SozialhilfeempfängerInnen
wird gerade verhandelt. Und mit der Bezahlung durch die EmpfängerInnen bliebe den Kassen und den Ländern
"sogar ein Körberlgeld übrig".
Öllinger meldete zum Sozialbereich auch einige Forderungen an: Er verlangte einen Stunden-Mindestlohn von
sieben Euro für alle ArbeitnehmerInnen - was bei 40 Stunden rund 1.200 Euro ausmachen würde. Mit 1.000
Euro läge Österreich am untersten Ende vergleichbarer EU-Länder. Und mit dem vereinbarten Weg des
Generalkollektivvertrages wären fünf bis zehn Prozent der Arbeitnehmer - z.B. in Vereinen Beschäftigte
- ausgeschlossen.
Für NotstandshilfebezieherInnen forderte Öllinger eine existenzsichernde Regelung. Denn es gebe allein
stehende Frauen, die derzeit nur 300 Euro monatlich und mit der SP-VP-Vereinbarung geschätzt 350 bis 400 Euro
bekämen. Die Grünen würden zwar auch einer solchen "klitzekleinen Verbesserung" zustimmen,
"aber das ist keine Existenzsicherung". Wobei Öllinger unter Hinweis auf ein Schreiben einer Bezieherin
von täglich zehn Euro Notstandshilfe anmerkte, dass die Stadt Wien dem Tierschutzheim 10,52 Euro täglich
pro Hund vergüte. |
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Kickl: SPÖ und ÖVP wandeln auf ausgetretenen Pfaden
Grundsicherung bleibt auch unter anderem Namen fatale Fehlkonstruktion
Wien (fpd) - Als zukunftsträchtig könne man die bisherigen Ergebnisse der Verhandlungen
von SPÖ und ÖVP beim besten Willen nicht bezeichnen, meinte FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl.
Und dass man die Grundsicherung jetzt Mindestsicherung nenne, sei wirklich ziemlich gleichgültig. Sie sei
und bleibe eine fatale Fehlkonstruktion.
Beide Parteien würden auf ausgetretenen Pfaden dahinwandeln, kritisierte Kickl. Innovationen suche man vergebens.
Offenbar plane man eine reine Koalition des Verwaltens und Verzögerns, anstatt die Herausforderungen der Zukunft
bewältigen zu wollen. |
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Westenthaler: Mindestsicherung ist rot-schwarze Mogelpackung
BZÖ-Chef: "Dieses Modell ist ein Trampolin in den Sozialmissbrauch"
Wien (bzö) - Als "rot-schwarze Mogelpackung, die man nur ablehnen kann", bezeichnete
BZÖ- Chef KO Ing. Peter Westenthaler die von SPÖ und ÖVP vereinbarte Mindestsicherung.
Westenthaler untermauerte seinen Vorwurf anhand folgender sechs Punkte:
- Erst vor wenigen Tagen wurde eine Mindestpension von 726 Euro im Parlament beschlossen.
- Die Finanzierung ist völlig offen und bis jetzt unwahrscheinlich, da sich die Länder bereits querlegen.
- Bei einer Mindestsicherung von 726 Euro und einem Mindestlohn von 1000 Euro ist Arbeit nur noch 274 Euro wert.
Das ist eine massive Entwertung von Leistung in diesem Land. Außerdem stellt sich die Frage, was in den Beschäftigungsbereichen
ohne Kollektivvertrag passiert.
- Bei den Anspruchsvoraussetzungen was Arbeitswilligkeit und Schulungswilligkeit betrifft lässt Hartz IV
grüßen. Uns erwartet ein Missbrauchsboom der Sonderklasse.
- Verwertbares Vermögen muss verbraucht bzw. verkauft werden. Das ist ein Schritt in Richtung schleichende
Verstaatlichung und staatlich Abhängigkeitsfalle.
- Die bestehenden zusätzlichen Sozialleistungen der Länder gehen in der Mindestsicherung auf. Das bedeutet,
dass es zukünftig keine Heizkostenzuschüsse oder Mietkostenbeihilfen mehr gibt.
"Dieses Modell, das hier am Tisch liegt ist nicht ein Trampolin für soziale Weiterentwicklung sondern
ein Trampolin in den Sozialmissbrauch. All diese Punkte bringen das Fazit, dass die Finanzierung der Mindestsicherung
ebenso offen ist wie der tatsächliche Finanzierungsbedarf, dass diese Mindestsicherung maximal eine sozialistische
ist aber keine soziale und dadurch Arbeit entwertet und Vermögen vernichtet wird. Das ganze führt zu
einer volkswirtschaftlichen Katastrophe, die wir nicht wollen", sagte Westenthaler in Richtung SPÖ-Chef
Gusenbauer.
"Wir lehnen das Modell ganz entschieden ab und wollen stattdessen einen Mindestlohn bei Vollzeitbeschäftigung
von 1.300 Euro, ein Investivlohnmodell, wo Arbeitnehmer wenn sie etwas leisten mehr verdienen und die bestehenden
Sozialleistungen in den Ländern vereinheitlichen", so der BZÖ-Chef abschließend.
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