Bischof Sturm: "Bahnbrechende Persönlichkeit in unserer Kirche"
Wien (epd Ö) - Die österreichische Theologin Mag. Evi Krobath ist am 20. Dezember an den
Folgen eines Unfalls in Wien verstorben. Krobath, die im 77. Lebensjahr stand, ist in der Evangelischen Kirche
A.u.H.B. als Bahnbrecherin wissenschaftlich-feministischer Theologie hervorgetreten. Schwerpunkte der Autorin,
Leiterin von Seminaren und Mitbegründerin zahlreicher gesellschaftspolitischer Initiativen waren vor allem
das christlich-jüdische Gespräch sowie zuletzt das Projekt „Bibel in gerechter Sprache“. In zahlreichen
Veröffentlichungen beschäftigte sie sich mit feministischer Bibelexegese und politischen Fragen.
Evi Krobath wurde in Berlin als Tochter des Schauspielerehepaares Ernst Pröckl und Salomea Hauser geboren.
Sie verbrachte ihre Kindheit aus politischen Gründen teilweise im Ausland, studierte zunächst Zeitungs-
und Theaterwissenschaften und jüdische Philosophie in Wien und den USA, u.a. bei Martin Buber, dann Evangelische
Theologie in Wien. Von 1957 bis 1990 unterrichtete sie das Fach Evangelische Religion an Grundschulen sowie an
allgemeinbildenden und berufsbildenden höheren Schulen in Kärnten und in der Steiermark.
Anlässlich ihres 70. Geburtstages erschien eine Festschrift mit dem Titel „Anspruch und Widerspruch“ mit Beiträgen
bekannter TheologInnen wie Dorothee Sölle, Eveline Goodman-Thau, Friedrich-Wilhelm Marquardt, Elisabeth Moltmann-Wendel
und Luise Schottroff.
Krobath war 50 Jahre mit dem evangelischen Pfarrer Mag. Heinz Krobath verheiratet.
Wie Bischof Mag. Herwig Sturm gegenüber epd Ö erklärte, gehörte Evi Krobath „zu den bahnbrechenden
Persönlichkeiten in unserer Kirche“. Sie habe „Bibelauslegung mit den Augen der Frauen“ betrieben. Auch im
Bereich der Erwachsenenbildung habe sie in der Evangelischen Kirche in Österreich „entscheidende Impulse“
gesetzt. Sturm: „Unsere Anteilnahme gilt ihrer Familie, besonders ihrem Mann, der jetzt seinen 75. Geburtstag begeht.“
Trauer in den kirchlichen Frauenverbänden
„Mit Evi Krobath verlieren wir eine Pionierin der feministischen Theologie in Österreich und Wegbegleiterin
der Evangelischen Frauenarbeit“, stellte die Direktorin der Evangelischen Frauenarbeit in Österreich, Mag.
Barbara Heyse-Schaefer, ebenfalls in einer Stellungnahme gegenüber epd Ö fest. Die Vorsitzende der Evangelischen
Frauenarbeit, Veronika Kapeller, erklärte: „Durch Evi Krobath habe ich den Weg in die Evangelische Frauenarbeit
gefunden. Sie war eine theologische Mutter ohne allen Kirchenmief.“ Für das reformierte Frauenforum erklärte
Evelyn Martin: „Selten hat eine österreichische Theologin so viele Basisfrauen beeinflusst wie Evi Krobath.
Durch sie wurden uns die Wege zur feministischen Theologie, auch zu ihrer Forschungsarbeit über Göttinnen,
nahegebracht. Im Gespräch mit den anderen, in Unterlagen vertieft und fröhlich lachend, so wird sie uns
in Erinnerung bleiben.“ |