Wirtschaftswachstum bleibt kräftig
Wien (ihs) - Im Einklang mit der ausgezeichneten Wirtschaftsentwicklung im Euroraum verzeichnet die
österreichische Wirtschaft im laufenden Jahr die höchste Wachstumsrate seit dem Jahr 2000. In den ersten
drei Quartalen ist die heimische Volkswirtschaft um 3.2 % gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres gewachsen.
Getragen wurde diese Entwicklung von der Exportwirtschaft (Güterexporte 9.7 %). Kräftig belebt hat sich
die Investitionsnachfrage (4.3 %), insbesondere die Bauinvestitionen haben deutlich angezogen. Hingegen ist die
Konsumnachfrage der privaten Haushalte nur moderat ausgefallen (1.9 %). Im Jahresverlauf bleibt die wirtschaftliche
Dynamik weiterhin hoch. Gegenüber dem Vorquartal ist die österreichische Wirtschaft im zweiten und dritten
Quartal jeweils um 0.9 % gewachsen. Die vorliegenden Informationen deuten auf keine spürbare Wachstumsabschwächung
im vierten Quartal hin, sodass das Institut für das laufende Jahr eine Wachstumsrate von 3.2 % erwartet. Im
kommenden Jahr wird sich das Wachstumstempo nur leicht verlangsamen. Daher hebt das Institut seine Wachstumsprognose
für 2007 auf 2.6 % an. Für 2008 wird gegenwärtig ein Wachstum von 2.4 % erwartet.
Die Weltwirtschaft expandiert weiterhin kräftig, der Aufschwung hat im Laufe des Jahres 2006 aber etwas an
Tempo verloren. Während in den USA und in Japan das Wachstumstempo etwas nachlässt, festigt sich der
Wirtschaftsaufschwung in Europa. Im dritten Quartal verlangsamte sich das Wachstum der amerikanischen Wirtschaft
auf 0.5 % gegenüber dem Vorquartal. Die Wirtschaft im Euroraum expandierte mit einem Wachstum von 0.5 %, nach
dem extrem kräftigen Wachstum von 1 % im zweiten Quartal. Neben der weiterhin kräftigen Exportnachfrage
schwenkte die Binnennachfrage auf einen soliden Wachstumspfad. Die Anzeichen mehren sich, dass insbesondere Deutschland
einen Teil seiner Strukturprobleme überwunden haben könnte. Die neuen Mitgliedsländer wachsen weiterhin
deutlich schneller als der EU-Durchschnitt.
Der Prognose liegt folgendes internationales Konjunkturbild zugrunde. Die US-amerikanische Wirtschaft wächst
im laufenden Jahr mit 3 ¼ % und mit 2 ¾ % im nächsten Jahr. Für 2008 wird ein Wachstum
von 3 % erwartet. Das Bruttoinlandsprodukt im Euroraum wird im laufen- den Jahr um 2 ½ % steigen. In den
kommenden beiden Jahren dürfte sich das Wachstum mit 2 ¼ % bzw. 2 % nur geringfügig verlangsamen.
Nach dem kräftigen Wachstum von 2 ½ % im Jahr 2006, wird sich das Konjunkturklima in Deutschland 2007
aufgrund der Mehrwertsteueranhebung geringfügig abschwächen, die deutsche Wirtschaft sollte aber immer
noch mit einer Rate von 1 ¾ % wachsen.
Die letzten Informationen deuten darauf hin, dass der Wirtschaftsaufschwung im Euroraum stabil sein dürfte,
für 2007 bestehen aber weiterhin Prognoserisiken. Eine etwas kräftigere Weltkonjunktur in Verbindung
mit einer sehr starken Binnennachfrage im Euroraum könnte dazu führen, dass die österreichische
Wachstumsrate auch 2007 an die 3-Prozent-Marke herankommt. Es gibt aber auch negative Prognoserisiken. Gegenwärtig
scheint die amerikanische Wirtschaft die erwartete Abschwächung am Immobilienmarkt und die gestiegenen Zinsen
sowie Ölpreise gut bewältigen zu können. Eine deutliche Wachstumsverlangsamung in den USA verbunden
mit einer merklichen Aufwertung des Euro gegenüber dem USD könnten das Wachstumstempo in Europa jedoch
spürbar reduzieren.
Im bisherigen Jahresverlauf hat sich der private Konsum in Österreich, gegeben die positive Entwicklung der
Realeinkommen, nur verhalten entwickelt. Laut Prognose steigen die Ausgaben der privaten Haushalte für Konsumgüter
im heurigen Jahr um 2 % und die Sparquote um knapp einen ¼ Prozentpunkt. Für die nächsten beiden
Jahre erwartet das Institut ein Wachstum des privaten Konsums von 2.2 % bzw. 2.1 %. Die Sparquote bleibt damit
konstant. Laut den vorliegenden Daten hat die Investitionsnachfrage im laufenden Jahr kräftig angezogen, wobei
sich insbesondere die Bauwirtschaft sehr dynamisch entwickelt. Bei den Ausrüstungsinvestitionen erwartet das
Institut für 2006 ein Wachstum von 5 %. 2007 sollte dieses Aggregat um 4.5 % zulegen. Äußerst stark
entwickeln sich die Bauinvestitionen, die laut Prognose im heurigen Jahr um 4.3 % steigen. Für nächstes
Jahr wird ein Wachstum von 2.5 % erwartet. Insgesamt beträgt das Wachstum der Bruttoinvestitionen 4.4 % und
schwächt sich 2007 auf 3.4 % ab. 2008 sollte das Wachstum bei der 3-Prozent-Marke zu liegen kommen.
Die Außenwirtschaft entwickelt sich weiterhin sehr dynamisch. In den ersten drei Quartalen sind die Warenexporte
laut VGR um 9.7 % gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres gestiegen. Getragen werden die Exporte von
der guten Weltkonjunktur, dem Aufschwung im Euroraum, der moderaten Lohnpolitik und dem stabilen EUR/USD-Wechselkurs.
Für den Jahresdurchschnitt 2006 erwartet das Institut eine Erhöhung der Warenexporte laut VGR um 8.9
%. Aufgrund der nachlassenden Auslandsnachfrage verringert sich das Exportwachstum im nächsten Jahr, bleibt
aber mit 7.8 % auf sehr hohem Niveau. Die Warenimporte laut VGR werden heuer um 6.4 % zulegen und auch nächstes
Jahr in etwa mit dem selben Tempo wachsen (6.7 %). Im heurigen Jahr werden die Exporte im weiteren Sinne laut VGR
um 7.8 % steigen. Nächstes Jahr beträgt das Wachstum 6.5 %. Die Importe im weiteren Sinne laut VGR legen
um 6.5 % bzw. 6.1 % zu. Für 2008 wird eine ähnliche Entwicklung in der Außenwirtschaft erwartet.
Die Inflationsrate hat sich im heurigen Jahr verhalten entwickelt. Der Preisauftrieb bei den Energiepreisen blieb
lange hartnäckig, dämpfend wirkten hingegen die Bereiche Freizeit und Kultur sowie Nachrichtenübermittlung.
Insgesamt gesehen erwartet das Institut für den Jahresdurchschnitt 2006 eine Inflationsrate von 1.5 %. Aufgrund
der moderaten Lohnentwicklung und der Stabilisierung der Ölpreise prognostiziert das Institut für nächstes
Jahr eine Inflationsrate in der selben Höhe. Auch 2008 dürfte die Inflation bei der 1 ½ -Prozent-Marke
liegen.
Aufgrund der Hochkonjunktur verbessert sich die Lage am Arbeitsmarkt weiter. Im Jahresdurchschnitt 2006 beträgt
die Beschäftigungsausweitung laut Prognose 1.7 %, damit wird der höchste Beschäftigungsanstieg seit
Beginn der 1990er Jahre erzielt. Auch nächstes Jahr sollte die Beschäftigung noch um 1.3 % expandieren.
Selbst bei Berücksichtigung der starken Ausweitung der Schulungsmaßnahmen geht die Zahl der vorgemerkten
Arbeitslosen gegenwärtig merklich zurück. Diese Tendenz dürfte sich auch noch im nächsten Jahr
fortsetzen. Die Arbeitslosenquote nach nationaler Definition wird 2006 6.8 % betragen und könnte 2007 auf
6.3 % fallen. 2008 wird die Arbeitslosigkeit voraussichtlich auf diesem Niveau verharren. Dies impliziert eine
Arbeitslosenquote laut EUROSTAT-Definition von 4.8 % im heurigen Jahr und 4.5 % im weiteren Prognosezeitraum.
Aufgrund der konjunkturell bedingt starken Zunahme der Steuereinnahmen wird das gesamtstaatliche Defizit laut Maastricht
heuer mit 1.2 % deutlich geringer ausfallen als noch beim letzten Prognosetermin erwartet. Eine Abschätzung
des Defizits für die nächsten beiden Jahre ist äußerst schwierig, da weder ein Budget noch
eine Regierungserklärung vorliegt. Das Institut geht gegenwärtig von einer Defizitquote von 1.3 % bzw.
1.4 % in den Jahren 2007 und 2008 aus. Hierbei sind weder verstärkte Konsolidierungsmaßnahmen noch potenzielle
Ausgabensteigerungen aufgrund neuer Projekte eingerechnet. Das Institut befürwortet weiterhin verstärkte
Anstrengungen, ein über den Konjunkturzyklus ausgeglichenes Budget zu erzielen. Defizitfinanzierte konsumtive
Ausgaben führen längerfristig nur zu verstärktem Konsolidierungsbedarf bzw. Steuererhöhungen.
Aus Sicht des Instituts erscheinen eine zügige Umsetzung einer Verwaltungsreform, aber auch Reformen im Finanzausgleich
notwendig. Nur so können prinzipiell sinnvolle Maßnahmen zur Sicherung des Wirtschaftsstandorts Österreich
(Bildungsoffensive, Ausbau der Bahninfrastruktur, Förderung von F&E, Senkung der Abgabenquote, Entlastung
des Faktors Arbeit) finanziert werden. |