Bären treten Winterschlaf an - Neue Zuwanderung im nächsten Jahr möglich
Wien (wwf) - Es war ein ereignisreiches Jahr für die Braunbären in Österreich. Während
JJ 1, auch "Bruno" genannt, im Juni mit Genehmigung der bayrischen Regierung geschossen wurde, ist
auch die Braunbärenpopulation in Österreich gefährdet. Von vielen Jungtieren fehlt jede Spur. Der
WWF plant deshalb 2007, den Gesamtbestand der österreichischen Bärenpopulation zu untersuchen, um ihr
spurloses Verschwinden zu verhindern. Durch verstärkte Zusammenarbeit soll weiters die Wanderung von Bären
im Alpenraum gefördert werden. Der WWF will sich deshalb dafür einsetzen, dass die hohe Abschussrate
von Bären in Slowenien verringert wird.
Wenn die Tage kälter werden und der erste Schnee fällt, beginnt für die Braunbären in Österreich
die Zeit des Winterschlafs. Sie ziehen sich in entlegene Gegenden zurück und verbringen den Winter in einer
Höhle, bis sie die ersten warmen Tage wieder an die Sonne locken. Doch niemand weiß, wie viele Bären
es in Österreich eigentlich noch gibt. "Vom Ötscherbär und den drei vom WWF ausgesiedelten
Bären hat es mehr als 30 Junge geben. Tatsächlich konnten wir letztes Jahr nur fünf Bären genetisch
nachweisen", so Bärenanwalt Dr. Georg Rauer und weist darauf hin, dass die letzte Sichtung einer Bärenmutter
in Österreich im vergangenen August nachweisbar war. "Die Population ist derzeit so gering, dass der
Bestand einer überlebensfähigen Population in Österreich nicht gewährleistet ist", warnt
Rauer.
"Es wäre deshalb dringend nötig, auch im Ötschergebiet mehrere Bären einzufangen um sie
mit einem GPS-Peilsender zu versehen. Mit diesem Sender kann die Spur der Bären zu ihrem Schutz verfolgt werden",
so Rauer. Weiters will der WWF grenzübergreifend mit der slowenischen Regierung zusammenarbeiten. Dort leben
400 bis 500 Bären, von denen einige nach Österreich zuwandern müssten, damit der Bestand in Österreich
gesichert ist. Stattdessen hat die slowenische Regierung eine Abschussquote von knapp Hundert Bären beschlossen,
wogegen der WWF heuer heftig protestierte. "Wir brauchen dringend mehr grüne Korridore, damit weitere
Bären zuwandern können", wünscht sich Rauer.
Auch aus dem italienischen Trentino könnte es 2007 neue Zuwanderungen von Braunbären geben. Zwar wurde
die Mutterbärin Jurka im Oktober mit einem Peilsender versehen, um sie davon abzuhalten, zu nahe in besiedelte
Gebiete in Norditalien vorzudringen. Dennoch könnten sich ihre Jungen, die drei Geschwister von "Bruno",
im kommenden Jahr auf Wanderschaft nach Österreich oder sogar nach Bayern oder in die Schweiz begeben. Der
Fall "Bruno" führte heuer zu einer verstärkten interregionalen Zusammenarbeit im Alpenbereich.
Erstmal gab es ein behördliches Treffen der Alpenländer Österreich, Deutschland, Italien, Schweiz,
und Slowenien. In Bayern und in Tirol gibt es nun behördliche Bärenmanager. "Wir erwarten uns für
2007 ein interessantes und aufschlussreiches Bärenjahr mit intensiver grenzüberschreitender Zusammenarbeit",
so Bärenanwalt Rauer abschließend. |