Regionalstadtbahn Salzburg - ein Verkehrskonzept mit Zukunft   

erstellt am
20. 12. 06

Haslauer: Gemeinsam an der Umsetzung arbeiten / Padutsch: Leistungsfähiger Öffentlicher Verkehr notwendig
Salzburg (lk) - Es kommt Schwung in die Pläne zur Errichtung einer regionalen Stadtbahn in der Landeshauptstadt Salzburg. Grund dafür ist eine aktuelle Studie, nach der sich eine Schienenverbindung vom Hauptbahnhof bis zur Hellbrunner Brücke im Süden der Stadt sowohl volkswirtschaftlich als auch betriebswirtschaftlich rechnen würde. "Mit einer direkten Verbindung lässt sich die Zunahme des Individualverkehrs bremsen, die Salzburgerinnen und Salzburger kämen schneller in die Stadt und zum Arbeitsplatz", erklärt Landeshauptmann- Stellvertreter Dr. Wilfried Haslauer das Anliegen bei einem Informationsgespräch. Die Verkehrsreferenten des Landes und der Stadt sind beide von den Vorteilen einer regionalen Stadtbahn überzeugt: "Ein leistungsfähiger öffentlicher Verkehr ist nicht nur für die Städte und ihre Zentralräume überlebensnotwendig, sondern vor allem auch für die gesamtösterreichische Wirtschaftsstruktur, von den Verpflichtungen für den Klimaschutz ganz zu schweigen. Hier sind die größten Arbeitsplatzdichten, hier wird ein Großteil der Wirtschaftsleistung erbracht, hier gibt es das größte Mobilitätsbedürfnis. In Salzburg ist dafür die Stadt/Regionalbahn durchs Zentrum bis zur Hellbrunner Brücke unverzichtbar. Ich bin sicher, die neue Bundesregierung weiß das und wird entsprechend handeln", erklärte Stadtrat Johann Padutsch.

Wenn der Öffentliche Verkehr (ÖV) in Salzburg zu einer echten MIV-Alternative werden soll, ist von zwei Thesen auszugehen: Die Sicherung und Steuerung der langfristigen Finanzierbarkeit des ÖV-Systems sowie eine auf offensive Kundengewinnung ausgerichtete Gesamt-Koordination und Vermarktung des gesamten Angebotes und des weiteren Ausbaus NAVIS 1 waren der richtige Ansatz zur Verbesserung der Verkehrssituation im Zentralraum Salzburg mit gutem Erfolgspotenzial. Das alleine kann aber eine Zunahme des Individualverkehrs im Zentralraum nicht verhindern (Modal-Split – die Aufteilung der einzelnen Verkehrsarten). Wenn das politische Ziel darin bestehen soll, den motorisierten Individualverkehr (MIV) zu kompensieren, um den Modal-Split mindestens zu halten, so muss sich der langfristige Weiterausbau des ÖV auf die Weiterentwicklung des S-Bahn-Systems als Rückgrat eines leistungsfähigen Agglomerations-Verkehrssystems konzentrieren.

"Zur Verbesserung der Verkehrssituation und zur Verstärkung des ÖV sind dringend eine weitere Verdichtung der Taktangebote und der Neubau von Bahnstrecken erforderlich. Der gesamte Zentralraum muss von diesem S-Bahn-System profitieren können", erklärte Haslauer, der betonte, dass selbst die bauliche Erweiterung des S-Bahn-Systems allein ein weiteres Absinken des ÖV-Anteils am Modal-Split noch nicht verhindern kann. Werde diese Erweiterung verzögert oder gar nicht umgesetzt, so wird der MIV weiter massiv steigen und der Anteil des ÖV (nicht nur prozentual, sondern auch absolut) weiter sinken.

Ergebnisse der Verkehrsuntersuchung von Prof. Schaffer
Unter der Leitung des ehemaligen Leiters der Züricher Verkehrsbetriebe und anerkannten Fachmanns Prof. Horst Schaffer hat eine Arbeitsgruppe der Salzburger Experten von Stadt, Land, ÖBB und Salzburg AG über ein dreiviertel Jahr alle schon bisher vorhandenen Unterlagen und Gutachten abgestimmt und aktualisiert. Das Ergebnis ist von allen akzeptiert und wird gemeinsam mitgetragen.

Bei einer ersten Punktebewertung, bei der Investitionen und Maßnahmenwirkung dreifach gegenüber den anderen Kriterien gewichtet wurden, soll die künftige Regionalstadtbahn vom Hauptbahnhof unterirdisch bis in die Akademiestraße und dann oberirdisch weiter bis zur Hellbrunner Brücke im Süden Salzburgs geführt werden. Diese Variante 1c kurz weist im Vergleich mit den anderen Maßnahmen folgende Rahmenbedingungen auf:

  • der betriebswirtschaftliche Nutzen-Kosten-Faktor ist der beste
  • gleiches gilt für den volkswirtschaftlichen Nutzen-Kosten-Faktor
  • bezüglich der Nachfragesteigerung pro Jahr und Million-€-Investition liegt Planfall 1c kurz auf dem dritten Platz
  • beim Maßnahmenwirkungsgrad liegt 1c kurz im Mittelfeld, was NAVIS 1 Bahn-Planfall 2
  • vergleichbar wäre
  • mit Platz 5 (von 11) zeigt sich der hohe Investitionsbedarf als große Einstiegshürde
  • eine Etappierung in Planfall 1a und Planfall 1b kurz ist daher empfehlenswert


"Die Verlängerung der Lokalbahn bis zur Hellbrunner Brücke ist als „vorläufiges“ Endziel anzu-sehen. In Anbetracht der hohen Investitionskosten sowie der begrenzten Verfügbarkeit ent-sprechender öffentlicher Gelder wird empfohlen, zwischen Akademiestrasse und Hellbrunner Brücke eine oberirdische Trassenführung zu suchen", erläuterte Haslauer die Empfehlung der Experten.

Dieses Ziel ließe sich in drei Etappen realisieren. Jede Etappe kann für einen beliebig langen Zeitraum in Betrieb genommen werden: Etappe 1: Hauptbahnhof bis Salzach ("Planfall 1a") 157 Millionen Euro; Etappe 2: Salzach bis Nonntal ("Planfall 1b kurz") 84 Millionen Euro; Etappe 3: Nonntal bis Hellbrunner Brücke ("Planfall 1c kurz") 103 Millionen Euro – gesamt: 344 Millionen Euro

Die Hellbrunner Brücke als „vorläufiger“ Endpunkt bietet eine Reihe von Vorteilen

  • Der regionale Busverkehr aus dem Süden lässt sich optimal anbinden
  • Auch für Touristenbusse wäre eine ideale Anknüpfungsstelle gegeben (Nähe Autobahnanschluss)

Der weitere Ausbau des S-Bahn-Netzes könnte ohne Präjudiz geplant werden, da bei der Um-setzung der Variante 1c kurz die Option einer Verknüpfung mit dem S-Bahn-System am Haupt-bahnhof offen bliebe.

Auch eine direkte Anbindung an die ÖBB-Strecke im Raum Salzburg-Süd bliebe als Option offen. Parallel zur Bauvorbereitung und zur Realisierung von NAVIS 2 kann die weitere Planung des großräumigen Weiterausbaus des gesamten S-Bahn-Systems erfolgen. Die Realisierung weiterer Vorhaben könnte dann frühestens nach 2020 (eher nach 2025) beginnen

 
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