Transparente Kostenrechnung bei allen öffentlichen Dienstleistungen
Wien (pk) - Bestehende Probleme für BürgerInnen an der Grenze von Bundesländern abzubauen,
zählt für den Präsidenten des Bundesrates, Gottfried Kneifel, zu einer wesentlichen Aufgabe, der
sich die PolitikerInnen in Hinkunft stellen müssen. Die starre Sprengeleinteilung widerspreche oft berechtigten
Interessen von BürgerInnen und behindere die Wahlfreiheit, stellte er fest. Deshalb sei es notwendig, entsprechende
finanzrechtliche Rahmenbedingungen zu schaffen, damit jederzeit zwischen verschiedenen Verwaltungseinheiten gegenverrechnet
werden kann. Kneifel verlangte in diesem Zusammenhang die Einführung einer transparenten Kostenrechnung bei
allen öffentlichen Dienstleistungen.
Gemeinsam mit den Bürgermeistern Alfred Buchberger von Ennsdorf, (NÖ) und Willi Zuderstorfer von Kronsdorf
(OÖ) erörterte Kneifel tagtägliche Schwierigkeiten, die für BewohnerInnen von Grenzgemeinden
aufgrund der unterschiedlichen landesgesetzlichen Vorschriften und Sprengelgrenzen entstehen. So erschweren beispielsweise
unterschiedliche Bauvorschriften die Planung für Betriebe und Häuslbauer. Die starre Sprengeleinteilung
des AMS mache es wiederum erforderlich, dass BürgerInnen der Gemeinde Ennsdorf eine Wegstrecke von 40 km zum
AMS Amstetten zurücklegen müssen, anstatt zur 2 km entfernten AMS Geschäftsstelle in Enns zu gehen.
Nach einer Schließung von Polizeidienststellen sollte im Interesse einer besseren Erreichbarkeit die Zusammenlegung
mit anderen Dienststellen ohne Ansehen der Landesgrenze erfolgen, so die Zukunftsvision der Bürgermeister
und des Bundesratspräsidenten.
Besonderen Handlungsbedarf sieht man im Hinblick auf soziale Einrichtungen. Ältere Menschen, die in ein Pensionisten-
oder Altersheim gehen müssen, sollten möglichst in ihrem sozialen Umfeld belassen und nicht auf Grund
von Landesgrenzen aus ihrer Umgebung gerissen werden. Ein Ausgleich zwischen den Bundesländern bzw. deren
Sozialhilfeverbänden sollte hier Abhilfe schaffen. Ähnliche Probleme treten auch im Kindergartenwesen
auf, verschärft durch die unterschiedliche Kostenstruktur.
Diese Beispiele machten deutlich, dass der Föderalismus eine ständige Herausforderung für neue innovative
Lösungen darstellt, unterstrich Präsident Kneifel. Föderalismus sei ein notwendiges Ordnungsprinzip
für Gesellschaft und Staat, weil es größtmögliche Vielfalt in einer verbindlichen Einheit
ermögliche. Er müsse aber den Bedürfnissen der modernen Gesellschaft angepasst werden, betonte Kneifel
bei der Pressekonferenz. |