St. Pölten (nöwpd) - Im heimischen Autohandel treibt der Kostendruck
den Strukturwandel voran. Die Zahl von rund 600 Kfz-Händlern in Niederösterreich, die noch vor einigen
Jahren gegolten hat, ist "mittlerweile sicher unterschritten worden", sagt Josef Schirak, stellvertretender
Bundesgremialvorsteher des Autohandels aus St. Pölten.
Dabei sei nicht die Zahl der Outlets, wohl aber die Zahl der Eigentümer geschrumpft. "Die Bereinigung
läuft", berichtet Schirak im Gespräch mit dem NÖ Wirtschaftspressedienst. Etliche deutsche
Unternehmen hätten sich hierzulande eingekauft, etliche heimische Unternehmer seien ausgeschieden.
Das Problem des Autohandels seien die mangelnden Erträge bei vielen Marken. Branchenstudien haben Erträge
von nur 0,6 Prozent vor Steuern ergeben. "Das ist der Durchschnittswert, das heißt: Viele Autohändler
liegen noch darunter, also im negativen Bereich", so Schirak. Der Ertragswert müsste aber bei 2 bis 3
Prozent liegen. Die geringen Erträge seien gleichzeitig der Hinweis darauf, dass die einzelnen Betriebe nur
mit einem entsprechend wachsenden Umsatzvolumen überleben können.
Das Marktvolumen bleibt aber insgesamt gesehen seit Jahren ziemlich gleich. Schirak: "Wir haben
auch 2006 in ganz Österreich wieder rund 300.000 Neuzulassungen registriert. Davon waren rund 20.000 bis 30.000
Autos so genannte Tageszulassungen." Dabei werden Autos für kurze Zeit an- und gleich wieder abgemeldet.
Auf diese Weise werden aus Neuwagen künstlich "Gebrauchte" erzeugt, die dann vielfach exportiert
werden. "Beim Export liegt Österreich ganz gut im Rennen", so Schirak, denn ohne Mehrwertsteuer
seien die Autopreise in unserem Land relativ günstig. Ab heuer kommt ein weiterer, den Export stärkender
Faktor dazu: Auch die Normverbrauchsabgabe (Nova) kann anteilig abgezogen werden.
Der Inlandsmarkt hat sich mittlerweile bei einem jährlichen Nachholbedarf von rund 275.000 Autos eingependelt.
"Mit einem Bestand von 4,3 Millionen PKW und Kombi liegen wir in Österreich nahe am Sättigungsgrad",
sagt Schirak. Gleichzeitig habe das Auto an Stellenwert verloren. "Zweck, Nutzungsmöglichkeit und Preis
sind die entscheidenden Kauffaktoren", so Autohändler Schirak. Die Zeiten, als der Spaß am Auto
eine tragende Rolle spielte, die seien vorbei.
Darum rechnet er auch den ersten Fahrzeugen aus China, die 2007 auf den europäischen Markt kommen werden,
gute Chancen aus. "Die sind in Optik und Technik durchaus den Koreanern gleichzusetzen", meint Schirak,
und glaubt gleichzeitig, dass sich die Chinesen "sicherlich deutlich schneller im Markt durchsetzen werden,
als das seinerzeit bei den Japanern der Fall war. Und dann wird Indien kommen", rechnet Schirak mit einem
heftigen Gedränge im unteren Preissegment: "Der Einstieg von China und Indien in den weltweiten Automarkt
wird zweifellos auf die Preise drücken."
Gleichzeitig steigt der Einsatz von High-Tech-Elementen im Auto - "da gibt es viele praktische Dinge, wie
Abstandmesser usw. Die Qualität der Autos ist deutlich gestiegen", schwärmt Schirak. Gesunken seien
dagegen die Wartungs- und Reparaturkosten. "Die Garantiezeiten werden länger, die Modul-Bauweise vereinfacht
den Austausch einzelner Elemente. Autoreparaturen werden so tendenziell eher billiger."
Im "Wettbewerb" Diesel gegen Benziner habe nach wie vor der Diesel die Nase vorn. "Der Diesel-Boom
dürfte aber den Höchststand überschritten haben", meint Schirak. Die Benziner können mittlerweile
mit tollen Verbrauchswerten punkten. Auch die Autos mit Hybrid-Antrieb kommen stärker ins Rennen, und Erdgas
soll auch noch mehr Bedeutung bekommen. |