Außenministerin Plassnik anlässlich EU-Beitritts in Rumänien und Bulgarien
Sofia (bmaa) - "Mit dem heutigen Tag wird der endgültige Schlussstrich
unter den Zerfall des Kommunismus in Mittel- und Osteuropa gezogen. Europa wächst wieder zusammen.
Der Spannungsbogen führt vom 27. Juni 1989, der symbolträchtigen Durchtrennung des Eisernen Vorhangs
an der Grenze zwischen Österreich und Ungarn durch die damaligen Außenminister Alois Mock und Gyula
Horn, über den mutigen Einsatz der Menschen Mittel- und Osteuropas für Freiheit und Demokratie bis ins
Heute", erklärte Außenministerin Ursula Plassnik im Rahmen der Beitrittsfeierlichkeiten in der
bulgarischen Hauptstadt. Tags zuvor hatte Plassnik in Bukarest mit hochrangigen Vertretern der EU bereits den Eintritt
Rumäniens in die europäische Union festlich begangen.
"Der Beitritt Bulgariens und Rumäniens beweist die enorme Transformationskraft der EU. Er ist aber vor
allem die sichtbare Anerkennung des gewaltigen Reformprozesses, den die Menschen in Bulgarien und Rumänien
in den vergangenen Jahren geleistet haben. Mit dem heutigen Tag haben beide Länder die Königsetappe der
Tour d'Europe erfolgreich bewältigt. Jetzt gilt es auch die nächsten Etappen ebenso beherzt und konsequent
hinter sich zu bringen", so Plassnik weiter.
Dabei gehe es nicht um die Erfüllung irgendwelcher abstrakter EU-Vorgaben, sondern um die notwendige Modernisierung
im Interesse der Menschen in Bulgarien und Rumänien. "Reformen sind ja kein Selbstzweck oder hören
mit dem EU-Beitritt auf. Sie dienen in erster Linie den Bulgaren und Rumänen selbst. Sie sind diejenigen,
die am meisten von mehr Rechtssicherheit, weniger Korruption, besseren Sicherheitsstandards für Lebensmittel
und in der Luftfahrt - um nur einige Beispiele zu nennen - profitieren werden", betonte Plassnik.
Österreich habe den europäischen Weg beider Länder stets aktiv begleitet und unterstützt, hob
Plassnik hervor: "Das österreichische Parlament hat im Frühjahr den Beitrittsvertrag genehmigt -
über alle Parteigrenzen hinweg und mit überwältigender Mehrheit. Das war ein bewusstes und deutliches
Signal. Der Erfolg der letzten Erweiterung gibt uns allen Grund, zuversichtlich zu sein. Der EU-Beitritt Bulgariens
und Rumäniens bringt uns Österreichern ein Mehr an Sicherheit und an Chancen für unsere Wirtschaft."
Von besonderer wirtschaftlicher und politischer Bedeutung für Österreich ist dabei das allmähliche
Zusammenwachsen des Donauraums. Bereits heute erfüllen Bulgarien und Rumänien wichtige regionale Aufgaben,
etwa im Rahmen der Donauraumkooperation, der Zusammenarbeit im Energiebereich und der Schaffung der erweiterten
mittel- und südosteuropäischen Freihandelszone CEFTA. "Die Donau ist auf dem besten Weg, ein EU-Binnenfluss
zu werden. Wir erleben das Wiedererstehen einer Kultur-, Umwelt- und Wirtschaftsregion mit einem gerade für
uns spannenden Zukunftspotential. Diese Nachbarschaftserweiterung bietet uns die Chance, den Donauraum als verbindendes
Element Mitteleuropas mit der Schwarzmeerregion vermehrt zur Geltung zu bringen und nachhaltig als europäische
Lebensader zu etablieren", so die Außenministerin weiter.
"An diesem historischen Tag habe ich mich auch bewusst in die größte bulgarische Donaustadt Rousse
begeben. Rousse ist mit der einzigen Donaubrücke zwischen Bulgarien und Rumänien nicht nur Nahtstelle
zwischen diesen neuen EU-Mitgliedsstaaten, sondern zeigt auch das Potential der gelebten Nachbarschaft im neuen
Europa. Die Stadt ist zugleich seit jeher ein Tor zu Mitteleuropa. Dies wird auch durch den großen Europäer
und Weltbürger Elias Canetti versinnbildlicht, der hier geboren ist", schloss Plassnik. Die Außenministerin
übergab der anlässlich des 100. Geburtstages des Schriftstellers am 20. Mai 2005 vom Außenministerium
eingerichteten Österreich-Bibliothek "Elias Canetti" eine Bücherspende von 10.000,- Euro. Plassnik
überreichte am selben Tag in Bukarest auch dem Projekt von Pater Georg Sporschill zugunsten rumänischer
Straßenkinder eine Spende in der gleichen Höhe. |